Gebäude intelligent steuern

Ob Eigenheim oder Bürokomplex: Energiepreise treiben die Betriebskosten nach oben. Über Dämmung und effiziente Heizung hinaus können smarte Energiemanagementsysteme die Kosten beträchtlich senken – und damit auch die CO2-Emissionen.

Illustration: Marcela Bustamante
Illustration: Marcela Bustamante
Lars Klaaßen Redaktion

Energie ist in Europa – nicht zuletzt in Deutschland – zu einem knappen und teuren Gut geworden. Das Potenzial, hier durch Einsparungen Abhilfe zu schaffen, ist in der Bau- und Immobilienbranche erheblich. 2019 war der Gebäudesektor in Deutschland für rund ein Drittel des gesamten hiesigen Endenergiebedarfs verantwortlich. Davon gingen zwei Drittel auf das Konto von Wohngebäuden. Über 90 Prozent des gebäudebezogenen Energieverbrauchs werden für Raumwärme und Warmwasser benötigt.

Die Instrumente für eine umfassende energetische Bauwende sind bekannt und vorhanden: konsequente Dämmung sowie effiziente Technologien zum Heizen und Kühlen, welche die hierfür benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Erdwärme beziehen. Je besser ein Haus gedämmt ist, desto wichtiger ist es, richtig zu lüften: einerseits keine Wärme zu verlieren, andererseits eine gute Raumluft gewährleisten, also nicht zuletzt Schimmel vorzubeugen. Hinzu kommt die Steuerung der Heizungsanlage. Studien haben gezeigt, dass Menschen hierbei einiges falsch machen. Umso besser, dass es mittlerweile auch anders geht: Digitale Gebäudetechnologien können dabei helfen, Energie zu sparen. Das ist insbesondere dann unumgänglich, wenn in einem Gebäude nicht nur Energie verbraucht, sondern auch erzeugt wird.

Energiemanagementsysteme (EMS), ursprünglich für Industrie und Gewerbe entwickelt, sind mittlerweile sogar für private Haushalte verfügbar (HEMS). Die Lösungen fürs Eigenheim sind in der Regel für den Einsatz mit einer Photovoltaik-Anlage samt Batteriespeicher konzipiert. Bei modernen Speichersystemen ist meist eine Form des Energiemanagements bereits integriert. Nicht alle Geräte, die Strom verbrauchen, werden über solch ein HEMS gesteuert. Neben erzeugenden und speichernden Komponenten wie Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher gilt es, diejenigen Verbraucher einzubinden, deren Verbrauch zeitlich flexibel ist: etwa Ladestationen für E-Autos und Wärmepumpen. Auch smarte Haushaltsgeräte, wie Wasch- und Spülmaschinen, kann ein EMS ansteuern.
Großes Potenzial lässt sich mithilfe digitaler EMS vor allem im Bereich der Gewerbe und Bürogebäude erschließen. Im Rahmen der Bitcom-Studie „Klimaschutz und Energieeffizienz durch digitale Gebäudetechnologien“ wurden 506 Unternehmen ab 20 Beschäftigten dazu befragt: Lediglich zwölf Prozent der teilnehmenden Firmen haben solche Technologien bereits im Einsatz, weitere 22 Prozent planen, digitale EMS zeitnah zu installieren und 30 Prozent können sich dies zumindest vorstellen, verfolgen jedoch keine entsprechenden Pläne. Durch einen ambitionierten Ausbau von Gebäudeautomation, so die Studie, könnten bis zum Jahr 2030 insgesamt bis zu 14,7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen im Gebäudesektor eingespart werden. Dies entspreche fast 30 Prozent des im Klimaschutzgesetz formulierten Reduktionsziels für den Gebäudesektor.

Für private Eigentümer wie Betreiber gewerblicher Immobilienbestände gilt: Wenn sie bekannte Maßnahmen, wie bauliche Sanierung und Modernisierung von Heizungs- und Klimaanlagen, mit digitalen Technologien ergänzen, senkt dies neben CO2-Emissionen auch den Energieverbrauch – und damit die Betriebskosten.

 

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