Bei der Präsentation der Geschäftszahlen des zweiten Quartals 2025 stand bei der Schweizer Großbank UBS Ende Juli vor allem ein Thema im Fokus: KI. Man positioniere sich langfristig, kommentierte CEO Sergio Ermotti die Zahlen, „indem wir unsere globalen Kapazitäten stärken und in zukunftsweisende Infrastrukturen und künstliche Intelligenz investieren.“ Von einer „Freisetzung des transformativen Potenzials der KI“ ist die Rede. Was sich die UBS davon verspricht: Nicht weniger als einen kurzfristigen Effizienzgewinn von 15 Prozent.
Dabei sind die Schweizer keinesfalls die einzigen, die auf KI setzen. Auch die Bankenstudie 2025 der Management- und Technologieberatung Bearing Point unterstreicht, dass Banken verstärkt in ihre IT-Infrastruktur investieren. 2024 sei die IT maßgeblicher Kostentreiber gewesen, weil Investitionen der Vergangenheit nachgeholt wurden – in Cloud-Technologien, KI und Cybersicherheit.
KI verspräche den Banken vor allem operative Geschäftstätigkeiten vom Kundenservice bis zum Risikomanagement zu revolutionieren, heißt es in der Studie. Insgesamt sei die KI-Implementierung im Bankensektor allerdings differenziert zu bewerten. Zwar gebe es Erfolgsgeschichten – etwa in der Betrugserkennung, der Bonitätsbewertung oder Kreditvergabe –, bei Bearing Point weißt man jedoch auf die mangelnde Datenqualität und -governance im Bankensektor hin, die „viele KI-Projekte bereits in der Anfangsphase“ ausbremsen. Und auch die sich rasant entwickelnden Vorschriften seien eine Herausforderung, weil es immer schwerer werde, die gesetzlichen KI-Vorgaben auch einzuhalten.
Diese Warnungen des Beratungshauses sind allerdings kein Abgesang auf die KI, sondern sollen vielmehr die Leitplanken für eine erfolgreiche KI-Strategie im Bankensektor festlegen. Denn insgesamt rechnet der Report vor, gebe es bereits im kommenden Jahr einen erwarteten Mehrwert durch die KI von jährlich 324,43 Milliarden Euro. Wer sich seinen Anteil daran sichern will, braucht also umfassende Rahmenwerke und ethische Leitlinien für den Einsatz von KI und muss beides kontinuierlich überwachen. Und noch etwas hebt die Studie hervor: Banken, die KI-Initiativen konsequent und strategisch umsetzen, verzeichnen bereits nach 12 bis 14 Monaten positive Renditen.
Wie das Bankwesen mit der richtigen KI-Strategie effizienter und auch sicherer werden kann, zeigt aktuell die Deutsche Bank. In Frankfurt kommt ein KI-gestütztes System zum Einsatz, dass Kreditkartenbetrug erkennt – und zwar mit einer Genauigkeit von 97 Prozent. Dadurch konnte die Bearbeitungszeit entsprechender Dokumente um 40 Prozent verringert werden.
Dass die KI dabei jedoch den Menschen nicht komplett ersetzen kann und wird, zeigt ein erneuter Blick auf den aktuellen UBS-Quartalsbericht. Denn Teil der dortigen KI-Strategie ist es, im weiteren Jahresverlauf 250 Führungskräfte an der AI Senior Leadership Journey teilnehmen zu lassen, einem KI-Programm für Führungskräfte der Saïd Business School der University of Oxford. Das Ziel: Wissen vermitteln und damit die Belegschaft befähigen, kompetent mit der KI zu arbeiten.
Illustrationen: Tanya Teibtner