Auf der Ostalb geboren, führt der Weg von Dr. Thomas Stammler zuerst einmal rund um den Globus. Nach seinem Studium, einem Stipendium in San Francisco und ersten internationalen Anstellungen kehrt er zu seinen Wurzeln zurück und ist heute Chief Technology Officer der ZEISS Halbleiterfertigungssparte Semiconductor Manu-facturing Technology (SMT). Hier werden optische Systeme designt, entwickelt und gebaut, die in Maschinen zum Einsatz kommen, mit denen die neueste Mikrochipgeneration hergestellt wird. Eine Herkules-aufgabe, für die sich mehr als 6.200 Mitarbeitende engagieren – „und wir suchen ständig neue Mitarbeitende“, wie Dr. Stammler anmerkt.
Herr Dr. Stammler, was macht die Halbleiterfertigungssparte von ZEISS so spannend?
Wir arbeiten in vielen Disziplinen an der Grenze des Machbaren und verschieben diese kontinuierlich mit der Entwicklung hochinnovativer optischer Systeme und Verfahren, um Halbleiterhersteller dabei zu unterstützen, noch kleinere, leistungsfähigere und energieeffizientere Mikrochips zu produzieren. Gemeinsam mit unserem strategischen Partner ASML und einem internationalen Netzwerk aus weiteren Hightech-Partnern haben wir die sogenannte EUV-Lithographie zur Serienreife entwickelt. Unsere Schlüsseltechnologie umfasst dabei die optischen Systeme, die im Lithographiesystem von ASML zur Anwendung kommen. Diese Anlagen werden heute für die Produktion moderner Mikrochips gebraucht. Sie ermöglichen beispielsweise Medizintechnologie, mit denen Ärzte besser und effizienter arbeiten können. Diese Chips unterstützen darüber hinaus die Technologie für die Energiewende, ermöglichen autonomes Fahren und ja: Sie machen auch die neueste Handy-Generation leistungsfähiger und energiesparender. Mehr als 80 Prozent aller Mikrochips weltweit werden mithilfe von ZEISS-Optiken produziert. Wenn Sie so wollen, dann arbeiten wir am Herzschlag der weltweiten Digitalisierung. Die Komplexität unserer Technologien und den Impact, den sie generieren – das fasziniert mich jeden Tag.
Woher kommt Ihre Leidenschaft für Technologie?
Ich habe schon früh gerne getüftelt, gebastelt und konstruiert. Die Grenzen des Machbaren auszuloten und dabei Neuland zu betreten, hat mich schon immer fasziniert. Ich bin froh, dass diese Leidenschaft heute Teil meines Berufes ist.
Was waren die Meilensteine auf dem Weg zu Ihrer heutigen Position?
Nach meinem Physikstudium und der Promotion wollte ich an konkreten, praxisorientierten Projekten in der Industrie arbeiten und im Team mit anderen Wissenschaftlern etwas erschaffen. Nach ein paar Stationen habe ich dann den Weg zu ZEISS gefunden. Hier hat mich sofort diese für ZEISS typische Kombination aus schwäbischem Erfindergeist und internationaler Marktführerschaft fasziniert. Es herrscht ein Team-spirit, mit dem sich die Grenzen des Machbaren immer weiter verschieben und neue Innovationen entwickeln lassen. Als Stiftungsunternehmen richtet sich ZEISS dabei auch langfristig an technologischen Fortschritten aus. Beispiel EUV-Lithographie: ZEISS hat bis zur erfolgreichen Markteinführung mehr als 25 Jahre lang mit seinen Partnern an dieser Technologie entwickelt. Damals haben weitsichtige Forschende und Entwickelnde den Grundstein für unsere heutige führende Marktposition gelegt. Sie haben erkannt, dass Erfolg auf mutigen Entscheidungen basiert.
Die Wurzeln des heutigen Erfolges der Halbleiterfertigungssparte reichen also weit zurück?
Eindeutig: ja. Damit sind wir natürlich verpflichtet, ebenso langfristige Entwicklungen vorzudenken und einzuleiten. Unsere Leitlinie ist das Mooresche Gesetz. Es besagt, dass sich die Anzahl der Transistoren auf einem Mikrochip rund alle zwei Jahre verdoppelt und so seine Leistungsfähigkeit steigt. Oft totgesagt, ist dieses Gesetz aktueller denn je. Wobei es uns weniger um technische Daten geht als vielmehr um die Anwendungen für mehr Lebensqualität der Menschen und gesellschaftliche Trends, die wir ermöglichen. Künstliche Intelligenz beispielsweise unterstützt heute Ärztinnen und Ärzte bei der Krebserkennung, moderne IT-Infrastrukturen schützen die Umwelt und machen unser Leben komfortabler und sicherer. Das treibt mein Team und mich an.
Sie sprechen immer wieder von Ihrem Team. Ist ein gut eingespieltes Team der Schlüssel zum Erfolg?
Zukunft ist Teamarbeit, denn dort, wo wir forschen, entwickeln und produzieren geht das nur gemeinsam – anders sind die komplexen Herausforderungen der modernen Mikrochip-Entwicklung und -Herstellung nicht zu stemmen. Unser Team stellt für die EUV-Lithographie beispielsweise die präzisesten Spiegel der Welt her. So ein Spiegel wird teilweise monatelang in unserer Produktion bearbeitet, bis er allen geforderten Qualitäts-Kriterien genügt. Als Gedankenexperiment: Würde man einen solchen Spiegel auf die Größe Deutschlands vergrößern, wäre die größte Unebenheit – also sozusagen die Zugspitze – gerade mal 0,1 Millimeter hoch. Und diese Spiegel müssen dann im System so hochgenau positioniert und ausgerichtet werden, dass wir so mit einem Laserstrahl zielgenau einen Golfball auf dem Mond treffen könnten. Diese Präzision schaffen wir nur durch eine herausragende Teamleistung.