Fünfeinhalbtausend Euro: So viel Miete kostet eine der kleineren Wohnungen im „Apartimentum“ pro Monat. So heißt das Gebäude im Hamburger Nobelviertel Rotherbaum, das dem Gründer des Karriere-Netzwerkes Xing Lars Hinrichs gehört. Eine kleinere Wohnung, das heißt in diesem Fall: 130 Quadratmeter, zwei Räume plus offene Wohnküche plus Badezimmer plus Toilette plus Ankleide plus Abstellraum. Die exklusive Lage ist dabei nur der sprichwörtliche Teil der Miete. Der Clou an dem 2016 fertiggestellten Wohnprojekt ist die Vollausstattung als Smart Home.
Traum von der Zukunft
Mit dem Apartimentum hat sich Lars Hinrichs seinen persönlichen Traum vom Bauen der Zukunft erfüllt. Rund 35 Millionen Euro soll das schlaue Haus gekostet haben, das er hinter der Fassade eines Altbaus von 1908 errichten ließ. Wer sich in einem der vollmöblierten – und volldigitalisierten – Apartments einmieten möchte, kann zwischen sechs Monaten und drei Jahren bleiben. In dieser Zeit genießt er alle erdenklichen Spielereien, die ein Smart Home bieten kann.
Glasfaser bis in die Wohnung und Smart-TV an der Wand? Geschenkt! Hinzu kommen Türschlösser, die sich kontaktlos per Bluetooth öffnen lassen. Briefkästen, die Bescheid geben, wenn Post eingeworfen wird. Kühlschränke, die nicht nur wissen, was drinsteht, sondern auch, wie lange es noch haltbar ist. Waschmaschinen, die neben der Menge auch die Beschaffenheit der Wäsche erkennen und Temperatur, Wasserverbrauch und Schleuderdrehzahlen automatisch anpassen. Badewannen, die sich per App steuern lassen und das Hören von Musik unter Wasser ermöglichen.
Jedes Haus kann smart werden
Zum Glück ist es gar nicht nötig, in eine der neugebauten, ultramodernen Smart-Home-Wohnanlagen umzuziehen, die derzeit in Großstädten wie Hamburg, München oder Berlin entstehen. Auch das eigene Zuhause lässt sich schlauer machen, denn im Prinzip kann jedes Haus zum Smart Home werden, das über einen Internetanschluss und ein W-LAN-Netzwerk verfügt.
Wer neu baut oder über Wohneigentum verfügt, hat die Möglichkeit, die baulichen Bedingungen für ein verkabeltes Smart-Home-System zu schaffen. Dazu gehört vor allem, dass an allen Stellen, die intelligent vernetzt werden sollen, auch Strom liegt. Zusätzlich empfiehlt sich ein sogenanntes Bus-Netz, ein zusätzliches Steuerungsnetz, das parallel zum Stromnetz verläuft und die Schalter mit den Geräten verbindet. Aber auch im Altbau und in der Mietwohnung lässt sich eine intelligente Vernetzung installieren. In diesem Falle funktioniert das System über einzelne Plug-and-play-Elemente, die über Funk gesteuert und miteinander verbunden werden. Ein Starter-Kit ist im Handel schon für etwa 200 Euro zu haben und lässt sich auch ohne Fachkenntnisse binnen einer halben Stunde aktivieren.
Für die Steuerung können das Smartphone oder Tablet genutzt werden, ansonsten besteht das Smart-Home-System aus einzelnen Modulen, die dann per App gesteuert werden. Beim Licht beispielsweise funktioniert das, indem zwischen Steckdose und Lampenstecker ein Element integriert wird, das digital bedient wird. Sollen mehrere Module miteinander gekoppelt werden, so wird an der Wand eine Basisstation eingerichtet. Diese erlaubt es, verschiedene „Wenn-Dann“-Szenarien zu programmieren, also zum Beispiel, dass die Kaffeemaschine eingeschaltet wird, wenn der Bewohner nachmittags das Haus betritt.
Komfort ist jedoch – auch jenseits der bluetoothgesteuerten Unterwassermusik bei Lars Hinrichs – nur eine Facette der Smart Homes. Auch zum Energiesparen eignet sich die intelligente Vernetzung. So ergab eine Studie des Fraunhofer Instituts für Bauphysik, dass Singles, die in Smart Homes leben, bis zu 40 Prozent Energie einsparen können. Bei Familien sind es immerhin noch durchschnittlich 17 Prozent. Möglich wird das unter anderem durch die Kopplung von Fenstern und Heizungen: Werden die Fenster geöffnet, reguliert sich die Heizung entsprechend, um keine Wärme zu vergeuden. Denkbar ist auch, dass die Rollläden bei Sonnenuntergang automatisch runterfahren und bei Sonnenaufgang wieder hoch. Auf diese Weise bleiben sie im Winter länger geschlossen, die Wärme bleibt im Haus.
Sicher Wohnen
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Trends Smart Home: die Sicherheit der Bewohner. Dabei geht es längst nicht mehr nur um den Schutz vor Einbrüchen, wenngleich Kamera- und Alarmanlagen natürlich ins smarte Netzwerk integriert werden können.
Gerade für ältere Menschen lassen sich dank der neuen Technologie nützliche kleine Extras einbauen, die es ihnen unter Umständen ermöglichen, länger in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Viele dieser Lösungen funktionieren auch dann, wenn der Bewohner oder die Bewohnerin selbst kein Smartphone besitzt. Die automatische Beleuchtung beim Betreten des Flurs beispielsweise kann das Risiko von Stürzen im Dunkeln mindern. Herde und Öfen, die sich automatisch ausschalten, wirken der Altersvergesslichkeit entgegen, ebenso wie Fenster, die ein akustisches Signal geben, wenn sie beim Verlassen des Hauses noch geöffnet sind. Nicht ganz preiswert, aber durchaus sinnvoll sind Fußböden, die merken, ob jemand normal auf ihnen geht oder aber auf sie fällt: Sie können Angehörige benachrichtigen, wenn die Senioren gestürzt sind. Letztendlich sind auch die Notrufknöpfe, die viele ältere Menschen am Handgelenk tragen, Teil einer Smart-Home-Ausrüstung.
Bei Schulkindern wiederum möchten die Eltern vor allem wissen, ob sie sicher zu Hause angekommen sind. Hierfür gibt es digitale Schließsysteme, die jedem Familienmitglied einen individuellen Code zuweisen. Öffnet das Kind die Haustür, empfängt das Elternteil auf dem Smartphone die Nachricht, dass Sohn oder Tochter wohlbehalten zu Hause sind.
Noch verfügen nur 16 Prozent der deutschen Haushalte über Smart-Home-Technologien. Aber schon in vier Jahren wird sich ihre Zahl verdoppeln. Von den Werten der USA – schon jetzt 32 Prozent, in vier Jahren 53 Prozent – sind wir noch weit entfernt, aber es steht außer Frage: Dem schlauen Zuhause gehört die Zukunft.