Der Incoming-Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Deutschland. Die Reiseausgaben internationaler Gäste in Deutschland beliefen sich 2023 auf 70 Milliarden Euro – Umsätze für die überwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen in der deutschen Tourismuswirtschaft, darunter Mobilitätsdienstleister, Hotellerie, Gastronomie, Freizeiteinrichtungen und Einzelhandel, die wiederum Steuereinnahmen generieren. Erfolgreiches internationales Tourismusmarketing ist demnach direkt wirksame Mittelstandsförderung. Und eine starke Präsentation als weltoffenes und serviceorientiertes Reiseland erhöht auch die Anziehungskraft als Wirtschafts- und Investitionsstandort.
Die Erfolgsbilanz bis heute: Deutschland spielt als Reiseziel im internationalen Wettbewerb der Destinationen in der Champions League: Bei den Urlaubsreisen sind wir als Kultur- und Städtereiseziel Nummer 1 sowie als Naturreiseziel Nummer 2 bei den weltweiten Reisen der Europäer fest etabliert. Als Geschäftsreiseziel sind wir weltweit führend.
Trotz geostrategischer Konflikte und wirtschaftlich unsicherer Rahmenbedingungen bleibt Deutschlands Incoming-Tourismus 2024 auf Wachstumskurs. Bis zum Ende des dritten Quartals registrierte das Statistische Bundesamt rund 66 Millionen Übernachtungen internationaler Gäste – ein Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Gleichzeitig wächst jedoch der Wettbewerbsdruck unter den Destinationen im internationalen Markt, denn auch andere Länder wollen vom Wachstum des weltweiten Tourismus profitieren. Entsprechend definieren wir unsere zentralen Handlungsfelder digitale Transformation und Nachhaltigkeit, um Deutschland auch 2025 als modernes, weltoffenes, nachhaltiges und erlebnisreiches Reiseziel zu positionieren.
77 Prozent der internationalen Übernachtungen in Deutschland generieren europäische Reisende, 23 Prozent Gäste aus Übersee. Mit Blick auf das sich dynamisch verändernde Kunden- und Konsumverhalten analysiert das Monitoring Sentiment for Intra European Travel (MSIET) Einflussfaktoren bei der Destinationsentscheidung der Europäer. Steigende Reisekosten sind unter anderem ein Thema, beeinflussen allerdings nur rund ein Fünftel der Reiseentscheidungen, da die Auslandsreise weiterhin einen sehr hohen Stellenwert im Konsumverhalten der Europäer genießt. Dies gilt auch für Europareisende aus unseren Überseemärkten.
Wettbewerbsentscheidend für das Reiseland Deutschland werden demnach 2025 wirtschaftliche Aspekte, die weitere Schärfung des Markenprofils als weltoffene und gastfreundliche Destination sowie Antworten auf globale Herausforderungen, wie die Klimakrise und die digitale Transformation.
Die Digitalisierung ist das entscheidende Momentum im internationalen Tourismusmarketing. Denn gerade in wichtigen Potenzialmärkten sind digitale Tools und KI-gestützte Anwendungen von der Inspiration potenzieller Reisender über das Buchen bis hin zu digitalen Services vor Ort wie mobile Payment oder virtuelle Guides ganz selbstverständlich. Wenn Deutschland als Reiseziel international wettbewerbsfähig bleiben will, müssen wir uns an diesen globalen Entwicklungen orientieren.
Hier setzt das Open Data-/ Knowledge Graph-Projekt der DZT an: Mit mehr als 500.000 maschinenlesbaren, semantisch strukturierten Datensätzen zu touristischen Angeboten schafft es die Basis für die Entwicklung und Implementierung KI-gestützter Services. Neben der technologischen Infrastruktur sichert der Knowledge Graph die Teilhabe der mittelständisch geprägten Marktteilnehmer am Innovations- und Wachstumspotenzial des Marktes.
Nachhaltige Angebote beeinflussen immer mehr Kunden in ihrer Reiseentscheidung. Allerdings besteht hier noch ein deutlicher Attitude-Behaviour-Gap: Zwar erklären drei Viertel der weltweiten Reisenden, dass sie in den nächsten zwölf Monaten nachhaltiger reisen wollen, zugleich haben jedoch nur 31 Prozent im Jahr nachhaltige Reiseangebote gebucht*. Unter der Prämisse, dass ein Tourismus, der nicht nachhaltig ist, sich selbst die Lebensgrundlage entzieht, baut die DZT ihr Nachhaltigkeitsengagement kontinuierlich weiter aus und legt einen Fokus auf die Vermarktung nachhaltiger Angebote.
Der weltweite Tourismus ist auf Wachstumskurs. UN Tourism prognostiziert für 2024 ein neues Rekordergebnis von 1,5 Milliarden touristischen Ankünften weltweit. Bis 2030 könnte nach Berechnungen des WTM Global Travel Reports von Tourism Economics ein weiteres Plus von 33 Prozent zu zwei Milliarden internationalen Ankünften führen.
Deutschland kann in diesem Kontext vor allem durch seine starke gewachsene Positionierung als Städte- und Kulturreiseziel Nummer 1 der Europäer profitieren. Die überdurchschnittlichen Potenziale in den Überseemärkten USA, China und Indien treffen auf eine hohe Beliebtheit Deutschlands als Reiseziel in diesen Ländern.
Auf der Basis dieser globalen Wachstumsszenarien bleibt die Bedeutung des Incoming-Tourismus als Wirtschaftsfaktor für den Standort Deutschland wichtig.
www.germany.travel
* Quellen: Sustainable Travel Report booking.com 04/24, IPK International 09/2024