Ein „gesundes Unternehmen“ lässt sich nicht an einem Aspekt allein festmachen. Das zeigt das Beispiel des Nürnberger Mittelständlers Neumüller. Das Ingenieurbüro verfügt zum einen über ein betriebliches Gesundheitsmanagement mit zahlreichen Leistungen für die Mitarbeiter. Überdies aber bindet es sie eng ins Unternehmen ein. Bei Neumüller nennt sich das „offene Tür‘‘. Prinzip: Jeder Mitarbeiter kann direkt Ideen und Verbesserungsvorschläge der Geschäftsführung präsentieren. Das sorgt für eine hohe Zufriedenheit der Mitarbeiter und eine angenehme Atmosphäre im Unternehmen. Dafür wurde Neumüller, ein Mittelständler mit 300 Mitarbeitern, bereits zum zweiten Mal beim Corporate Health Award als „gesündestes mittelständisches Unternehmen Deutschlands“ ausgezeichnet.
„Wirtschaftlicher Erfolg ist möglich unter Beachtung ethischer und moralischer Werte“, so Geschäftsführer Werner Neumüller. „So wird betriebliches Gesundheitsmanagement und soziales Engagement zum wirtschaftlichen Erfolg und sinnvoller Investition in die Zukunft, in Form von Mitarbeiterzufriedenheit, Reduktion der Fluktuation oder Employer Branding.“
Gut erkannt: Gerade Mittelständler können mit einem guten Gesundheitsangebot Vorteile im Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte herausspielen. Das gilt vor allem für Betriebe, deren Standorte abseits der Metropolen liegen: So hat ein Nähnadelhersteller auf der Schwäbischen Alb ein Gesundheits- und Bildungszentrum errichtet, das nicht nur eine private Kita und Grundschule beherbergt, sondern auch die Betriebskrankenkasse des Unternehmens, einen werksärztlichen Dienst und ein Vitalzentrum mit Präventions- und Trainingsbereich mit öffentlicher Physiotherapiepraxis, das Angestellte und ihre Familien nutzen können. Ein Versicherer in Berlin lässt seine Führungskräfte unter wissenschaftlicher Begleitung speziell schulen, um dem Burn Out vorzubeugen. In Hessen bekämpft ein Beratungsunternehmen Rückenschmerzen – eine Hauptursache für Fehlzeiten von Beschäftigten.
Was sich anhört wie eine Binsenweisheit, ist allzu oft noch nicht in der DNA der Unternehmen verankert: Der Erfolg eines Unternehmens hängt von seinen qualifizierten und motivierten Arbeitskräften ab. Wer die Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter langfristig erhalten will, muss die Gesundheit stärker in den Fokus nehmen als bisher. Gesunde Angestellte haben einen niedrigen Krankenstand zur Folge, sie steigern die Arbeitszufriedenheit eines Unternehmens – und damit Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit.
Zudem: Wer die besten Nachwuchstalente für sein Unternehmen gewinnen möchte, muss mehr bieten als einen Arbeitsplatz und ein gutes Gehalt. Unternehmen müssen sich zunehmend mit der eigenen Arbeitgebermarke befassen, um im härter werdenden Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte nicht das Nachsehen zu haben. Überdies wird es für Unternehmen immer wichtiger, dass ihre Mitarbeiter motiviert, gesund und leistungsfähig sind, um wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben. Und wer seine Mitarbeiter lange behalten möchte, will, dass ihre Erfahrung möglichst lange verfügbar bleibt, tut gut daran, auch diese Ressourcen zu schützen. Dazu zählen diejenigen Menschen, die jeden Tag für das eigene Unternehmen Höchstleistungen erbringen – und dies auch in den nächsten Jahren tun sollen.