Berlin, hip und irgendwas mit Kräutern: Aus diesen Zutaten hat die Agentur Jung von Matt für den Getränkehersteller Spreequell einen Werbeclip entwickelt. Es geht um die Getränkemarke „Kräuterbrause”, das Zielpublikum ist eher jung und technikaffin. Herausgekommen ist ein 20-sekündiger Clip, der inklusive Voiceover und Sound vollständig durch generative KI entwickelt wurde. Laut der Agentur ist dies die erste KI-generierte Kampagne in Deutschland.
KI wird im Marketing immer intensiver genutzt, auch abseits von Werbung: Das Bremer Unternehmen Comfort One vertreibt Bettwaren online. André Jonker, Geschäftsführer des Bremer Start-ups Comfort One, betont im Interview auf der Plattform KI-Marketing: „Wir wollen KI nicht nur zur Effizienzsteigerung einsetzen, sondern so ausstatten, dass sie echte Aufgaben für uns übernimmt. Typische Einsatzfelder sind etwa Kundensupport, Dashboarding und Marketingautomation, aber auch der Einsatz von Werbemitteln für Meta-Kampagnen. Außerdem werden mittlerweile tausende Mails pro Monat automatisiert beantwortet.
KI SPART VIEL GELD
Autonome Tools wie Googles Performance Max, Meta Advantage+, TikTok Smart Performance Campaigns und Adobe Firefly unterstützen bei vielen Unternehmen den Marketingprozess, sei es bei der Kampagnenerstellung oder ihrer Steuerung über verschiedene Plattformen hinweg. Die Automatisierung spart Zeit, erhöht die Effizienz und erleichtert die Skalierung. KI kann zugleich Preisund Rabattstrategien optimieren, beim Retourenmanagement helfen und Bearbeitungszeiten sowie die Kundenzufriedenheit verbessern. Vor allem im Social-Media-Marketing hat sich KI bereits etabliert. Die beiden Hauptziele – mehr Aufmerksamkeit und mehr Conversions – sind nach Überzeugung vieler Marketer längst durch KI zu erreichen. Laut einer Studie der Software-Vergleichsplattform GetApp glaubt inzwischen jeder zweite Social-Media-Marketer, dass KI-Inhalte besser performen als menschlich erstellte Inhalte. Unternehmen könnten durch den Einsatz von KI bis zu 40 Prozent ihrer Marketingkosten sparen und die Zeit für Kampagnen um bis zu 80 Prozent verkürzen. Laut McKinsey erstellen oder optimieren viele Marken derzeit mit KI Texte, generieren Bildinhalte und nutzen GenAI, um Inspiration für Social-Media-Ideen zu finden. Gleichzeitig kann GenAI die Konversionsrate, den wichtigsten Erfolgsindikator im Online-Marketing, um bis zu 40 Prozent erhöhen, so die Berater.
POPSTAR BEN GAYA
KI ermöglicht längst auch in Musik, Mode und Events neue Formen der Vermarktung. Ben Gaya ist Europas erster KI-Popstar, der im Bremer AI Studio Anyland geschaffen wurde. Sein Debütsong „Sunshine Soul“ wurde 2024 auf Instagram veröffentlicht und über 1,2 Millionen Mal aufgerufen. Die Kunstfigur sieht im KI-erstellten Interview ein enormes Potenzial für Modeempfehlungen, Investment-Tipps, virtuelle Fashion Shows und interaktive Live-Konzerte. Ein KI-Avatar könne schließlich in Sekunden das Outfit wechseln oder durch Galaxien tanzen. „Alles ist möglich, solange wir kreativ bleiben“, sagt Ben.
Und das könnte die Schwäche der Maschine bleiben. Denn KI-generierte Inhalte sind nicht nur von begrenzter Kreativität. Außerdem können sie auch falsche Informationen enthalten oder unsinnige Antworten geben. Dann stimmen die Inhalte jedoch nicht mehr mit den Standards überein, die in der digitalen Welt zu einem guten Ranking führen: Die Maschine nimmt sich selbst aus dem Rennen.