Herr Greulich, als einer der ersten Galeristen in Deutschland haben Sie sich bereits im letzten Sommer entschieden, eine NFT-Krypto-Ausstellung in Ihrer Galerie in Frankfurt zu machen. Inzwischen ist NFT in aller Munde. Was hat sich in den vergangenen Monaten verändert?
Bei mir in der Galerie verändert sich einiges: Wir bereiten gerade unsere dritte NFT-Ausstellung binnen eines Jahres vor. Für einen großen Finanzdienstleiser kuratieren wir ein NFT-Projekt. Unsere virtuelle Galerie Greulich 2.0 ist im Bau und ich schreibe gerade ein kleines Buch zum Thema NFT. Es entwickeln sich neue Konzepte in der Kunst und Kunstvermittlung, die wesentlicher Ausdruck unserer Zeit sind. Geändert hat sich darüber hinaus, dass die Popkultur sehr viel stärker in den Fokus des herkömmlichen Kunstmarktes und der Spekulation gerückt ist.
Die klassische Kunstwelt reagiert zum Teil mit heftiger Ablehnung auf den NFT-Trend. Warum?
Die Verwirrung, die zuweilen herrscht, verstehe ich. Momentan wird noch vieles durcheinandergeworfen. Die Begrifflichkeiten und Phänomene sind noch nicht geklärt und definiert. Ganz davon abgesehen werden durch die irren Preise auf dem Auktionsmarkt die Spekulationserwartungen geweckt. Da werden im Kunstkontext die Preise von digitalen Panini-Bildchen diskutiert – ohne darauf zu achten, worüber man eigentlich spricht.
Wie wird sich durch NFTs der Kunstmarkt verändern?
Durch die NFT-Technologie hat sich die digitale Kunst als kunstmarktfähig erwiesen. Ganz davon abgesehen wird das NFT für das Marketing und die Community-Bildung des Kunstmarkts wichtig werden.
Wie sehen Sie die Zukunft der NFTs? Ist der Hype schon wieder vorbei? Viel Krypto-Kunst bleibt auch unverkauft …
Ich hoffe, dass der Hype bald vorbei ist. Er tut der Sache nicht gut. Zu viele Fremdinteressen sind hier im Markt spürbar. Glücksritter, Finanzinvestoren, die Schar der Alltagsspekulanten agieren hier. Aber auch sehr spannende und wegweisende Künstlerinnen und Künstler. Natürlich bleibt viel Krypto-Kunst unverkauft. Das ist in anderen künstlerischen Medien genauso.
Manche NFT-Anhänger sprechen von der „Demokratisierung der Kunst“ durch NFTs. Worin besteht diese Demokratisierung?
Richtig ist, dass einige Plattformen für NFT-Kunst neue Wege der Distribution suchen und keine Gatekeeper-Funktion übernehmen wollen. Deshalb kann dort jede oder jeder seine Kunst anbieten – oder was man dafür hält. Das passiert nicht nur durch die großen Finanzinvestoren. Sondern auch durch 15-jährige Nerds, die mal nebenbei für kleines Geld Krypto-Kunst kaufen und verkaufen und den Spekulationshype anfachen.
Spekulation trifft Popkultur?
Ich würde mal so sagen: NFTs haben die Spekulation zur Popkultur erhoben. In diesem Sinne kann man das Demokratisierung nennen: die Demokratisierung der Spekulation und der Gier nach Gewinn.