»Die Zukunft ist eine Teamaufgabe«

Dr. Thomas Stammler ist Chief Technology Officer der Halbleiterfertigungssparte bei ZEISS. Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen entwickelt er unter anderem Hightech-Präzisionsspiegelsysteme, welche die Produktion von Mikrochips ermöglichen. Chips, die beispielsweise für Smartphones oder Hochleistungsrechner, für Künstliche Intelligenz oder autonomes Fahren, aber auch für lebensrettende Medizintechnik oder den Ausbau von erneuerbaren Energien benötigt werden. ZEISS treibt damit rund um den Globus die Digitalisierung voran und ist der weltweite Technologieführer bei optischen Systemen für die Mikrolithographie.

Dr. Thomas Stammler, Chief Technology Officer ZEISS SMT
Dr. Thomas Stammler, Chief Technology Officer ZEISS SMT
ZEISS Beitrag

Auf der Ostalb geboren, führt der Weg von Dr. Thomas Stammler zuerst einmal rund um den Globus. Nach seinem Studium, einem Stipendium in San Francisco und ersten internationalen Anstellungen kehrt er zu seinen Wurzeln zurück und ist heute Chief Technology Officer der ZEISS Halbleiterfertigungssparte Semiconductor Manu-facturing Technology (SMT). Hier werden optische Systeme designt, entwickelt und gebaut, die in Maschinen zum Einsatz kommen, mit denen die neueste Mikrochipgeneration hergestellt wird. Eine Herkules-aufgabe, für die sich mehr als 6.200 Mitarbeitende engagieren – „und wir suchen ständig neue Mitarbeitende“, wie Dr. Stammler anmerkt.

Herr Dr. Stammler, was macht die Halbleiterfertigungssparte von ZEISS so spannend?
Wir arbeiten in vielen Disziplinen an der Grenze des Machbaren und verschieben diese kontinuierlich mit der Entwicklung hochinnovativer optischer Systeme und Verfahren, um Halbleiterhersteller dabei zu unterstützen, noch kleinere, leistungsfähigere und energieeffizientere Mikrochips zu produzieren. Gemeinsam mit unserem strategischen Partner ASML und einem internationalen Netzwerk aus weiteren Hightech-Partnern haben wir die sogenannte EUV-Lithographie zur Serienreife entwickelt. Unsere Schlüsseltechnologie umfasst dabei die optischen Systeme, die im Lithographiesystem von ASML zur Anwendung kommen. Diese Anlagen werden heute für die Produktion moderner Mikrochips gebraucht. Sie ermöglichen beispielsweise Medizintechnologie, mit denen Ärzte besser und effizienter arbeiten können. Diese Chips unterstützen darüber hinaus die Technologie für die Energiewende, ermöglichen autonomes Fahren und ja: Sie machen auch die neueste Handy-Generation leistungsfähiger und energiesparender. Mehr als 80 Prozent aller Mikrochips weltweit werden mithilfe von ZEISS-Optiken produziert. Wenn Sie so wollen, dann arbeiten wir am Herzschlag der weltweiten Digitalisierung. Die Komplexität unserer Technologien und den Impact, den sie generieren – das fasziniert mich jeden Tag.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für Technologie?
Ich habe schon früh gerne getüftelt, gebastelt und konstruiert. Die Grenzen des Machbaren auszuloten und dabei Neuland zu betreten, hat mich schon immer fasziniert. Ich bin froh, dass diese Leidenschaft heute Teil meines Berufes ist.

Was waren die Meilensteine auf dem Weg zu Ihrer heutigen Position?
Nach meinem Physikstudium und der Promotion wollte ich an konkreten, praxisorientierten Projekten in der Industrie arbeiten und im Team mit anderen Wissenschaftlern etwas erschaffen. Nach ein paar Stationen habe ich dann den Weg zu ZEISS gefunden. Hier hat mich sofort diese für ZEISS typische Kombination aus schwäbischem Erfindergeist und internationaler Marktführerschaft fasziniert. Es herrscht ein Team-spirit, mit dem sich die Grenzen des Machbaren immer weiter verschieben und neue Innovationen entwickeln lassen. Als Stiftungsunternehmen richtet sich ZEISS dabei auch langfristig an technologischen Fortschritten aus. Beispiel EUV-Lithographie: ZEISS hat bis zur erfolgreichen Markteinführung mehr als 25 Jahre lang mit seinen Partnern an dieser Technologie entwickelt. Damals haben weitsichtige Forschende und Entwickelnde den Grundstein für unsere heutige führende Marktposition gelegt. Sie haben erkannt, dass Erfolg auf mutigen Entscheidungen basiert.

Die Wurzeln des heutigen Erfolges der Halbleiterfertigungssparte reichen also weit zurück?
Eindeutig: ja. Damit sind wir natürlich verpflichtet, ebenso langfristige Entwicklungen vorzudenken und einzuleiten. Unsere Leitlinie ist das Mooresche Gesetz. Es besagt, dass sich die Anzahl der Transistoren auf einem Mikrochip rund alle zwei Jahre verdoppelt und so seine Leistungsfähigkeit steigt. Oft totgesagt, ist dieses Gesetz aktueller denn je. Wobei es uns weniger um technische Daten geht als vielmehr um die Anwendungen für mehr Lebensqualität der Menschen und gesellschaftliche Trends, die wir ermöglichen. Künstliche Intelligenz beispielsweise unterstützt heute Ärztinnen und Ärzte bei der Krebserkennung, moderne IT-Infrastrukturen schützen die Umwelt und machen unser Leben komfortabler und sicherer. Das treibt mein Team und mich an.

Sie sprechen immer wieder von Ihrem Team. Ist ein gut eingespieltes Team der Schlüssel zum Erfolg?
Zukunft ist Teamarbeit, denn dort, wo wir forschen, entwickeln und produzieren geht das nur gemeinsam – anders sind die komplexen Herausforderungen der modernen Mikrochip-Entwicklung und -Herstellung nicht zu stemmen. Unser Team stellt für die EUV-Lithographie beispielsweise die präzisesten Spiegel der Welt her. So ein Spiegel wird teilweise monatelang in unserer Produktion bearbeitet, bis er allen geforderten Qualitäts-Kriterien genügt. Als Gedankenexperiment: Würde man einen solchen Spiegel auf die Größe Deutschlands vergrößern, wäre die größte Unebenheit – also sozusagen die Zugspitze – gerade mal 0,1 Millimeter hoch. Und diese Spiegel müssen dann im System so hochgenau positioniert und ausgerichtet werden, dass wir so mit einem Laserstrahl zielgenau einen Golfball auf dem Mond treffen könnten. Diese Präzision schaffen wir nur durch eine herausragende Teamleistung.

ZEISS Messtechnik-Halle für die präzisesten Spiegel der Welt
ZEISS Messtechnik-Halle für die präzisesten Spiegel der Welt

Was folgt der EUV-Technologie? Was ist „The Next Big Thing”?
Die Entwicklung der EUV-Lithographie dauerte mehr als 25 Jahre. Wir müssen in der Tat also schon mitten in der nächsten Entwicklungsphase sein, um unseren eigenen Fortschritt fortschreiben zu können. Und das sind wir auch: So arbeiten wir bereits an der nächsten Generation von EUV-Systemen. Darin kommen Optiken mit größerer numerischer Apertur zum Einsatz, was die Auflösung und Feinheit der erzeugten Strukturen weiter erhöht. Die Transistordichte auf Mikrochips und damit ihre Leistungsfähigkeit kann so in Zukunft weiter steigen.

Sind nicht irgendwann die Grenzen der Physik und ein Ende des Mikrochip-Fortschritts erreicht?
Wir bewegen uns in der Tat in den Grenzbereichen von physikalischen, chemischen und prozesstechnischen Parametern und wissen nicht, was jenseits unseres derzeitigen Forschungs-Horizonts auf uns wartet. Wir wissen aber, dass wir bisher jedes Mal Innovationen beziehungsweise Technologien entwickelt haben, die den wissenschaftlichen Fortschritt weiter vorantreiben.

Die Arbeit wird Ihnen sicherlich nicht ausgehen. Wird die SMT folglich auch weiterhin wachsen?
Wir suchen in der Tat kontinuierlich neue Teammitglieder und erweitern unsere Produktionsstätten – aktuell zum Beispiel in Oberkochen und in Wetzlar. Es scheint: Je kleiner und feiner die Transistorstrukturen auf dem Mikrochip, desto größer fallen die eingesetzten optischen Systeme von ZEISS aus – und desto komplexer und großflächiger müssen die Produktionsflächen sein. Parallel dazu bauen wir unsere Teams aus. Während der vergangenen vier Jahre hat sich die Zahl der Mitarbeitenden der Halbleiter- fertigungssparte fast verdoppelt, und wir suchen kontinuierlich Menschen, die mit uns zusammen den Fortschritt weiter vorantreiben möchten. Wir haben zum Beispiel einen stetigen Bedarf an Fach- und Führungskräften. Dazu zählen Physikerinnen und Physiker – aber nicht nur. Wir suchen auch Bewerberinnen und Bewerber aus dem Bereich Mechatronik und Mechanik, Entwicklerinnen und Maschinenführer, IT-Expertinnen und Organisations-Experten.

Wie schafft es ein Unternehmen, für die Mitarbeitenden ein attraktiver Arbeitgeber zu sein?
Wir bieten unseren Mitarbeitenden viel Entwicklungspotenzial. Wir schaffen Freiraum für Ideen – und ja, auch für Fehler. Anders wäre eine so innovative Technologie wie EUV gar nicht denkbar und machbar. An den Grenzen der Physik hilft manchmal nur Intuition und die Erforschung von unbekannten Wegen, die sich manchmal auch als Sackgassen herausstellen. Diese Erfahrungswerte können wir dank der einzigartigen Unternehmenskultur sammeln. Denn ZEISS bietet uns als Stiftungsunternehmen ein starkes Fundament, das der Wissenschaft und dem Fortschritt verpflichtet ist und eine starke soziale Verantwortung übernimmt. Das beginnt konkret bei der Arbeitsplatzgestaltung und führt letztlich bis hin zur Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als schnell wachsender Weltmarktführer bieten wir darüber hinaus auch ausgezeichnete Karrierechancen. Wer sich beruflich weiterentwickeln will und neue Herausforderungen sucht, findet bei ZEISS viele spannende Projekte und Bereiche.

Wie sieht denn der ideale Bewerber, die ideale Bewerberin aus?
Ganz divers. Wir suchen Talente aus unterschiedlichen Disziplinen und vom Berufseinsteiger bis hin zum erfahrenen Professional. Wer sich einer Aufgabe mit Leidenschaft verschreiben kann, wer gerne tüftelt, wer neugierig ist auf Dinge und Erkenntnisse jenseits des Horizonts, wer eine Aufgabe sucht, die Sinn stiftet, wer gerne im Team die Grenzen des technologisch Machbaren verschieben möchte, die oder der ist bei uns genau richtig.

www.zeiss.de

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Andrea Kurz ist seit 2020 Geschäftsführerin der JobRad GmbH und verfügt über langjährige Erfahrung im HR-Bereich. © JobRad, jobrad.org
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