Transformation heißt Veränderung

Deutsche Unternehmen haben Nachholbedarf, wenn es um die digitale Transformation geht. Eine aktuelle Studie des IW Köln zeigt auf: Es fehlt eine Strategie zur gezielten Datennutzung. 
Illustrationen: Agata Sasiuk
Illustrationen: Agata Sasiuk
Julia Thiem Redaktion

Viele Unternehmen rühmen sich dieser Tage, vor allem deshalb verhältnismäßig gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen zu sein, weil die Digitalisierung schon früh ganz oben auf ihrer Agenda gestanden habe. So sei es dann auch kein Problem gewesen, mit 100 Prozent der Belegschaft aus dem Homeoffice zu arbeiten – produktiv versteht sich. Was bei diesen oder ähnlichen Aussagen jedoch ungeachtet bleibt: Einen analogen Prozess zu digitalisieren hat nur wenig mit einer echten Transformation zu tun – ebenso wenig, wie der gesamten Belegschaft Laptop und Handy zur Verfügung zu stellen, damit auch von zu Hause aus gearbeitet werden kann. Denn „verändert“ wurde dabei nichts, kein Prozess durchleuchtet, kein Geschäftsmodell angepasst, keine zusätzliche Wertschöpfung generiert. Dann nämlich könnte man erst von einer digitalen Transformation sprechen.


Doch eben hier liegt das große Defizit deutscher Unternehmen, wie eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zum Thema Datenwirtschaft in Deutschland nun bestätigt. Im Auftrag des Bundesverbands der deutschen Industrie, BDI, sollte geklärt werden, wo Unternehmen in der Datennutzung aktuell stehen und was die größten Hemmnisse sind. Demnach weisen lediglich 28 Prozent der befragten Unternehmen einen hohen Digitalisierungsgrad auf. Wenn Daten digital gespeichert werden, dann die Stammdaten von Kunden (79,2 Prozent) sowie Finanzdaten (68,5 Prozent). Hingegen speichert nicht einmal die Hälfte der befragten Unternehmen Personaldaten digital ab. Bei Nutzungsdaten von Kunden oder Forschungs- und Entwicklungsdaten – also da, wo ein direkter Mehrwert für das jeweilige Geschäftsmodell abgeleitet werden könnte – sind dann nur noch 45,7 Prozent, respektive 24,7 Prozent der Unternehmen auf digitalen Pfaden unterwegs. Auch der Blick auf den Zweck der Datennutzung wird nicht besser: Lediglich 12,4 Prozent der Unternehmen nutzen die gespeicherten Daten zu Optimierung von Produkten und Geschäftsmodellen. 45,3 Prozent tun dies hingegen nicht. Nicht einmal zur Automatisierung und Steuerung des Unternehmens werden die Daten genutzt, heißt es von 54,1 Prozent der Befragten.


Laut Studie liegt das vor allem daran, dass die Sorge vor dem unautorisierten Zugriff Dritter besonders groß sei (91 Prozent). Aber auch datenschutzrechtliche Grauzonen gelten bei 85 Prozent der Befragten als Hürde und es fehle an Rechtssicherheit bei der Datenanonymisierung (73 Prozent). Zudem lehnen 86 Prozent eine Datenteilungspflicht ab, wie sie die Regierung aktuell im Rahmen ihrer Datenstrategie prüft.


In diesem Zusammenhang verweisen die Studienautoren auch auf die Bekanntheit der dezentralen Cloud-Lösung GAIA-X als Handlungsfeld, die es zu steigern gilt. Denn lediglich 6,5 Prozent der befragten Unternehmen hätten bisher von dem Projekt überhaupt Kenntnis genommen: „Die weitere Arbeit an der Bekanntheit von GAIA-X scheint – neben der inhaltlichen Schärfung und der Erweiterung um neue Partner und Anwendungen – dringend notwendig zu sein, um auch in der mittelständischen Unternehmenslandschaft einen höheren Bekanntheitsgrad zu erlangen.“ 

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