Ausdruck einer neuen Lebenskultur

Schrebergärtner wurden einst belächelt. Dabei bieten Gartenlauben viel mehr als nur einen Einstieg in die Selbstversorgung mit frischem Obst und Gemüse.

Illustration von Carina Crenshaw
Illustration von Carina Crenshaw
Eike Schulze Redaktion

Junge Familien und Paare haben den Schrebergarten wieder entdeckt. Was früher eher als spießig und piefig galt, ist heute wieder stark im Kommen. Man möchte sich wieder in der Natur tummeln, selbst Obst und Gemüse ernten und herumwerkeln. Da Einfamilienhäuser mit einem ordentlichen Garten ihren Preis haben, haben gerade die jüngeren Semester eine Vorliebe für den Schrebergarten entwickelt.  Für vergleichsweise wenig Geld lässt sich dieser Wunsch umsetzen. Rund 902.000 Kleingärten gibt es zurzeit in Deutschland, wobei es im Osten deutlich mehr gibt als im Westen. Die Fläche ist meist im Eigentum von Kommunen, manchmal auch von Kirchen oder Stiftungen.

Ohne  Verein geht es nicht

Um Laubenpieper zu werden, müssen Interessierte zunächst in einen Kleingartenverein eintreten. Dieser hat die Verfügung über die einzelnen Parzellen. Aber ob es schnell oder langsam geht, einen Kleingarten zu übernehmen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Nachfrage nach der Oase im Grünen ist teilweise sehr hoch. So kann es in Städten wie Berlin oder München passieren, dass mit Wartezeiten von Jahren zu rechnen ist, während es beispielsweise in den ländlichen Gebieten von Niedersachsen oder Schleswig-Holstein deutlich schneller geht und mancherorts innerhalb eines Monats die Gartenidylle übertragen ist. Aussichtslos ist es aber nie, selbst bei längerer Wartezeit nicht, da viele Interessierte zwischenzeitlich abspringen. Etwas Geld muss meist mitgebracht werden. Zum einen fallen die Pacht und der Mitgliedsbeitrag an, zum anderen Abstand für die Laube und bei der Übernahme von Gartengeräten an den Altpächter. Die Pacht ist dabei günstig. Laut einer Studie des Bundesinstitutes für Stadt- Bau- und Raumforschung liegt die Pacht  durchschnittlich bei 18 Cent pro Quadratmeter, bei einer Fläche von 400 Quadratmetern läge sie bei 72 Euro pro Jahr. Natürlich kommen noch Kosten für Strom und Wasser und individuelle Ausgaben für Bepflanzung und Instandhaltung hinzu. So dürften sich die jährlichen Kosten um etwa 1 Euro pro Quadratmeter bewegen.

Pflichten als Laubenpieper

Im Gegensatz zum heimischen Garten gibt es in den Kolonien verschiedene Regelungen, die meisten fußen auf dem Bundeskleingartengesetz. Diese berühmten-berüchtigten Regeln werden von den Kleingartenvereinen auf Einhaltung überprüft. Ein reiner Ziergarten, vielleicht noch mit Swimmingpool und großer Laube, wird auf Missfallen stoßen. Erwartet wird ein Nutzgarten, der auch für die Erholung da ist. So muss auf mindestens einem Drittel Obst- und Gemüse angebaut werden, wie der Bundesgerichtshof entschied. Außerdem dürfen auf dem Grundstück keine Tiere wie Hühner oder Kaninchen gehalten werden. Und: Regeln zur Mittagsruhe und von Baumaßnahmen sollten eingehalten werden. Die Größe der Laube ist beispielsweise auf 24 Quadratmeter begrenzt und ist von der Ausstattung nicht zum Dauerwohnen geeignet.  Außerdem wird eine Mithilfe bei der Pflege der Wege und anderer öffentlicher Einrichtungen erwartet. Damit der Garten in Schuss bleibt, sollte über den Großteil des Jahres genug Zeit für den Garten vorhanden sein. Daher sollte der Schrebergarten nicht zu weit vom Zuhause entfernt sein, sodass dieser schnell zu erreichen ist.

Die Kür für Laubenpieper

Schrebergärtnern soll Spaß machen. Mit Freunden und Verwandten einen tollen Nachmittag mit Grillen und rumtoben, das sollte möglich sein. Wer Spaß daran hat, allerlei Obst und Gemüse anzubauen und hierbei etwas experimentierfreudig ist, kann neue Genüsse auf den Teller zu Hause zaubern. Die „Alten Hasen“ der Kolonie stehen einem normalerweise mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um Tipps um den Anbau geht. Sie kennen den Boden und wissen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine gute und reichliche Ernte zu erzielen. Wer gerne gärtnert, wird häufig eine gleichgesinnte Gemeinschaft vorfinden, die sich gegenseitig unterstützt und auch ein Erntetausch machbar ist.

Neue Möglichkeiten  

Das internet bietet Unterstützung bei der Suche nach einem Garten. So besteht etwa über das Portal gartenpaten.org, die Möglichkeit, einen Kleingarten zu Mitnutzung zu finden. Mietgärten lassen sich beispielsweise über ackerhelden.de aufstöbern. Auch der ein oder andere Landwirt bietet Beete zur Nutzung an. Wer nur am Ernten interessiert ist, kann sich auf der Seite mundraub.org als Alternative umsehen. Hier gibt es Hinweise, wo Obstbäume im öffentlichem Raum stehen, die jeder und jede legal abernten kann.

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