Außen grün, innen effizient

Unternehmen und Forscher tüfteln an Lösungen, den Energie- und Ressourcenverbrauch sowie die Treibhausgasemissionen in der Fertigung zu senken. Gelingen kann das in der Green Factory. 

Illustration: Emanuela Carnevale
Illustration: Emanuela Carnevale
Lena Bulczak Redaktion

Grün sind Dach und Fassaden der neuen Forschungsgebäude des Fraunhofer IGCF in Augsburg. Zusammen mit den begrünten Innenhöfen und der Dachterrasse sollen die Pflanzen an Wänden und Dach das Mikroklima auf dem Campusgelände verbessern. Für ein behagliches Klima in den Büros und Laboren der Forschungseinrichtung sorgen die Betonkernaktivierung der Decken und die Wärmepumpe. Nur in kalten Wintern schaltet sich die Fernwärmeheizung zu. Der Strom stammt aus der PV-Anlage auf dem Dach des Parkgebäudes. 

Im lichtdurchfluteten Technikum, dessen Büro-, Labor- und Werkstattflächen sich flexibel an die sich verändernden Bedürfnisse anpassen lassen, tüfteln mehr als 100 Forschende an Lösungen für die additive Fertigung, nachhaltige Fabrikplanung und -betrieb, Automatisierungstechniken sowie Digitalisierung und KI in der Produktion. Ziel ist es, die Produktion und Verarbeitung im Industrie-4.0-Umfeld ressourceneffizienter zu gestalten und so die Möglichkeiten der Green Factory für alle Unternehmen nutzbar zu machen. „Die Green Factory Augsburg wird Wegbereiter und Türöffner für viele neue und nachhaltige Innovationen im Bereich der ressourceneffizienten Produktion sein“, so Raoul Klingner, Direktor und Leiter der Hauptabteilung Forschung der Fraunhofer-Gesellschaft.


Mehr als nur energieeffizient
 

Die Green Factory von morgen ist – so zumindest die Theorie – energieeffizient, ressourcenschonend und klimafreundlich. Benötigte Energie kommt ausschließlich aus regenerativen Quellen, erzeugt im besten Fall treibhausgasneutral direkt vor Ort auf dem Werksgelände. Dank smarter Vernetzung aller Komponenten der Fertigung sowie gesteuerter Stromnachfrage lässt sich die benötigte Energiemenge auf ein Minimum reduzieren und die optimale Auslastung der Maschinen gewährleisten.

Doch in der grünen Fabrik geht es um mehr als um Energieeffizienz. Die Green Factory zeichnet sich durch ökologisch gestaltete Prozesse, flexible Produktionsumgebungen sowie hohe Ressourceneffizienz aus. Im Idealfall berücksichtigen Unternehmen Umwelt- und Klimastandards bereits bei der Planung einer Fertigungslinie. Mithilfe von 3D-Modellen und virtuellen Zwillingen werden Produktionslinien oder Fabrikhallen so geplant, dass sie optimal ineinandergreifen und Umweltstandards bereits im Designprozess mitdenken. 

Neue Produkte und Fertigungsprozesse werden– ganz im Sinne der Ressourceneffizienz – so gestaltet, dass möglichst wenig Ressourcen eingesetzt werden und kaum bis gar kein Abfall anfällt. Bereits im Designprozess neuer Produkte liefert die Green Factory Informationen darüber, welche Bauteile des Produkts in der Konstruktion und im Betrieb den größten CO2-Ausstoß verursachen und wie diese ersetzt oder effizienter gestaltet werden können. 


Nachhaltig dank Anpassungsfähigkeit
 

Und auch die gesamte grüne Fabrik ist ganzheitlich geplant und nachhaltig designt. Dank modularer Gestaltung lassen sich Bürobereiche und Werkshallen immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen. So bleibt die Green Factory über ihren gesamten Lebenszyklus robust und anpassungsfähig und trägt dazu bei, den CO2-Fußabdruck des gesamten Unternehmens zu verbessern.
 

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