Herr Hommel, die girocard ist mit rund 100 Millionen Karten und gut 1,2 Millionen Akzeptanzstellen das beliebteste bargeldlose Zahlungsmittel im stationären Handel in Deutschland – wozu braucht es weitere Funktionen?
Wir befinden uns in einer komfortablen Situation, wollen und dürfen uns aber nicht ausruhen. Im Auftrag der Deutschen Kreditwirtschaft passen wir die girocard evolutionär an neue Bedürfnisse und Rahmenbedingungen des Marktes an. Einkaufssituationen verändern sich und damit werden auch Bezahlsituationen immer mannigfaltiger.
Wie sehen die geplanten Innovationen konkret aus?
Es gibt eine Vielzahl an Funktionalitäten, die wir gemeinsam mit weiteren Marktteilnehmern ausarbeiten. Die girocard soll neue Einsatzbereiche erschließen und bei der Autorisierung von Zahlungen flexibler einsetzbar werden: Sogenannte Vorautorisierungen von Transaktionen können etwa die Reservierung von Hotels oder Mietwagen ermöglichen. Zudem sollen noch mehr Institute die girocard innerhalb von Apps oder Wallets anbieten, damit ihre Kunden ganz einfach mit dem Smartphone zahlen können. Auch weitere Bezahlprozesse lassen sich hierüber verknüpfen, so zum Beispiel in händlereigenen Apps wie E-Scooter-Verleihen oder Lieferdiensten.
Wann werden diese Funktionen verfügbar sein?
Bei einem Produkt, an dem so viele Akteure beteiligt sind, lassen sich neue Funktionen nicht ad hoc vollumfänglich integrieren. Daher konzentrieren wir uns auf mehrere Teilaspekte gleichzeitig. Im Einsatz ist bereits die Online-Altersverifikation, die aktuell von keinem anderen Kartensystem in Deutschland geleistet werden kann. Hier wird mit der Bezahlung von altersbeschränkten Produkten das Alter geprüft – insbesondere an Zigarettenautomaten erleichtert dies den Kaufprozess. Ebenso einzigartig ist die Möglichkeit, gleichzeitig zu zahlen und Treuepunkte zu sammeln, das wird bei ersten Marktteilnehmern im ersten Halbjahr 2025 kommen. Die Flexibilität in der Autorisierung wird wahrscheinlich in die zweite Jahreshälfte fallen, die In-App-Fähigkeit kommt nach Plan 2026. Wir befinden uns in einem permanenten Prozess, der nicht mit den genannten Innovationen enden wird. Unser Anspruch ist es, in einem sehr dynamischen Wettbewerbsumfeld mit technologischen Veränderungen Schritt zu halten.
Sie haben zu Beginn die gemeinsame Arbeit an diesen Funktionen angesprochen. Wie kann ich mir so etwas vorstellen?
Uns war von Anfang an klar, dass wir eng mit allen Marktteilnehmern zusammenarbeiten wollen. Ergo haben wir alle neuen Funktionalitäten in einem sogenannten Co-Creation-Prozess gemeinsam mit den relevanten Akteuren erarbeitet. Durch den engen Austausch mit kartenausgebenden Instituten, Netzbetreibern sowie Vertretern aus dem Handel erfolgt die Entwicklung besonders marktnah. Zudem können hierdurch auch Herausforderungen frühzeitig identifiziert und besonders schnell sowie effizient gelöst werden.
Was haben Sie der Konkurrenz voraus?
Wie gerade gesagt, ist die girocard ein Gemeinschaftsprodukt, dessen führende Marktstellung auf vier Elementen beruht: günstige Kosten, hohe Kundenakzeptanz, Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit. Damit liefert sie Vorteile für Akzeptanzstellen, Verbraucher und die Kreditwirtschaft. Mit ihrer Beliebtheit geht auch die Verantwortung einher, die girocard zukunftsfähig zu gestalten und damit weiterhin fest im deutschen Payment-Markt zu verankern. Dazu hat der Markt eine Mitgestaltungsmöglichkeit bei ihrer Weiterentwicklung. Bei welchem Scheme außer der girocard hat man diese Chance?
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