Schule als Sprungbrett in die Selbstständigkeit

Die Finanzbildungsstrategie der Regierung hat ein enormes Potenzial – unter bestimmten Voraussetzungen. Ein Beitrag von Simone Rechel, Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Deutschland.

SIMONE RECHEL, Bundesvorsitzende Wirtschaftsjunioren Deutschland
SIMONE RECHEL, Bundesvorsitzende Wirtschaftsjunioren Deutschland
Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. Beitrag

Studien wie die OECD-Analyse zur „Finanzbildung in Deutschland“ zeigen, dass es hierzulande im Bereich finanzielle Bildung Nachholbedarf gibt. Das Finanzsowie Bildungsministerium reagieren darauf und arbeiten seit 2023 an einer gemeinsamen Initiative, um finanzielle Bildung und damit die Finanzkompetenz der Bürger:innen zu verbessern. Diese umfasst drei zentrale Maßnahmen: eine Finanzbildungsstrategie, eine Finanzbildungsplattform und Forschung zu finanzieller Bildung. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesfinanzminister Christian Lindner sehen in der Initiative „Finanzielle Bildung“ einen Beitrag zu mehr Teilhabe, Wachstum, Wohlstand und Chancengerechtigkeit. 

Wir Wirtschaftsjunioren Deutschland begrüßen das Vorhaben der Regierung. Jedoch greift es unserer Ansicht nach nicht weit genug. Die Kritik aus unserem Verband, dem größten deutschen Verband junger Unternehmer:innen und Führungskräfte unter 40 Jahren: Die Inhalte beschränken sich zu sehr auf den Umgang mit Geld allein – und hier nur mit der Ausgabenseite. Gerade junge Menschen sollten erlernen, wie sie Verantwortung für ihr Einkommen übernehmen können, sei es durch eine berufliche Orientierung oder als Gründer:in oder Unternehmer:in. Wir fordern daher ein obligatorisches Schulfach Wirtschaft in allen Bundesländern. Die Schüler:innen sollen damit die Fähigkeiten erlangen, die sie als Unternehmer:innen brauchen: Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein, Kreativität, Risikobereitschaft und ein selbstbewusster und lösungsorientierter Umgang mit Fehlern und Misserfolgen. Selbst ohne spätere Unternehmensgründung oder Führungsverantwortung erwerben sie auf diese Weise Schlüsselkompetenzen und ein starkes Mindset für die berufliche Laufbahn. 

Mit dem Schulfach Wirtschaft werden unsere Schulen zum Sprungbrett in die Selbstständigkeit. Es wird Schüler:innen darin bestärken, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen und Innovationen selbst voranzutreiben. Wir sind überzeugt, dass die Zukunft Deutschlands als Wirtschaftsstandort auch vom Wissen junger Menschen über Finanzen und Unternehmensführung abhängt. Deshalb sind wir Mitglied des Initiativkreises des Bundeswirtschaftsministeriums „Unternehmergeist in die Schulen“ und Teil des Bündnisses ökonomische Bildung. Zudem treiben wir bundesweit Projekte für junge Menschen voran: Gründungswettbewerbe, Unternehmensplanspiele, Bewerbungstrainings und viele weitere Initiativen unserer über 200 regionalen Kreisverbände der Wirtschaftsjunioren in ganz Deutschland. 

Ein Leuchtturmprojekt ist unser bundesweites Wirtschaftsquiz „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“. Rund 20.000 Schüler:innen der 9. und 10. Jahrgangsstufen nehmen jedes Jahr daran teil und beantworten Multiple-Choice-Fragen rund um Finanzwissen und Unternehmensführung. Ziel ist es, junge Menschen spielerisch für Wirtschaftsthemen zu begeistern und die schlauesten Schüler:innen in diesem Bereich für ihr außerordentliches Wissen auszuzeichnen.

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