Wenig essen, aber richtig

In Italien und Japan leben die Beweise. Mit pflanzlicher Kost, Olivenöl und Fisch kann man hundert Jahre und älter werden.

Illustration: Daria Domnikova
Illustration: Daria Domnikova
Carola Hoffmeister Redaktion

Im Fischerdorf Acciaroli südlich von Neapel leben zahlreiche Hundertjährige, genauso auf der südjapanischen Inselgruppe Okinawa. Auch in Ikaria in der griechischen Nord-Ägais, im kalifornischen Loma Linda sowie auf der Halbinsel Nicoya in Costa Rica werden die Menschen besonders alt. Wodurch gelingt die hohe Lebenserwartung in diesen Blue Zone genannten Regionen, fragen sich Wissenschaftler:innen wie Makoto Suzuki. Er erforscht die Gründe für die Langlebigkeit im als Dorf der Hundertjährigen bekannten Ogimi auf der Hauptinsel Okinawa. 
 

Diät mit viel Gemüse, Obst und Fisch

Am wichtigsten sei die Ernährung, so der Forscher. Das traditionell in Ogimi verzehrte Essen enthalte viel Obst und Gemüse und wenig Fleisch und Eier. Es sei fettarm und kohlenhydratreicher als die Gerichte auf dem japanischen Festland. In Italien bringen Wissenschaftler die hohe Lebenserwartung mit der vergleichbaren „mediterranen Diät“ in Zusammenhang. Sie umfasst viel Gemüse, Fisch und Olivenöl und soll so gesund sein, dass die UNESCO der Vereinten Nationen sie 2010 sogar zum immateriellen Erbe der Menschheit erklärte. Mit den dort hauptsächlich verzehrten Lebensmitteln gelangen außerdem zahlreiche Vitamine und Mineralien in den Körper, die besonders im Alter wichtig sind: Vitamin C und E etwa, die die Zellen vor vor oxidativen Schäden und damit vor Entzündungen und Risiken für Arteriosklerose, Diabetes und Krebs schützen. Vitamin E steckt vor allem in Pflanzenölen, Kernen und Saaten. Oder Magnesium als Hilfe gegen Knochenschwund. Für Vitamin D sorgt die in Süditalien und auf den japanischen Inseln reichlich vorhandene Sonne. Vitamin D schützt ebenfalls vor Osteoporose, und so plädieren Experten dafür, Vitamin D ab dem 60. Lebensjahr gezielt zu ergänzen.
 

Das rechte Maß beim Essen

In Japan gilt zudem das „Hara hachi bu“-Gebot. Es empfiehlt, mit dem Essen aufzuhören, sobald der Magen etwa zu achtzig Prozent gefüllt ist. Dass dieser genussvolle Verzicht sinnvoll ist, bestätigt die derzeit älteste Frau der Welt. María Branyas Morera, die vor 116 Jahren zur Welt kam. Sie gibt auf der Social-Media-Plattform X, früher Twitter, Tipps für ein langes Leben: „Ich habe immer alles gegessen“, sagt sie. „aber nur in kleinen Mengen.“ 

Unvermeidbar bleibt jedoch, dass sich die Zellen im Laufe der Lebensjahre immer seltener teilen – bis hin zum Tod. Das ungefähre Sterbedatum einer Zelle lässt sich an der Länge ihrer Telomere im Zellkern ablesen. Telomere sitzen wie eine Zündschnur am Ende der Chromosomen und verkürzen sich bei jeder Zellteilung und das Leben der Zelle endet, wenn die Telomere zu kurz geworden sind. Laut Studienergebnissen der Mediziner Dean Ornish und Elizabeth Blackburn lassen sich Telomere mit der richtigen Ernährung jedoch verlängern und sogar verjüngen. Auch hier sind vollwertige pflanzliche Lebensmittel der Schlüssel zum Jungbrunnen. 

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