Neue Finanzquellen

Banken zeigen sich zunehmend zurückhaltend bei der Kreditvergabe für Auslandsgeschäfte. Immer mehr Unternehmen setzen auf alternative Finanzmittel.
Neue Finanzquellen
Illustration: Dorothea Pluta
Axel Novak Redaktion

Deutschlands wirtschaftliches Rückgrat bleibt der Mittelstand: 99,6 Prozent der deutschen Unternehmen sind mittelständisch geprägt – und steuerten 2013 rund 56 Prozent zur gesamten Nettowertschöpfung bei. Für sie stellt die Internationalisierung zunehmend eine Chance dar. Ungeachtet der weltweiten Krisen sind rund 62 Prozent der Mittelständler 2016 von einem anhaltenden Aufschwung in Deutschland ausgegangen, so eine Umfrage des Bundesverbands Mittelständische Wirtschaft. Und dafür ist Geld vorhanden: Rund 90 Prozent der Mittelständler benoten ihre aktuelle Finanzierungssituation befriedigend, gut oder sehr gut.

Ein Grund für den weit verbreiteten Optimismus sind die derzeit niedrigen Kreditzinsen für Unternehmen, die expandieren, Konkurrenten kaufen oder im Ausland tätig sein wollen. „Einen Engpass bei der Finanzierung können wir zur Zeit nicht feststellen“, sagt beispielsweise Daniel Mitrenga, Chefvolkswirt des Verbandes Die Familienunternehmer. „Familienunternehmer legen großen Wert auf ihre Unabhängigkeit und wachsen traditionell aus eigener Kraft. Leider wird die Finanzierung durch Eigenkapital steuerlich stark benachteiligt – weil nur Zinsen auf Fremdkapital abzugsfähig sind. Dennoch sind international aufgestellte Banken ein wichtiger Partner für die Unternehmen.“

Allerdings haben sich die Finanzierungsformen in den vergangenen Jahren verändert. Weil regulatorische Anforderungen gestiegen sind, tun sich Banken schwerer mit der Kreditvergabe für das Auslandsgeschäft. Wachsende Anforderungen an das Eigenkapital der Kreditgeber und zunehmend komplexer werdende Compliance-Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorismus und Wirtschaftskriminalität sind der Grund dafür, dass die Banken mittlerweile weltweit mehr als die Hälfte der Kreditanträge von KMU ablehnen, wie die internationale Handelskammer ICC jüngst ermittelte. Bei Großunternehmen beträgt die Ablehnung nur rund ein Fünftel, bei multinationalen Konzernen gar nur 13 Prozent.

Für KMU bedeutet das, sich weiter nach neuen Finanzquellen umzuschauen. In den vergangenen Jahren sind Anleihen oder Schuldschein-Darlehen immer beliebter geworden – letztere bieten institutionellen Investoren wie Versicherungen und Versorgungskassen den Einstieg in die Mittelstandsfinanzierung. So hat der Schuldscheinmarkt im vergangenen Jahr mit einem Gesamtvolumen von 19 Mrd. Euro einen neuen Rekord aufgestellt. Aber auch alternative Finanzierungsmittel können eine größere Rolle einnehmen. „Bei Factoring und Leasing kommt es jedoch sehr stark auf die Branche an“, erläutert Mitrenga.

Und schließlich gibt es die Möglichkeit, sich das Auslandsgeschäft fördern zu lassen: Neben den Instrumenten des Bundeswirtschaftsministeriums, der AKA Bank, der KfW-IPEX und der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft vergibt auch die eher unbekannte Weltbank-Tochter International Finance Corporation lang laufende Kredite an deutsche Unternehmen.

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