Nachhaltige Digitalisierung

In der Diskussion um eine ökologisch bewusstere IT steht oft der Ressourcen- verbrauch der Hardware im Fokus. Dabei spielt Software eine mindestens ebenso wichtige Rolle.
Illustrationen: Luisa Jung by Marsha Heyer
Illustrationen: Luisa Jung by Marsha Heyer
Gastbeitrag von Lisa Ehrentraut Redaktion

Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die Megatrends unserer Zeit. Obwohl häufig im Gebrauch, bleiben die Begriffe in ihrer Bedeutung dennoch unscharf und schwammig. In ihrer Kombination – nachhaltige Digitalisierung – wird es nicht besser, denn damit sind oft ganz unterschiedliche Dinge gemeint. Digitalisierung soll zu mehr Nachhaltigkeit beitragen, indem Ressourcen geschont werden, einerseits in der Herstellung und andererseits durch geringen Energieverbrauch im Betrieb von Maschinen und Geräten. Darüber hinaus soll Digitalisierung selbst aber auch nachhaltig sein im Sinne einer echten digitalen Transformation mit lang anhaltender Wirkung.

 

In der Diskussion, wie Digitalisierung zu mehr Nachhaltigkeit führen kann, indem IT selbst nachhaltiger wird, steht zudem meist alleine der Ressourcenverbrauch von Hardware im Fokus: Woher kommen die Ressourcen für Rechenzentren, Smartphones, Chips oder Akkus? Und wie langlebig ist die neue Technik?

 

Dabei wird oft übersehen, dass Software eine entscheidende Rolle bei der Nachhaltigkeit digitaler Produkte spielt und das gleich in verschiedenen Bereichen. Zwar ist es die Hardware, die Energie verbraucht, aber die Software löst den Energieverbrauch aus und reguliert ihn. Ein einfaches Beispiel dafür ist die Steuerung des Standby- oder Energiesparmodus. Darüber hinaus haben das Softwaredesign und die Programmierung der Software großen Einfluss auf den Ressourcenverbrauch der Hardware. Sie ist dafür verantwortlich, wie viel Kapazität beispielsweise im Bereich Prozessorleistung oder Arbeitsspeicher benötigt wird. In der Konsequenz ist Software somit auch verantwortlich für den Austausch und die Erneuerung vermeintlich leistungsschwacher Hardware.

 

An dieser Stelle kann Software also dazu beitragen, dass mit möglichst geringen Leistungsanforderungen Hardware länger genutzt werden kann. Neuanschaffungen können außerdem reduziert werden, wenn ältere Hardware länger mit Software-Updates versorgt wird. Auch die Anpassungs- und Integrationsfähigkeit einer neuen Software-Lösung in bestehende Systeme minimiert die Notwendigkeit von Neuanschaffungen. Weniger Neuanschaffungen führen zu weniger unnötigem Elektroschrott. All das kann mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit in der Softwareentwicklung erreicht werden.
Das Ziel nachhaltiger Software ist damit einerseits, den Energieverbrauch der Technik zu senken und andererseits, die Ressourceneffizienz zu steigern, indem der Ressourcenverbrauch gemindert wird.

 

Für unseren IT-Mittelstand stellt der Trend nachhaltiger Digitalisierung und Software eine große Chance dar. Es ist gar nicht so aufwendig, nachhaltige Software zu programmieren. Es lag nur jahrzehntelang kein Fokus darauf. Wenn wir uns nun darauf konzentrieren, kann uns die Entwicklung nachhaltiger Software einen großen Vorteil für den Markt der Zukunft bringen und darüber hinaus eine große Hebelwirkung in den anwendenden Mittelstand entwickeln. Hier ist unser deutscher IT-Mittelstand mit seiner Vielfalt, seinem Ideenreichtum und seiner Qualität für die Entwicklung und Anwendung von nachhaltiger Software Made in Germany unverzichtbar.

 

Lisa Ehrentraut ist Teamleiterin Operations im Bundesverband IT-Mittelstand e. V.

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