»Frauen machen Arbeitgeber attraktiv«

Beitrag vom Frauen-Karriere-Index
Barbara Lutz
Barbara Lutz, Geschäftsführerin, Frauen-Karriere-Index
Frauen-Karriere-Index Beitrag

Viele Unternehmen haben Diversity- und Gleichstellungsbeauftragte, die sich um einen systematischen Aufbau von Frauenkarrieren kümmern sollen. Dennoch hat sich an der männlichen Hegemonie nicht viel geändert. Warum bewegt sich hier so wenig?
Am Ende sind es häufig noch Männer, die darüber entscheiden, wir ernsthaft die Förderung von Frauen in den Unternehmen angegangen werden soll. Das war und ist immer noch ein großes Hemmnis, denn mit der Einstellung im Top-Management steht und fällt der Erfolg. Ob mit oder ohne Diversity-Officer. Hier stoßen Frauen bereits in den mittleren Unternehmensetagen in die gläserne Decke. Dazu kommt, dass sich die Arbeitsmaxime in den höheren Etagen von permanenter Verfügbarkeit bis ständiger Eigenwerbung immer schlechter mit den Vorstellungen der Lebens- und Arbeitsvorstellung der Frauen verträgt. Anders die Digital,- oder Transformation-Officer: sie sind zukunftsorientiert, und verstehen, warum mehr Frauen Innovationen fördern.

Welche Lehren sollten Unternehmen daraus ziehen, wenn ihnen die Frauenförderung bisher nicht recht gelungen ist?
Sie sollten sich genau anschauen, wie sie dabei bisher vorgegangen sind und welche Voraussetzungen sie haben. Wie sieht beispielsweise ihre Beschäftigungsstruktur aus, wie gestaltet sich ihr bisheriges Talentmanagement oder welche Art Maßnahmen wurden bisher mit welchem Erfolg durchgeführt. Der Frauen-Karriere-Index durchleuchtet genau solche Aspekte und setzt sie zueinander in Beziehung, damit Unternehmen ihre Voraussetzungen vor Augen haben. Unsere Erkenntnisse zur Darbietung der Teilzeitangebote zeigt beispielsweise, dass dies nicht als Managementinstrument für Flexibilität genutzt wird, sondern eher eine Bremse für Frauen mit Führungsambitionen darstellt.

Sie entwickeln den Frauen-Karriere-Index seit 5 Jahren. Was sind für Sie die beeindruckendsten oder überraschendsten Erkenntnisse der vergangenen Jahre?
Da gibt es einige. Die wichtigsten sind allerdings aus meiner Sicht, die Erkenntnisse aus unseren Analysen seit 2015, wonach wir feststellen konnten, dass die Arbeitsvorstellungen der Frauen und der Vertreter von Generation Y sich sehr ähneln. Frauen haben beispielsweise einen großen Anteil am Veränderungsprozess im Unternehmen Richtung „New Work“. Um nur ein Beispiel zu nennen: sie fordern ebenso wie ihre jungen Kollegen flexible Arbeitskonzepte ein, und stehen für Ergebnis anstatt Präsenzkultur. Wer also gerade dabei ist, seine Organisation agiler zu gestalten, schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.

Wenn die Jungen und die Frauen von ihren Arbeitgebern verlangen, stärker auf deren Lebens/Arbeitsvorstellungen einzugehen, mit welchen Maßnahmen wären sie am besten gerüstet?
Das lässt sich ganz einfach auf den Punkt bringen: wer künftig attraktiv für beide Zielgruppen sein möchte, braucht eine Kultur der Selbstverständlichkeit. Raus aus intransparenten Besetzungsprozessen, Förderung von Minderheiten und den „Hidden Rules“-Praktiken.

 

www.frauen-karriere-index.de

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