Herr Senator, warum setzt Hamburg bei der Mobilität der Zukunft auf autonomes Fahren und Ride Pooling?
Wir müssen den öffentlichen Verkehr ausweiten. Allein schon wegen des demografischen Wandels, wird dies ohne autonome Fahrzeuge nicht gelingen. Das Deutschlandticket war ein großer Schritt, um den öffentlichen Nahverkehr einfacher, digitaler und attraktiver zu machen, aber es funktioniert nur, wenn wir dazu auch ein entsprechendes Deutschland-Angebot vorhalten. Gerade in ländlichen oder weniger dicht besiedelten Regionen, in denen es noch keine Schnellbahnen gibt, brauchen wir flexible, autonome Lösungen, um dieses Versprechen einzulösen. Hamburg hat sowohl dicht besiedelte urbane als auch ländliche Gebiete, deswegen engagieren wir uns stark in diesem Bereich.
Was genau steckt hinter den Projekten ALIKE und AHOI?
Das Projekt ALIKE (Autonom, Leistungsfähig, Integriert, Kundenzentriert, Elektrisch) zielt darauf ab, einen autonomen Busbetrieb in Hamburg zu testen. Es ist eines der ersten Projekte, bei dem ein kompletter Betriebshof für autonome Fahrzeuge errichtet wird. AHOI (Autonomes Hamburger On-Demand Integriert) dagegen fokussiert sich auf den Einsatz autonomer Kleinbusse in einem größeren Bediengebiet in der äußeren Stadt mit flexiblen Routen und Zeiten. Beide Projekte sind auf maximale Integration in den bestehenden ÖPNV ausgerichtet. Ride Pooling beschreibt ein Mobilitätskonzept, bei dem Fahrgäste mit ähnlichen Routen ein Fahrzeug teilen. Dadurch werden die Auslastung verbessert, Kosten gesenkt und der Verkehr reduziert – ein wichtiger Baustein für nachhaltige urbane Mobilität. Beide Projekte erforschen, wie sich Ride Pooling und autonome Fahrzeuge sinnvoll in den öffentlichen Nahverkehr integrieren lassen – hinsichtlich Sicherheit und Integration. Bei AHOI geht es nicht um ein einzelnes autonomes Fahrzeug, sondern um ein gesamtes System in einem größeren Bediengebiet. Wir wollen hier zeigen, dass solche Systeme nicht nur in der Theorie, sondern auch praktisch funktionieren können.
Welche wirtschaftliche Bedeutung haben die Projekte für Hamburg?
Das Auto der Zukunft ist autonom und elektrisch. Deutschland ist ein Automobilland – und soll es auch bleiben. Dafür müssen wir nicht nur unsere Industrie fördern, sondern auch technologisch eine Führungsrolle übernehmen. Hamburg möchte hier Vorreiter sein: für Deutschland, für Europa, für die Welt. Wir entwickeln nicht für den lokalen Markt, sondern für einen internationalen. Das stärkt Hamburg als Innovationsstandort.
Wie rechtfertigen Sie die Investitionen?
Der Fachkräftemangel trifft uns auch im Fahrdienst. Autonome Systeme können helfen, diese Lücke zu schließen. Und: Im Vergleich zu großen Infrastrukturprojekten wie dem U-Bahn-Ausbau bieten autonome Fahrzeuge auf der Straße eine wirtschaftliche Lösung für weniger dicht besiedelte Regionen, in denen es sich wirtschaftlich auch nicht lohnen würde, eine Bahn fahren zu lassen. Es geht um Flexibilität und Effizienz. Außerdem investieren wir hier nicht nur in Technik, sondern in die Zukunftsfähigkeit des ÖPNV.
Das klingt nach einem ambitionierten Plan. Wie realistisch ist die flächendeckende Umsetzung?
Natürlich reden wir hier von Zukunftsmusik – aber von sehr naher Zukunftsmusik. Man hört sie schon deutlich. Hamburg will nicht warten, bis andere vorangehen. Wir wollen selbst gestalten – für die Stadt, für Deutschland, für Europa.
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