Generation in Bewegung

Die Generation Z gilt als äußerst mobile und agile Altersgruppe. Aber was treibt die 13- bis 29-Jährigen im wahrsten Sinn des Wortes an? Wir machen eine Bestandsaufnahme – von Arbeit bis Transport, vom Reisen bis hin zur Fitness.

 

Illustration: Julia Körtge
llustration: Julia Körtge
Kai Kolwitz Redaktion

Immer noch schnelleres Internet. Billige Flüge an immer mehr und exotischere Destinationen. Sharing-Autos, -Räder oder -Roller an jeder Ecke in den großen Städten: Von den Rahmenbedingungen her sieht es so aus, als würde mit der Generation Z die bisher mobilste Generation aller Zeiten heranwachsen.

Das Chiffre bezeichnet diejenigen, die etwa zwischen 1995 und 2010 geboren sind (die Definitionen variieren um ein oder zwei Jahre). Und von den Möglichkeiten für virtuelle wie tatsächliche Ortswechsel, die sich Menschen dieser Altersgruppe bietet, hätten deren Eltern oder Großeltern im gleichen Alter nur träumen können. Aber ein Übermaß an Möglichkeiten kann auch zur Erstarrung führen. Also – wie kommt die Generation Z von Ort zu Ort? Mit welchen Mitteln und aus welchen Motivationen? Da wäre einmal der Bereich Arbeit. Würde man hier die Frage stellen, wie sich die jüngsten im Beruf bewegen, könnte die Antwort für viele lauten: Am liebsten gar nicht. So ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Yougov im Auftrag des Autozulieferers Continental im Sommer 2023, dass nur 27 Prozent der Jungen im Beruf Fans von Berufsverkehr und festen Arbeitsplätzen beim Arbeitgeber sind. 35 Prozent wollen an einem selbst ausgesuchten Platz arbeiten, was in den meisten Fällen Home Office bedeuten dürfte.

Allerdings: Das Unternehmen SD Worx, eigentlich ein Anbieter für Abrechnungs-Software, ermittelte in seiner Studie, dass gut 60 Prozent der unter 25-Jährigen sich vorstellen könnte, zeitweise aus dem Ausland für ihren Arbeitgeber tätig zu sein. Und sollte der das nicht tolerieren, droht möglicherweise Personalverlust: Das Karrierenetzwerk Xing ermittelte 2023, dass gut zwei Drittel aller Gen-Z-ler für mehr Flexibilität den Arbeitgeber wechseln würden. Für mehr Geld wären es sogar knapp vier Fünftel. Xing schlussfolgerte, die Jungen seien „Die illoyalsten Jobber aller Zeiten“. Aber wie hinkommen zur neuen, besser bezahlten und flexibler organisierten Arbeitsstelle? Für sehr viele Vertreter der Generation Z ist immer noch das Auto das Mittel der Wahl. In einer aktuellen Studie des Automobil-Weltverbands FIA erklärten 45 Prozent der deutschen Befragten zwischen 16 und 25 Jahren, der Besitz eines eigenen Wagens sei ein wichtiges Lebensziel. Andere Studien stützen das und relativieren es gleichzeitig: So ermittelte das deutsche Forschungsinstitut „Center of Automotive Management“ im Jahr 2018, nur 55 Prozent der unter 25-Jährigen sei ein eigenes Auto wichtig. Unter gleichaltrigen Städtern waren es nur 36 Prozent. Und eine Studie von Ford ergab im Jahr 2020, dass seinerzeit nur noch 72 Prozent aller Menschen bis 23 Jahre einen Führerschein besaßen. In der Vorgängergeneration, den Millennials, waren es zur gleichen Zeit 87 Prozent.

Was die tatsächliche Mobilität anging, so ermittelte das Bundesverkehrsministerium in seiner Studie „Mobilität in Deutschland“ im Jahr 2019, dass die 18- bis 29-Jährigen immerhin 19 Prozent der Wege zu Fuß zurücklegten, elf Prozent mit dem Rad und 18 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Zwar dominierte auch hier das Auto – aber vor allem mit Bus und Bahn waren die Jungen deutlich häufiger unterwegs als ältere Generationen. Und laut der schon erwähnten Ford-Studie sitzt ein Drittel der Generation Z regelmäßig auf dem Fahrrad.


»Die Jungen sind sowohl die Reiselustigsten als auch diejenigen, die von allen Altersgruppen am häufigsten fliegen.«
 

Außerdem: Wo der Besitz eines eigenen Autos an Bedeutung verliert, da steigt das Interesse an Sharing-Angeboten. Nach einer Untersuchung von McKinsey nutzen neun Prozent der unter 30-Jährigen Carsharing-Autos, 32 Prozent wollen es in Zukunft mehr tun oder damit beginnen. Und Vehikel der sogenannten Mikromobilität, also Leihroller, Leihräder und ähnliches, verwenden derzeit elf Prozent, 41 Prozent wollen den Anteil in Zukunft steigern. Das ist – Stichwort Bewegung – auch Plädoyer für eine Stadt der kurzen Wege, in der sich die Dinge des Alltags ohne lange Fahrten erledigen lassen.

Bleibt noch die Frage, mit welcher Art von Bewegung die Generation Z danach trachtet, dem Alltag zu entkommen. Hier lässt sich sagen: Die Jungen sind sowohl die Reiselustigsten, als auch diejenigen, die von allen Altersgruppen am häufigsten fliegen. 68 Prozent der 16- bis 29-Jährigen planten laut ADAC-Umfrage für das Jahr 2023 mindestens eine Urlaubsreise. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme kam im Jahr 2020 durchschnittlich auf knapp zwei Flüge pro Jahr bei den 16- bis 25-Jährigen. Dabei ist die Generation Z auch diejenige, in der die meisten bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen, um den ökologischen Fußabdruck ihrer Reisen zu kompensieren. Laut ADAC kann ein Viertel der Befragten unter dreißig Jahren sich das vorstellen.

Und dann wäre da ja noch eine Art der Bewegung: Wie sieht es eigentlich bei der Generation Z mit Sport aus? Der Fitness-Anbieter Les Mills hat dazu Zahlen ermittelt: 36 Prozent treiben regelmäßig Sport, 30 Prozent nutzen regelmäßig Fitness-Einrichtungen. Und 50 Prozent haben vor, in Zukunft mit Sport zu beginnen – ein guter Vorsatz, den die Generation Z auf keinen Fall exklusiv hat.

Was die Wahl der Sportart angeht, liefert Statista genaueres: 17 Prozent machen Fitness, 14 Prozent laufen, 14 Prozent spielen Fußball. Mit Sport im Fernsehen kann die Generation Z dagegen immer weniger anfangen: Nur noch 40 Prozent der 16- bis 28-Jährigen gucken laut Institut für Generationenforschung gerne hin, wenn andere sich auf der Mattscheibe bewegen. Bei den Menschen über 50 sind es dagegen über 70 Prozent.

Allerdings sind all diese Zahlen sicher sehr unterhaltsam, ihre Aussagekraft ist aber beschränkt. Denn in erster Linie ist die Generation Z noch sehr jung. Das heißt, sie hat im Mittel wenig Geld, wenige Bindungen, wenige Loyalitäten, dafür viel Neugier, Entdeckergeist und eine Fülle von ganz individuellen Vorlieben und Bedürfnissen, die in keiner Statistik auftauchen. Viele der hier genannten Zahlen lassen sich auch damit erklären. Und man darf gespannt sein, wie sie sich ändern, wenn die jungen Menschen von heute älter werden.

Aber eine Zahl muss unbedingt noch genannt werden, bei all der Anstrengung und all der Bewegung: Die Generation Z könnte in Wirklichkeit Generation Murmeltier sein. Die US-Immobilienplattform RentCafe hat das Schlafbedürfnis der heute 20-Jährigen ermittelt: Es sind sagenhafte neun Stunden und 28 Minuten.

Erster Artikel