Die Zukunft der Bildung

Die jungen Generationen Z und Alpha werden völlig neue Formen und Inhalte in Sachen Aus- und Weiterbildung benötigen. Ein Essay.

 

Illustratorin: Josephine Warfelmann
Illustratorin: Josephine Warfelmann
Dr. Steffi Burkhart und Philipp Ghadri Redaktion

Die Generationen Z und Alpha, die auch als „Zalphas“ bezeichnet werden, werden ein wichtiger Treiber des Wandels sein. Nicht nur, weil sie den Status quo in Frage stellen, sondern auch, weil sie es sind, die die Welt-, Klima- und Wirtschaftsprobleme, die vor uns liegen, lösen müssen. Die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse, die ein Student und Mitarbeiter im Jahr 2030 benötigt, um erfolgreich zu lernen, zu arbeiten und zu leben, werden andere sein, als diejenigen, die wir aktuell in Bildungsinstitutionen oder vielen Unternehmen vermitteln.

Lernen wird innerhalb von Organisationen einen disruptiven Einfluss auf Arbeitszeit haben. Dessen sind sich viele Unternehmen noch nicht bewusst. Zalpha-Aktivismus wie Fridays for Future oder Black Lives Matter werden starke und relevante nicht-politische und nicht-parlamentarische Treiber in allen Ländern werden und uns allen auf einer persönlichen Ebene begegnen. Der Impact dieser Kräfte wird wahrscheinlich starke soziale Auswirkungen haben, die sich die Regierungen und auch die Unternehmen nicht einmal vorstellen können. Die ersten Anzeichen dafür haben wir vor ein paar Jahren in Hongkong gesehen und sehen sie heute im Iran.

Wir wissen, dass Zalphas andere psychologische Bedürfnisse und intrinsische Wünsche für ihr Leben, ihren Beruf und vor allem ihre Ausbildung und Weiterentwicklung haben als alle anderen Generationen zuvor. Insgesamt lassen sich diese in fünf Elemente unterteilen: Das erste ist die Verfolgung der eigenen Leidenschaft. Schulen, Hochschulen und Unternehmen müssen junge Menschen fördern, ihre Potenziale und Talente leben zu können – auch neben der Arbeit und neben dem Lernen.

Das zweite Element ist der positive Beitrag, der in der Gesellschaft und Welt geleistet wird. Junge Menschen spüren, dass sie genau dieses Bedürfnis haben, einen positiven Impact zu erzeugen, anders als alle anderen Generationen zuvor. Eine zentrale Frage könnte lauten: "Was würde die Welt vermissen, wenn es mich oder mein Tun nicht gäbe?".

Das dritte Element ist die Gemeinschaftsorientierung. In Zeiten zunehmender Vereinsamung, Individualisierung, Angst und der Aufweichung sozialer Normen steigt der Wunsch nach echten Begegnungen, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Erfüllung in der Fürsorge für andere. Wir erleben einen Shift von einer Community hin zu Care-Unity, weshalb sich Unternehmen zunehmend zu „Caring Companies“ entwickeln müssen.

Darüber hinaus gibt es zwei extrinsische Antreiber, die als Status- und Nutzenorientierung bezeichnet werden. Zum Beispiel sind Noten und Gehälter weitestgehend für Status und Nutzen ausschlaggebend. Wer in den nächsten zwei Jahrzehnten erfolgreiche Unternehmen, Teams und Talente entwickeln und weiterentwickeln will, muss gleichzeitig auf alle fünf Dimensionen eingehen. So entstehen starke Teams und Unternehmen. Die Aufgabe wird es sein, Smart Learning Environments zu kreieren, in denen die Menschen subjektiv und individuell Sinn erleben. Dann entstehen diese Energie und Magic, die es braucht, um großartige neue Ideen zu kreieren.

In Zukunft wird eine 5-Tage- oder 40-Stunden-Woche für Zalphas die absolute Ausnahme sein. Mit Remote Work hat sich gezeigt, dass junge Menschen aus aller Welt für Unternehmen und Universitäten arbeiten und studieren können, ohne physisch anwesend zu sein. Diese Entwicklung wird zu einer kulturellen Vielfalt in Teams und Organisationen führen. Andererseits wird dieser Trend auch zu einem hohen Maß an Individualisierung und Einsamkeit führen. Psychologisch gesehen, sind Anxiety, Stress und Frustration die drei häufigsten psychologischen Themen, die die Zalphas spätestens seit dem Ausbruch von Corona ständig on- und offline begleiten. Fast 50 Prozent klagen über einen der drei genannten mentalen Stressoren.

Die exzessive Nutzung von Social Media wie Instagram, Tiktok oder Facebook und die globalen und lokalen Krisen, mit denen wir derzeit konfrontiert sind, lösen Ängste aus und stellen eine eigene pandemische Situation für die psychische Gesundheit der Generation Z dar. Weshalb Schulen, Universitäten und auch Unternehmen viel stärker auf die bio-psycho-soziale Gesundheit der Zalphas einzahlen müssen. Selbstführung, Resilienz, Antifragilität, Happiness, Will Power, Can-Do Attitude, Personal Wellbeing, Ethical Enjoyment oder Emotional Fulfillment sind nur ein paar wenige Themen, die in die Weiterbildung integriert werden müssen.

KI-Tools wie ChatGPT und andere werden zunehmend viral gehen und einen revolutionären Einfluss auf Bildung und Arbeitswelt haben. Es ist wichtig, junge Menschen auf diese Veränderungen professionell vorzubereiten. Es ist an der Zeit, den Status quo von Bildung und Arbeit kritisch zu hinterfragen und sich auf die Zukunft gemeinsam vorzubereiten und diese auch gemeinsam zu kreieren.

Der Zweck, die Auswirkungen und der Einfluss der Bildung sollten darauf ausgerichtet sein, positiven Impact zu erzielen – ob Social Impact, Financial Impact oder Environmental Impact. Generation Z und Alpha werden neue Co-Study-Spaces und Technologien fordern, die ihre kognitiven Fähigkeiten triggern und in Zukunft wird es keine Trennung mehr zwischen Arbeits-, Lern-, Wohn- und virtuellen Räumen geben. Auch dies führt zu Veränderungen, besonders im Bereich Raum.

Die Ermächtigung, also das Empowerment junger Menschen, Seite an Seite mit Maschinen, im Bereich Robotik und KI zu arbeiten, sollte schnellstmöglich priorisiert in sämtlichen Disziplinen Einzug finden. Es sollte eine breite fächerübergreifende Bildung gefördert werden, um junge Menschen auf eine Post-Demographic Society und Non-Demographic Future vorzubereiten, in der Werte und nicht Demographie die Jugendkultur definieren werden.

Universitäten und Forschungseinrichtungen müssen diese neuen Werte bereits heute erarbeiten und schnellstmöglich in Lehr- und Lernpläne integrieren. Aber nicht nur sie: Alle Akteure von Bildung und Wissen spielen eine akut wichtige und neue Rolle sowohl für Unternehmen, die auf der Suche nach Talenten sind als auch für die Generation Zalpha, die etwas bewegen will.


Dr. Steffi Burkhart und Philipp Ghadri sind Experten für New-Work-Themen.
Dr. Steffi Burkhart gilt als einflussreiche Stimme der Millennials.

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