Good Jobs

Warum es sich für jedes Unternehmen lohnt, Rahmenbedingungen für sinnvolle Arbeit zu schaffen.

Illustration: Christian Sommer
Illustration: Christian Sommer
Petra Lahnstein Redaktion

Geld verdienen? Karriere machen? Aber bitte nur mit Sinn! Diese Haltung der Generation Z wird nicht nur in jüngsten Studien beschrieben. Manch ein Arbeitgeber fühlt sich von den jungen Menschen der Jahrgänge 1995 bis 2010, die gerade verstärkt in der Arbeitswelt ankommen, schon im Vorstellungsgespräch überrascht, um nicht zu sagen überrumpelt. „Welchen Beitrag leisten Sie für die Gesellschaft?“, „Welchen Purpose, welchen Daseinszweck hat Ihr Unternehmen?“, „Wie gelingt es Ihnen, Ihre Unternehmenswerte für Ihre Mitarbeiter erlebbar zu machen?“, „Inwiefern agiert Ihr Unternehmen umweltbewusst und nachhaltig?“ Mit Fragen wie diesen wollen Bewerber herausfinden, ob die Stelle ein guter Job – eine Arbeit mit Sinn ist.

Aber wann macht Arbeit Sinn? Nicht jedes Unternehmen kann die Meere von Plastik befreien, ein bahnbrechendes neues Medikament entwickeln oder sich für Tierschutz engagieren. Muss es auch nicht! Darin sind sich Wissenschaftler in den Forschungsgebieten Motivation, Sinn, Glück und Positive Psychologie einig. Wer auf der Suche nach einem Job mit Sinn ist, muss genau genommen zwischen einer sinnstiftenden und einer sinnvollen Arbeit unterscheiden.

Das Gute daran: Zwar kann sich nicht jedes Unternehmen aktiv für das Gute in der Welt engagieren, aber alle Unternehmen können dafür sorgen, dass Mitarbeiter ihre Arbeit als sinnvoll erleben. Der Arbeitskontext, das heißt der Purpose und die Mission eines Unternehmens, sind nur ein möglicher Zugang. Sinn finden kann man auch in sich selbst, etwa wenn einen die eigene Arbeit intrinsisch, das heißt aus sich selbst heraus, motiviert und Flow-Erlebnisse beschert, bei denen man alles um sich herum vergisst, wenn man seine Tätigkeit als Berufung empfindet oder wenn man seine persönlichen Werte in seinem Arbeitsumfeld leben kann. Auch die Beziehung zu Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzten kann als sinnhaft wahrgenommen werden.

Führungskräften kommt in diesem Zusammenhang eine bedeutsame Rolle des Vorlebens und Ermöglichens zu. Wenn es ihnen gelingt, den individuellen Nutzen der Arbeit jedes Einzelnen erlebbar zu machen, so dass sich niemand mehr als unbedeutend oder unsichtbar wahrnimmt. Wenn Führungskräfte Zugehörigkeit fördern und Rahmenbedingungen schaffen, in denen Mitarbeiter sich wohlfühlen. Wenn sie den Mut haben, gemeinsam mit ihren Angestellten zu prüfen, ob der von ihnen gerade ausgeübte Beruf noch zu ihnen passt – oder ob diese Person aufgrund der eigenen Stärken, Ziele und Werte vielleicht inzwischen viel besser in einem anderen Job aufgehoben wäre. Wenn Unternehmen transparent und von sich aus Antworten auf das Warum hinter Unternehmensentscheidungen und -entwicklungen geben. Wenn sie genug Freiraum geben für Autonomie und positive, respektvolle und wirksame Beziehungen der Mitarbeiter untereinander fördern. Wenn eine ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe unterstützt wird – dann entstehen Good Jobs mit Sinn!

Eine Win-Win-Situation für alle: In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Arbeitnehmer, die ihren Job als sinnvoll oder sinnstiftend wahrnehmen, deutlich motivierter, spürbar engagierter sowie leistungsfähiger und erfolgreicher sind. Sie können besser mit arbeitsbezogenem Stress umgehen, geraten seltener in einen Burn-out, melden sich weniger krank und äußern weniger Absichten, ihren Arbeitgeber zu verlassen. Jobs mit Sinn steigern darüber hinaus die Arbeitszufriedenheit, fördern bessere Beziehungen zwischen Kollegen und Vorgesetzten und sorgen insgesamt für mehr Lebenszufriedenheit und Sinnempfinden.

AUF DER SUCHE NACH SINN
Die Forschung unterscheidet zwei Formen von Sinnhaftigkeit, die ein Mensch erleben kann: Das hedonistische Glück, das angenehme Gefühle auslöst und das auch gerne als kurzfristiges Wohlfühl-Glück beschrieben wird. Dabei steht die Befriedigung eigener Bedürfnisse wie Lust, Freude und Vergnügen an erster Stelle. Eudaimonisches Glück beschreibt das Streben nach persönlich wichtigen Werten. Ziele sind die persönliche Erfüllung und die Entfaltung des eigenen Potenzials. Diese Form der Sinnhaftigkeit wird auch als langfristiges Werte-Glück bezeichnet. Eudaimonisches Glück erklärt, warum Menschen auf der Suche nach einer Tätigkeit mit Sinn sind. Sie möchten etwas machen, das dem eigenen Wertesystem entspricht, sich für etwas engagieren und einsetzen, das einen moralisch hohen Wert besitzt – selbst wenn Hindernisse auftreten. Diese Form von Glück muss nicht zwingend mit Wohlfühl-Glück einhergehen.
 

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