Fit für die Zukunft

Um mit der transformativen Kraft globaler Herausforderungen Schritt halten zu können, ist ein kontinuierlicher Lernprozess notwendig. Welche spannenden Entwicklungen sind in den Bereichen Aus- und Weiterbildung zu beobachten?

Illustration: Marina Labella
Illustration: Marina Labella
Klaus Lüber Redaktion

MEHR MOBILITÄT FÜR AZUBIS
Wie kann man junge Menschen ermutigen, auch weiter entfernte Ausbildungsplätze anzunehmen? Zum Beispiel, indem man sie bei den Unterbringungs- und Fahrtkosten unterstützt. Diese Idee steckt hinter dem Gesetz zur Stärkung der Aufstiegsfortbildung, das der Bundestag im Sommer verabschiedet hat. Wie die ebenfalls verabschiedete Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes soll es dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenwirken. Mit der Übernahme der Kosten für zwei Heimfahrten pro Monat (Mobilitätszuschuss) für Auszubildende bei weiter entfernt liegenden Ausbildungsstätten und der Förderung von Unterbringungs- und Fahrtkosten bei berufsorientierenden Praktika nach der Schule soll dem sogenannten Passungsproblem begegnet werden: Viele Unternehmen suchen Nachwuchs, gleichzeitig finden jedes Jahr Tausende keinen Ausbildungsplatz.

 

ZUKUNFT WASSERSTOFF
Die Berufsbildung in Deutschland passt sich an die Erfordernisse der Dekarbonisierung an, indem neue Kompetenzen und Qualifikationen gefördert werden, die auf Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung ausgerichtet sind. Insbesondere wird die Bedeutung gut qualifizierter Fachkräfte für die technische Umstellung in der Wirtschaft hervorgehoben, um die langfristigen Ziele der Klimapolitik zu erreichen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Wasserstofftechnologie, die sowohl den quantitativen Fachkräftebedarf als auch die Qualifikationsanforderungen in den entsprechenden Ausbildungsberufen beeinflusst. Darüber hinaus wird die Schaffung von Qualifizierungspfaden für hochwertige Arbeitsplätze angestrebt. Diese sollen Löhne, Arbeitsbedingungen und Arbeitsplatzsicherheit verbessern und zielen auf eine Reform der Bildungs- und Ausbildungssysteme ab.

 

GENERATION KARRIERE
Immer wieder ist zu lesen, mit der Generation der 16- bis 28-Jährigen (auch Generation Z genannt) betrete eine Kohorte den Arbeitsmarkt, die sich für den Job nicht mehr aufopfern möchte und schon vor dem ersten Arbeitstag innerlich gekündigt hat und das sogenannte Quiet Quitting als Lebensform zelebriert.

Eine aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov, die vom Karrierenetzwerk LinkedIn in Auftrag gegeben wurde, zeichnet dagegen ein anderes Bild. Von den 2.500 befragten Angehörigen der Generation Z gaben 60 Prozent an, ihr Hauptziel sei es, schnell Karriere zu machen und viel Geld zu verdienen. 52 Prozent würden dafür auch Opfer in Form von Überstunden oder Wohnortwechsel in Kauf nehmen. 81 Prozent sind bereit, viel zu leisten, wenn sie einen Sinn in ihrer Arbeit sehen. Überraschend: Die Hälfte der Befragten legt Wert auf eine faire Bezahlung, eine gute Work-Life-Balance ist nur für etwas mehr als ein Drittel besonders wichtig. Weit abgeschlagen sind dagegen ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld oder ein Unternehmen, dessen Werte man teilen kann.

 

STÄRKUNG DER BERUFLICHEN BILDUNG Knapp 70.000 Ausbildungsplätze blieben im Jahr 2022 jedoch unbesetzt. Vor allem während des letzten Jahrzehnts hat sich die Lücke zwischen Bedarf und Bewerbungen für Ausbildungsberufe vergrößert. Besonders groß ist der Mangel an Auszubildenden in der Gastronomie, aber auch in der Industrie und im Handel fehlt es an Nachwuchs. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung will nun gegensteuern und mit der „Exzellenzinitiative berufliche Bildung“ die Berufsausbildung attraktiver machen und für mehr gesellschaftliche Anerkennung von Ausbildungsberufen werben. Dafür stellt das Ministerium bis 2027 rund 120 Millionen Euro für überbetriebliche Berufsbildungsstätten zur Verfügung, die sich zu exzellenten Lehr- und Lernorten weiterentwickeln wollen. Die Exzellenzinitiative ist Teil der Fachkräftestrategie der Bundesregierung und soll die Sicherung und Qualifizierung von Fachkräften stärken.

 

DIGITALE WEITERBILDUNG
Der Automobilhersteller Mercedes-Benz hat eine Milliardeninvestition in digitale Weiterbildung angekündigt, um die Kompetenzen seiner Mitarbeiter in den Bereichen Datenverarbeitung und Künstliche Intelligenz zu verbessern. Mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Produktion, produktionsnahen Bereichen und Verwaltung sollen zu Fachkräften für Datenverarbeitung und Künstliche Intelligenz weitergebildet werden. Dafür investiert das Unternehmen bis 2030 mehr als zwei Milliarden Euro, davon 1,3 Milliarden in Deutschland. „In der massiven Transformation unserer Arbeitswelt ist und bleibt lebenslanges Lernen der Schlüssel zum Erfolg - für uns als Unternehmen ebenso wie für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte Personalvorstand Sabine Kohleisen dem Handelsblatt. Rund 120.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten nach Angaben des Konzerns im vergangenen Jahr die verschiedenen Trainingsangebote zu digitalen Kompetenzen, die das Unternehmen für seine strategischen Ziele beim vernetzten Fahrzeug benötigt.

 

FIT FÜR DIE ZUKUNFT
Weiterbildung und lebenslanges Lernen sind in unserer schnelllebigen Arbeitswelt zu einem zentralen Erfolgsfaktor für Unternehmen geworden. Doch welche Kompetenzen braucht es, um mit der transformativen Kraft globaler Trends wie der Digitalisierung Schritt halten zu können? Sogenannte Future Skills umfassen die Fähigkeit, neue Technologien zu gestalten und effizient zu nutzen, Digital Literacy und digitale Kollaboration ebenso wie agiles Arbeiten, unternehmerisches Denken, Eigeninitiative und die Fähigkeit, Lösungen zu entwickeln sowie sogenannte transformative Kompetenzen, die uns helfen, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen.

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