Wenn in Deutschland über Digitalisierung gesprochen wird, dominieren oftmals kritische Schlagzeilen: zu langsam, zu bürokratisch, zu teuer, mangelnde Praxistauglichkeit. Zwischen Debatten um ineffiziente Großprojekte und milliardenschwere Förderungen gerät in Vergessenheit, dass es auch Lösungen gibt, die seit Jahren funktionieren – und das leise, zuverlässig und kosteneffizient. Ein Beispiel ist die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises, die Bürger:innen mithilfe der AusweisApp nutzen können.
VOM BEHÖRDEN-TOOL ZUM ALLTAGSBEGLEITER
Seit 15 Jahren ermöglicht die AusweisApp es, sich im digitalen Raum sicher auszuweisen, rechtsverbindlich, eIDAS-konform und auf allen gängigen Endgeräten. Was 2010 als sperrige Software begann, ist heute ein plattformübergreifendes Werkzeug, das nicht nur bei Behördengängen eingesetzt wird, sondern auch in Banken, Mobilfunk und im Gesundheitswesen. Pro Monat laufen alleine über die zentrale BundID mehr als 1,5 Millionen Transaktionen mit steigender Tendenz.
Die Akzeptanz wächst quer durch alle Generationen: Der aktuelle eGovernment Monitor 2025 belegt, dass eine vollständig digitale Verwaltung nicht mehr als ferne Vision wahrgenommen wird, sondern als selbstverständliche Erwartung. Deutschland ist also nicht technikskeptisch, wie es in öffentlichen Debatten oft erscheint.
EUROPÄISCHE DIGITALE WALLETS BRINGEN DYNAMIK INS SPIEL
Mobile Nutzbarkeit, offene Schnittstellen und standardisierte Dienste senken die Einstiegshürden für Verwaltungen und Unternehmen – vor allem auch für kleinere Akteure ohne eigene IT-Infrastruktur. Und doch bleibt die AusweisApp im öffentlichen Diskurs nahezu unsichtbar.
Im Hinblick des europäischen Kontextes gewinnt die Frage digitaler Identitäten gerade jedoch neue Dynamik. Bis Ende 2026 soll mit der Europäische Digitale Identitäts-Wallet (EUDI-Wallet) ein neues einsatzbereites ID-Ökosystem entstehen. Deutschland kann hier mit erprobter Infrastruktur beitragen. Entscheidend wird sein, dass vorhandene Dienste konsequent an Wallet-Lösungen angebunden werden und Anbieter bereits heute ihre Systeme entsprechend ausrichten.
Die zentrale Frage lautet: Warum nutzen wir nicht, was längst da ist? Liegt es am fehlenden öffentlichen Bewusstsein, an unausgeschöpfter Nutzerfreundlichkeit oder an der Schwerfälligkeit der Verwaltungsstrukturen, die zwar Infrastruktur bereitstellen, aber Integration zu selten zur Pflicht machen? Digitale Souveränität entsteht nicht allein durch milliardenschwere Investitionen, sondern durch konsequente Integration funktionierender Werkzeuge. Der eigentliche Test liegt nicht im Warten auf die nächste große Lösung, sondern im Mut, Bestehendes konsequent zu nutzen. Die Ausweis-App liefert jedenfalls den Beweis, dass funktionierende Digitalisierung kein Zukunftsprojekt sein muss.
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