Herr Ries, wie gut schlägt sich der Mittelstand in der Corona-Krise?
Wie überall in der deutschen Wirtschaft hat auch der Mittelstand zwei große Sorgen: Unsicherheit und Liquidität. Wobei beides eng zusammenhängt. Denn viele Unternehmen können einen, vielleicht auch zwei Monate Geschäftsausfall überbrücken. Niemand weiß derzeit jedoch, über welchen Zeithorizont wir am Ende sprechen. Und diese Unsicherheit belastet gerade den Mittelstand. Hier brauchen die Firmen dringend Planungssicherheit.
Wie unterstützen Sie Ihre Kunden in der aktuellen Situation?
Wir sind derzeit vor allem beratend tätig. Letztendlich gilt es wie überall, die Liquiditätsversorgung sicherzustellen. Hier sind die Fördermittel des Bundes eine wichtige Stütze – auch wenn klar sein muss, dass sie bei weitem nicht ausreichen werden.
Droht eine Pleitewelle im deutschen Mittelstand?
Davon ist leider auszugehen – und es wird auch viele „gute“ Unternehmen treffen, jene, die vor der Krise mit absolut sauberen Bilanzen dastanden. Der Dominoeffekt wird greifen – auch, weil in unserer globalisierten und eng vernetzten Welt fast nur noch „just in time“ produziert wird, um große Lagerhaltungen zu vermeiden. Das heißt, selbst wenn der Mittelstand morgen wieder loslegen könnte, würden aufgrund der globalen Probleme Teile und Material fehlen. Auch deshalb ist es wichtig, dass von offizieller Seite das Problem der Ungewissheit für die Unternehmen adressiert wird.
Wie steht es mit Finanzierungsalternativen wie beispielsweise Kreditversicherungen?
Kreditversicherer sind derzeit kaum von den Auswirkungen der Krise betroffen. Lediglich vereinzelt sind erste Anzeichen zu spüren – beispielsweise in Italien. Es wäre jedoch illusorisch zu glauben, dass sich hier nichts ändert. Im Gegenteil: Eine unkalkulierbare Insolvenzwelle würde wohl auch bedeuten, dass für die Kreditversicherer ein Rettungsschirm gespannt werden muss.