Wirtschaft im Wandel

Unternehmen wollen und müssen nachhaltiger werden. Dabei geht es längst um mehr als freiwilliges Engagement.

Illustration: Chiara Lanzieri
Illustration: Chiara Lanzieri
Mariella Gomez Redaktion

Das Thema Nachhaltigkeit ist bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es begegnet jedem von uns im Privatleben. Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, wo die Produkte herkommen, die sie einkaufen, wie sie hergestellt wurden, und achten in ihrem Umfeld auf den Klimaschutz. Dabei umfasst der Begriff weit mehr als lediglich den Verzicht auf Plastiktüten und Teilnahme an „Fridays for future“-Demonstrationen.

Aus Unternehmensperspektive ist Nachhaltigkeit oder auch Corporate Responsibility (CR) ein Querschnittsthema, das sämtliche Bereiche betrifft. Es sind einige Schritte nötig, um Nachhaltigkeit langfristig zu managen. Zuerst sollte man sich einen Überblick über die bisherigen Aktivitäten des Unternehmens verschaffen und diese strukturieren. Danach ist es wichtig, sich auf einige Themen zu fokussieren – das schafft Glaubwürdigkeit und hilft, gezielt dort anzusetzen, wo das Unternehmen auch einen Impact hat.

Als Basis für diese „Wesentlichkeitsanalyse“ können die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) dienen. Sie bilden die Vielfalt von Nachhaltigkeit sehr umfangreich ab und helfen somit, die Themen umfassend zu beleuchten. Die unternehmenseigene Struktur von Nachhaltigkeit und die wesentlichen Themen bilden die Grundlage einer CR-Strategie. Somit wird Nachhaltigkeit im Unternehmen langfristig organisiert. Erst wenn diese Schritte gegangen sind, ist man in der Lage, sein CR-Engagement auch glaubhaft zu kommunizieren.

Dies kann man zum Beispiel in Form eines Nachhaltigkeitsberichtes tun, der sich an den Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI) orientiert. GRI ist der am weitesten verbreitete Standard für Nachhaltigkeitsberichterstattung und kann auch durch einen Wirtschaftsprüfer nach ISAE 3000 geprüft werden. Somit erlangt der Bericht ein Niveau, das mit einem Jahresabschlussbericht vergleichbar ist.

Was wir vor allem brauchen, ist eine Neuausrichtung unternehmerischen Handelns. Deshalb ist es ein wichtiger Schritt, den Aspekt Nachhaltigkeit als festen Bestandteil in vielen Studiengängen zu integrieren. Schließlich geht es darum, bereits jungen Menschen das gesamte Spektrum an nachhaltigen Themen fundiert zu vermitteln und somit den Mitarbeitenden und Führungskräften von morgen bereits heute das Werkzeug für verantwortungsvolles Handeln mitzugeben.

Handeln müssen die Unternehmen in jedem Fall, allein aus regulatorischen Gründen. Mit dem Green Deal der EU, dem Lieferkettengesetz oder der CO2-Steuer gibt es immer mehr Beispiele, die Unternehmen zwingen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Bei Nicht-Einhaltung oder zu wenig Ernsthaftigkeit werden neben dem Imageschaden bei Verstößen auch Bußgelder fällig. Für Unternehmen bedeutet Nachhaltigkeit längst mehr als ein freiwilliges Engagement und wird auch von weiteren Stakeholdern wie Kunden und Banken eingefordert.

Die Unternehmen müssen jetzt Verantwortung übernehmen, sowohl für die sozialen Belange der Mitarbeitenden und Menschen in der Lieferkette als auch für die ökologischen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit.


MARIELLA GOMEZ
ist selbstständige Nachhaltigkeits-Expertin und Dozentin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Von 2012 bis 2021 war sie verantwortlich für Aufbau und Leitung der Nachhaltigkeitsabteilung der Schwarz Gruppe.

 

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