Arbeitswelt für Akademiker

Die universitäre Bildung steht vor großen Herausforderungen. Der Hochschul-Bildungs-Report 2020 identifiziert die wichtigsten Themenfelder und gibt Handlungsempfehlungen.
Illustration: Kiyoshi Stelzner
Klaus Lüber Redaktion

Wie wird sich die Arbeitswelt für Akademiker ändern? Welche Kompetenzen sollte ein Studium in Zukunft vermitteln? Wie sollte sich das Hochschulsystem perspektivisch weiterentwickeln, um diese Kompetenzen vermitteln zu können? Dies sind die drei Leitfragen des aktuellen Hochschul-Bildungs-Reports 2020, ein Kooperationsprojekt zwischen der Unternehmensberatung McKinsey und dem Stifterverband. Seit 2013 ermittelt die Studie jährlich die wichtigsten Trends in der deutschen Hochschulbildung. Unternehmen sollen angeben, welche Kompetenzen sie sich von Studienabgängern erhoffen.


Die Relevanz für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist größer denn je. Denn das Hochschulstudium hat sich mittlerweile zur wichtigsten Qualifikationsform für den Arbeitsmarkt entwickelt: Mehr als die Hälfte eines Schuljahrgangs zieht es an die Hochschulen. Die absoluten Zahlen sind beeindruckend: 2016 schrieben sich rund eine halbe Million junger Menschen an einer deutschen Uni ein, um sich mit einem Studium auf ihre Berufstätigkeit vorzubereiten. Selbst die OECD, die schon seit Jahren Kritik an der im internationalen Vergleich immer noch niedrigen Akademisierungsquote Deutschlands übt – der OECD-Schnitt beträgt 60 Prozent – stimmt inzwischen mildere Töne an und lobt den deutschen Trend zu mehr Hochschulausbildung.


Wie also sollen Hochschulen die Studierenden auf die Arbeitswelt der Zukunft vorbereiten? Nach Auffassung der im Hochschul-Bildungs-Report befragten Unternehmen komme es in Zukunft immer stärker auf die Anwendung neuer Produktionsverfahren und -technologien an. In diesem Zusammenhang gehen 71 Prozent der Firmen davon aus, dass überfachliche Kompetenzen, Praxiswissen, Fremdsprachen- und Digitalkenntnisse immer wichtiger werden. Es folgen spezialisiertes Wissen (54 Prozent), methodische Kompetenzen (43 Prozent) und Grundlagenfachwissen (32 Prozent).


Die Arbeitswelt 4.0, so resümieren die Autoren der Studie, verlange keine radikale Abkehr von den bisherigen Bildungszielen, sondern eher eine Ergänzung und Weiterentwicklung der klassischen Ziele. Zwar bildeten Fachkompetenzen nach wie vor den Ausgangspunkt für ein umfassendes, berufsorientiertes und persönlichkeitsbildendes Studium, für die Arbeitswelt 4.0 nähme aber die Bedeutung des Anwendungsbezugs (aufgrund der zunehmenden Verzahnung akademischer und beruflicher Kompetenzen) sowie der Persönlichkeitsbildung (aufgrund der neuen, kollaborativen Formen des Arbeitens) deutlich zu.


Wie sollen die Universitäten nun konkret reagieren? Hierzu empfiehlt der Report, vier Veränderungsdimensionen der Lehre und des Lernens in den Blick zu nehmen. Zunächst sollten Wahlmöglichkeiten erhöht und Kompetenzcoaching eingeführt werden (individuelle Dimension), man sollte unterschiedliche Lernorte nutzen (räumlich-institutionelle Dimension), aktives digitales und forschendes Lernen und Lehren fest verankern (didaktische Dimension) und nicht zuletzt über die Konzeption von Weiterbildungsprogrammen lebenslanges akademisches Lernen ermöglichen.

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