Jalousien, die sich automatisch per Zeitschaltuhr senken, ein Rasensprenger, der die Pflanzen im Garten bei bestimmten Temperaturen wässert und Licht, das beim Eintritt in den Hausflur anspringt wie von Geisterhand: Smart Home Devices – intelligente Geräte – sind heutzutage in vielen Eigenheimen Standard. Sie erleichtern den Alltag und sorgen vor allem im Alter für mehr Sicherheit. Etwa, wenn sich Kaffeemaschine und Herd nach Gebrauch automatisch abstellen oder in Fußböden integrierte Sensoren jeden Schritt der Bewohner registrieren und auswerten. Kommt es zu einem Sturz, wird ein Alarm ausgelöst, der das Pflegepersonal oder Angehörige benachrichtigt. „Die technischen Assistenzsysteme helfen in vielen Lebens- und Wohnbereichen“, fasst der Ingenieur Alexander Karl von der Hochschule Kempten zusammen. Er und sein Forschungsteam haben im Allgäu eine 55 Quadratmeter große Wohnung in einer Senior:innenanlage angemietet und zu einer Lehr- und Forschungseinrichtung umgestaltet, dem AAL Living Lab. Im Schlafzimmer gleiten Kleiderstangen nach dem automatischen Öffnen der Schranktüren aus dem Inneren. Herd, Spüle und Arbeitsflächen fahren per Knopfdruck auf die Höhe eines Rollstuhlfahrers herunter, ein Saugroboter reinigt den Boden und ein intelligentes Bestellsystem ordert fehlende Lebensmittel im nächsten Supermarkt. Die Toilette gleicht einem modernen Labor, wenn sie Blutdruck, Puls, Blutzucker und Sauerstoffsättigung misst und die Daten bei Auffälligkeiten über die Cloud direkt zur Auswertung an medizinisches Fachpersonal sendet, das entsprechend reagiert. Und klar: Ein Duschstrahl macht Toilettenpapier überflüssig.
Smart ist oft zu teuer
In den Industrienationen werden künftig immer mehr Menschen eine solche smarte Ausstattung der Wohnung benötigen, davon sind Forschende wie Alexander Karl überzeugt. Denn der demographische Wandel führt zu einer immer älteren Gesellschaft, in der die Menschen zunehmend auf Unterstützung oder Pflege angewiesen sind. Bereits heute sind laut Statistischem Bundesamt 20 Prozent der Europäer über 65 Jahre alt, bis 2050 werden es über 30 Prozent sein. Gleichzeitig herrscht aufgrund zurückgehender Geburtenraten Fachkräftemangel. Intelligente Technik bietet einen Ausweg aus dem Dilemma und erfüllt außerdem den Wunsch vieler Menschen, im Alter selbstständig und selbstbestimmt zu leben.
Bislang haben Krankenkassen das wichtige Zukunftsthema der smarten Wohnumgebung aber noch nicht hinreichend auf der Agenda, beklagen Wissenschaftler:innen. Die Anschaffung der intelligenten Technik scheitert daher häufig an den Kosten. Das ist eine sehr kurzfristige Denkweise. Ein Heimplatz ist in der Regel zumindest auf längere Sicht viel teurer als die Investition in smarte Technik. Vor allem das Gesundheitssystem profitiert davon, wenn viele Menschen länger in den eigenen vier Wänden bleiben können und keine stationäre Pflege benötigen.
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