Gesund, satt, glücklich

Hardcore-Fleischfans und Ultra-Veganer, Demeter-Jünger und Öko-Enthusiasten verkünden den vermeintlich richtigen Way of Eating. Experten empfehlen pflanzenbasierte, regional erzeugte Kost mit Bio-Siegel.

Illustration: Rosa Viktoria Ahlers
Illustration: Rosa Viktoria Ahlers
Andrea Hessler Redaktion

Nachhaltige Lebensmittel liegen im Trend. Das beweist unter anderem der Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), der jährlich abfragt, worauf die Deutschen beim Einkaufen und Kochen achten. Wichtig sind seit jeher vor allem die Kriterien „guter Geschmack“ und „Gesundheit“ mit 99 und 91 Prozent. Über die Art der Erzeugung, ob nachhaltig, bio oder nicht, sagen diese Vorlieben nichts aus. Stark steigt jedoch seit Jahren auch der Zuspruch für messbare Nachhaltigkeitsparameter wie das Tierwohllabel, das heute für 65 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher entscheidend ist (2015: 36 Prozent) und das EU‑Biosiegel, dessen Beliebtheitswert inzwischen bei 59 Prozent liegt (2015: 47 Prozent). Auch geben immer mehr Menschen an, öfters vegetarische oder vegane Alternativen zu tierischen Produkten in den Einkaufswagen zu legen.

Das ist ganz im Sinne der Empfehlungen des Um‑ weltbundesamtes, das sich beim Thema Nachhaltigkeit am Bericht „Our common future“ der Weltkommission für Umwelt und Ernährung der Vereinten Nationen (der sogenannten Brundlandt‑Kommission) orientiert. Diese hat schon im Jahr 1987 die Kriterien nachhal‑ tiger Ernährung definiert. Sie soll „genussvoll und bekömmlich, pflanzenbasiert, ökologisch, regional und saisonal, gering verarbeitet, fair gehandelt und ressourcenschonend“ sein. Konkreter sind die Ratschläge der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Sie empfiehlt „bunt und gesund“ zu essen und meint Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und pflanzliche Öle sowie Milch und Milchprodukte und Fisch. Fleisch und Wurst sollen reduziert werden.

Doch Nachhaltigkeit bedeutet mehr, als die eigene Gesundheit zu fördern. Ebenso wichtig ist, die Biodi‑ versität, die Vielfalt unserer Tier‑ und Pflanzenwelt, zu erhalten. Das Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ mahnt in seinem Leitfaden, die Ernährungsindustrie solle besser auf Produktionsmethoden, Herkunft, Transport und Vermarktung ihrer Rohstoffe achten, denn Lebensmittel‑ und Getränkeindustrie würden von allen Wirtschaftszweigen die biologische Vielfalt am meisten bedrohen. Gegensteuern kann man durch bewussten Einkauf. Aus fremden Kontinenten einge‑ flogene Bio‑Ware mag wohlschmeckend und gesund sein, nachhaltig ist sie jedoch wegen des schlechten ökologischen Fußabdrucks keinesfalls.

Ist bio gesünder? Viele pflanzliche Bio‑Lebensmittel enthalten weniger Pestizid‑Rückstände, künstliche Zu‑ satzstoffe und Wasser und haben einen höheren Anteil an wichtigen Nährstoffen. Ob auch Steak, Kefir und Almkäse in Bio‑Qualität messbar besser sind, ist weni‑ ger eine Gesundheitsfrage und wird häufig eher nach dem Preis entschieden. Immer noch sind die meisten konventionell erzeugten Lebensmittel preiswerter als jene mit einem Label von EU, Demeter oder Bioland. Weitgehend Einigkeit herrscht, dass für die individuelle Gesundheit die Zusammensetzung der Ernährung wichtiger ist als ein Label. Ob bio oder nicht – wer täglich Fleisch oder überwiegend hoch verarbeitete, also industriell gefertigte Lebensmittel konsumiert (wobei zu letzteren auch vermeintlich gesunde, vegane Fertiggerichte zählen), schadet der Nachhaltigkeit und der eigenen Gesundheit.
 

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