Grün, sozial, regional

Der Trend geht in Richtung nachhaltige Geldanlage. Was aber nachhaltig ist, darüber scheiden sich die Geister.

Illustration : Chiara Lanzieri
Illustration : Chiara Lanzieri
Mirko Heinemann Redaktion

Alles soll nachhaltig sein – und natürlich auch die Geldanlage. Viele Anleger:innen wollen einfach, dass ihr Geld nicht für klimaschädliche Zwecke eingesetzt wird. Zum anderen setzen sie aber auch auf Logik. Und die besagt: Um die Klimaziele zu erreichen, muss die „Green Economy“ gestärkt werden. Nachhaltige Branchen und Unternehmen müssen stärker wachsen als klimaschädliche. Ergo müssten nachhaltige Investments im Wert gewinnen, klimaschädliche verlieren.

So weit, so gut. Aber was sind nachhaltige Geldanlagen und wie lassen sich besonders nachhaltige identifizieren? Zum einen ist auf die Abkürzung ESG zu achten, die für die drei Kriterien „Environmental“, „Social“ und „Governance“ steht. Sie wird auf Unternehmen angewandt, die erstens umweltfreundlich agieren, zweitens soziale Standards bei Mitarbeiter:innen und über die gesamte Lieferkette hinweg beachten und drittens eine „gute Unternehmensführung“ vorweisen können, sprich: transparent und ehrlich agieren.

Allerdings wird ESG von Finanzmanagern und Fondsgesellschaften inzwischen recht inflationär benutzt. Das liegt daran, dass es keine klare Definition gibt. Viele ESG-Geldanlagen würden nach einem Best-in-Class-Ansatz investieren, erklärt Nadine Bold, Referentin bei der auf Nachhaltigkeit spezialisierten UmweltBank. Bei einem Best-in-Class-Ansatz werden automatisch die nachhaltigsten Unternehmen ausgewählt. „Je nach Bandbreite dieser Auswahl können darunter dann auch Unternehmen fallen, die eben nicht gänzlich auf fossile Energien verzichten, Arbeitsrechtsstandards nicht vorbildlich einhalten oder deren Unternehmensführung eben nicht makellos ist.“ Die UmweltBank verwendet daher den Begriff ESG nicht, sondern orientiert sich an den Sustainable Development Goals, kurz SDGs, die 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Das sind ökologische und soziale Ziele – von der Nutzung sauberer Energie über Artenschutz, Gesundheit, Bildung, die Gleichstellung der Geschlechter, menschenwürdige Arbeit.

Eine andere Option ist die nachhaltige Investition gemäß der Taxonomie-Verordnung der EU. Sie klassifiziert Wirtschaftsaktivitäten nach ihrer Nachhaltigkeit. Ökologisch-nachhaltig ist nach Taxonomie eine Wirtschaftsaktivität, wenn sie einen wesentlichen Beitrag zu mindestens einem von sechs Umweltzielen leistet, als da wären: Klimaschutz, Klimawandelanpassung, nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung von Umweltverschmutzung und Schutz von Ökosystemen und Biodiversität. Zudem darf die Wirtschaftsaktivität keinem der anderen Ziele zuwiderlaufen und es müssen Mindestanforderungen an Soziales und Menschenrechte eingehalten werden.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann auch selbst auf Recherche gehen und direkt in Unternehmensaktien investieren. Auch hier ist auf Transparenz zu achten und gezielt nachzufragen. Zudem sind die Kriterien auch individuell unterschiedlich. Für die einen ist die Investition in ein Unternehmen, das Lithium für Elektroauto-Batterien abbaut, eine nachhaltige Geldanlage, anderen ist das nicht ökologisch genug. Sie fördern lieber regionale Öko- oder Sozialunternehmen. 

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