Barrieren senken, Komfort erhöhen

Altersgerechter Wohnraum ist Mangelware, Umbauten sind teuer. Öffentliche Förderungen und Kredite können helfen. 

Illustration: Daria Domnikova
Illustration: Daria Domnikova
Julia Thiem Redaktion

Für die meisten älteren Menschen ist es vermutlich nur ein schwacher Trost, dass die Gesundheitsgefahren in den unteren Etagen eines Hauses am höchsten sind. Das fanden die Wissenschaftler Matthias Egger und Radoslaw Panczak in einer Studie heraus, für die sie von 2001 bis 2008 die Gesundheit von Menschen abhängig davon auswerteten, in welcher Etage sie lebten. Demnach ist das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen bei Menschen im Erdgeschoss um 22 Prozent höher als bei Menschen im achten Obergeschoss. Das Risiko einer Lungenerkrankung sogar um 40 Prozent höher. 

Die Forscher betonten mit ihrer Studie also die gesundheitsfördernde Wirkung von Treppen. Was aber, wenn genau die im Alter zu einem unüberwindbaren Hindernis werden? Das nämlich ist die Kritik der aktuellen Studie „Wohnen im Alter“ des Pestel-Instituts im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel, BDB. Demnach sei derzeit nur jede siebte Wohnung altersgerecht, der Großteil davon werde allerdings gar nicht von älteren Menschen bewohnt. Die Begründung dafür liefert der Leiter des Pestel-Instituts Matthias Günther: „Barrierefreiheit ist ein Komfortmerkmal. Solche Wohnungen werden über den Preis und nicht nach Bedürftigkeit oder Alter vergeben.“ 

Dass sich die Situation bei altersgerechten Wohnungen weiter zuspitzen wird, ist ebenfalls abzusehen. Schon heute benötigen 2,8 Millionen Haushalte laut Studie eine altersgerechte Wohnung. Es gäbe allerdings aktuell nur etwa 600.000 Haushalte, in deren Wohnung Menschen mit Rollator oder Rollstuhl zurechtkämen, etwa weil es keine Treppen gibt oder der Zugang zur Dusche ebenerdig ist. Bis 2040 werden sogar 3,3 Millionen altersgerechter Wohnungen benötigt, damit Menschen möglichst lange selbstbestimmt zu Hause bleiben können. 2050 werde es Regionen mit über 40 Prozent der Bevölkerung im Seniorenalter geben, prognostizieren die Studienmacher. 

Altersgerechtes Wohnen ist allerdings nicht ausschließlich mit Barrierefreiheit verbunden. Auch der Wohnkomfort mit Blick auf Ausstattung und Möbel ist ein wichtiges Kriterium für ein eigenständiges Leben. Bequeme und rückenschonende Matratzen verbessern den Schlaf und ein ausreichend hohes Bettgestell erleichtert den Ein- und Ausstieg. Und auch vermeintlich einfache Veränderungen wie ein Backofen auf Augenhöhe können für ein Mehr an Komfort in den eigenen vier Wänden sorgen. 

Wer Haus oder Wohnung im Alter neugestalten will, braucht natürlich auch Kapital für etwaige Umbaumaßnahmen. Hier lohnt ein regelmäßiger Blick auf die Förderseiten der Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW. Ein Mitte Juli gestarteter Fördertopf mit Zuschüssen zur Reduzierung von Barrieren ist zwar mittlerweile ausgeschöpft – 75 Millionen Euro hat die KfW hier vergeben –, dafür gibt es aktuell den „Altersgerecht Umbauen Kredit“ ab 2,68 Prozent effektivem Jahreszins. Bis zu 50.000 Euro unabhängig vom Alter gibt es für Baumaßnahmen, die Barrieren im Wohnraum reduzieren. Und der Kredit kann sogar für den Kauf von umgebautem Wohnraum genutzt werden. 

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