Zertifizierte Wohngesundheit

Bauprodukte im Innenraum dürfen keine gefährlichen Stoffe an die Luft abgeben. Das EMICODE*-Siegel garantiert für ihre Unbedenklichkeit.

Klaus Winkels, Geschäftsführer der GEV – Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e. V.
Klaus Winkels, Geschäftsführer der GEV – Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e. V.
GEV-Emicode Beitrag

Herr Winkels, welche Rolle spielen Emissionen aus Baustoffen für die Wohngesundheit?

Im Prinzip geben alle Baustoffe Emissionen ab – Klebstoffe für Verlegeware, Fensterabdichtungen, Holz, das konserviert wurde. Heutzutage können sich Verbraucher und Handwerker darauf verlassen, dass diese Emissionen nicht mehr gesundheitsschädlich sind. Das war aber nicht immer so. Ein klassisches Problem waren Lösungsmittel, die zu den flüchtigen organischen Verbindungen gehören und sich zum Beispiel in Klebstoffen oder Farben fanden. Über lange Zeit eingeatmet, beeinträchtigen sie das Atemsystem und können neurologische Schäden verursachen. Viele Handwerker waren davon betroffen. Ein weiteres Beispiel ist das schwer flüchtige Formaldehyd, mit dem Holz konserviert wurde und das dann in die Raumluft emittierte und die Bewohner etwa eines Hauses beeinträchtigte. Lösemittel werden heute kaum noch eingesetzt, und Formaldehyd darf nicht mehr verwendet werden. 

Woher wissen wir denn, dass Werkstoffe keine gefährlichen Emissionen verursachen?

Seit den 1980ern stieg das Bewusstsein dafür, Verbraucher vor gefährlichen Stoffen schützen zu müssen. Auf Herstellerseite entstanden nach und nach viele Einzellösungen. Doch es braucht ein allgemein gültiges Bewertungssystem, das Orientierung gibt, und Handwerkern und Endverbrauchern nützt. Deshalb entstand 1997 die GEV, also die Gemeinschaft emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e. V. Ziel war und ist es, die Bemühungen zu bündeln, klare Standards für Inhaltsstoffe und Messmethoden zu schaffen. Zentral ist dabei das von uns vergebene EMICODE-Siegel. 

Das EMICODE*- Siegel steht für höchste Ansprüche an Baustoffe im Innenbereich.
Das EMICODE*- Siegel steht für höchste Ansprüche an Baustoffe im Innenbereich.

Können Sie das näher erläutern?

EMICODE-Produkte stehen für Unbedenklichkeit von Baustoffen und müssen schärfere Bedingungen erfüllen als vom Gesetzgeber verlangt. Wo immer das Ökosiegel EMICODE® zu sehen ist, kann man sicher sein: Hier handelt es sich um ein wohngesundes Produkt mit niedrigsten Emissionen. Unabhängige Sachverständige und Labore ermitteln immer wieder unangemeldet den Schadstoffgehalt. Erfüllt das Produkt die weltweit niedrigsten Werte, darf der Hersteller es mit dem EMICODE® kennzeichnen. Die allerschärfsten Anforderungen an die Raumluft, wie sie von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) gestellt werden, erfüllen Werkstoffe mit dem EC 1- oder EC 1PLUS-Siegel.

Zukunftsfrage: Wie wird sich das EMICODE-Siegel weiterentwickeln?

Die Emission aus einem Bauprodukt ist heute ein wesentlicher Bestandteil der Diskussion um die Nachhaltigkeit. Insoweit sehe ich für den EMICODE und die Emissionsbewertung von Bauprodukten weiter großen Bedarf. Bei der Nachhaltigkeitsbewertung eines Produktes kommen viele weitere Aspekte hinzu, die von der individuellen Einbausituation abhängen – etwa der Energie- und Ressourcenverbrauch eines Produkts oder seine Langlebigkeit an. Ein Produkt von geringer Haltbarkeit und Qualität kann beim Energieverbrauch in der eigenen Produktion zwar punkten, aber beim Nutzer eines Gebäudes zu erheblichen Kosten und späteren Reparaturfolgen führen. Deshalb sind einzelne Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte zusammen zu denken. Wir arbeiten daher schon heute mit Systembetreibern zusammen, die die Nachhaltigkeit von Gebäuden bewerten. Auch der Gesetzgeber will dies alles regeln, was in Teilen seine Berechtigung hat. Soll das Bauen und Renovieren nicht zu teuer werden, müssen die bürokratischen Hürden aber dringend angegangen und nicht noch verschärft werden. 

Mehr als 340 Tonnen Luft atmet ein Mensch im Laufe von 60 Lebensjahren ein. Der weitaus größte Teil davon ist die Luft in den eigenen vier Wänden. Wo immer das Ökosiegel EMICODE* der GEV zu sehen ist, kann man sicher sein: Hier handelt es sich um ein wohngesundes Produkt mit niedrigsten Emissionen.

www.emicode.com
 

Nächster Artikel
Lifestyle
Dezember 2023
Illustration: Daria Domnikova
Redaktion

Der Wille zählt

Advance Care Planning, kurz ACP, wird in immer mehr Pflegeheimen angeboten. Dahinter steht eine professionelle Beratung, mit deren Hilfe Bewohner:innen ihre Patientenverfügung erstellen können.