Das Duale Prinzip

Das deutsche Bildungssystem setzt erfolgreich auf eine Kombination aus Theorie und Praxis – inzwischen immer öfter auch unter Beteiligung von Hochschulen.
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Illustration: Linda Wölfel
Klaus Lüber Redaktion

Im Sommer 2015 war Bundesbildungsministerin Johanna Wanka zu Gast in Lissabon. Zusammen mit ihrem portugiesischen Amtskollegen Nuno Crato unterzeichnete sie eine Vereinbarung, die Portugal dabei unterstützen soll, ein Problem in den Griff zu bekommen, unter dem das Land spätestens seit der Finanzkrise massiv leidet.

 

Die Rede ist von der Jugendarbeitslosigkeit, die die OECD für das Jahr 2014 mit nach wie vor besorgniserregenden 31,2 Prozent bezifferte. Um diese zu bekämpfen, setzt Portugal auf das System der sogenannten Dualen Ausbildung, das schon seit Jahrzehnten fest im deutschen Bildungssystem verankert ist und sich bestens dazu eignet, Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten. Deutschland gilt mit einer Jugendarbeitslosigkeit von unter zehn Prozent als vorbildlich - und das nicht nur in Portugal. Seit US-Präsident Barack Obama in einer Rede 2013 die Ausrichtung der deutschen Schulen auf praktische Fertigkeiten lobte, hat sich das spezielle deutsche Berufsbildungssystem zu einem weltweiten Exportschlager entwickelt. Um der steigenden Nachfrage aus dem Ausland noch nachkommen zu können, hat sich das Bundesbildungsministerium gar entschlossen, eine zentrale Anlaufstelle einzurichten, um den guten Ruf der „Marke deutsche Berufsbildung“ weiter zu pflegen.

 

In seiner klassischen Form kombiniert die Duale Ausbildung betriebliche und schulische Module im Rahmen einer drei bis dreieinhalb Jahre dauernden Lehre. Rund 300 solcher Ausbildungsberufe gibt es laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Deutschland. Inzwischen werden die Praxismodule immer öfter mit Hochschulabschlüssen zu einem sogenannten Dualen Studium kombiniert. Im Jahr 2014 verzeichnete die BIBB 1500 Studiengänge für die Erstausbildung, die mit Praxiszeiten im Betrieb verknüpft werden – der Großteil in den Ingenieurswissenschaften. Dabei sind zwei Modelle zu unterscheiden: Ausbildungsintegrierende Modelle verbinden das Studium mit der Lehre im Betrieb. Die Lehrlinge schließen einen Vertrag mit dem Unternehmen, besuchen die Berufsschule und immatrikulieren sich später parallel an der Hochschule. 

 

Die häufigste Form des dualen Studiums sind praxisintegrierende Studiengänge. Interessierte bewerben sich direkt bei einem Betrieb und immatrikulieren sich an einer Partnerhochschule. Praxisphasen im Unternehmen werden mit Seminaren an der Hochschule verknüpft. Viele mittelständische Unternehmen, die immer größere Probleme haben, qualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren, schätzen das Modell als effektive Lösung im Kampf gegen den Fachkräftemangel.

 

Allerdings gibt es selbst im vergleichsweise praxisnahen deutschen Bildungssystem noch Verbesserungspotenzial. Zu diesem Ergebnis jedenfalls kommt der 2015 veröffentlichte Hochschul-Bildungsreport 2020 des Stifterverbands für die deutsche Wirtschaft. Besonders bei der Vermittlung internationaler Kompetenzen schneiden deutsche Hochschulen noch relativ schlecht ab: Gerade einmal 4,1 Prozent der dualen Studiengänge in Deutschland hätten eine internationale Ausrichtung.

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