Offen für Geschlossene

Sieben Jahre nach Einführung des Kapitalanlagegesetzbuches hat sich der Markt für geschlossene alternative Investmentfonds zwar verändert, das Interesse der Anleger ist jedoch geblieben.
Illustration: Oliver Navarro Schrøder
Illustration: Oliver Navarro Schrøder
Johanna Schwabe Redaktion

Es ist nun sieben Jahre her, dass sich der vormals „graue“, weil nur in Teilen regulierte Kapitalmarkt einer Reform unterziehen musste. Mit dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB), das im Juli 2013 in Kraft trat, wurden geschlossene Fonds vollreguliert – wobei rein rechtlich auch ihre Bezeichnung starb. Sie heißen nun „geschlossene Investmentvermögen“ oder „geschlossene alternative Investmentfonds“ (AIF).

Auf Anbieterseite hat sich der Markt mit Einführung des KAGBs deutlich dezimiert. Laut der Ratingagentur Scope lagen die Emissionsaktivitäten etwa ein Jahr lang brach, bevor sich der Markt neu geordnet hat. „Einige Anbieter sind aus dem Markt der geschlossenen Fonds ausgeschieden, weitere konzentrieren sich ausschließlich auf das institutionelle Geschäft. Andere Anbieter wiederum zeichnen sich durch konstante Marktpräsenz aus und emittieren und platzieren regelmäßig geschlossene Publikums-AIF“, heißt es in einem Bericht von Scope zu den aktuellen Platzierungszahlen geschlossener alternativer Investmentfonds 2019. So wundert es auch nicht, dass nach dem Bericht nur fünf Anbieter rund 53 Prozent des Platzierungsvolumens vereinen.

Dem Interesse der Privatanleger hat dieser Umbruch einer ganzen Branche jedoch keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, wie die Scope-Zahlen belegen: Insgesamt investierten Privatanleger im vergangenen Jahr rund 1,6 Milliarden Euro in 58 geschlossene Publikums-AIF. Damit stieg das platzierte Eigenkapitalvolumen gegenüber dem Vorjahr um rund 43 Prozent an. Spitzenreiter bei den alternativen Investmentfonds sind Immobilien. Ihr platziertes Eigenkapitalvolumen 2019 lag bei knapp 1,2 Milliarden Euro. Das sind rund 73 Prozent des insgesamt platzierten Eigenkapitals. Abgeschlagen auf Platz zwei folgt Private Equity mit 340 Millionen Euro, Multi-Asset mit 46 Millionen Euro auf Platz drei sowie erneuerbare Energien mit 38 Millionen Euro auf Platz vier.

Zudem sind laut Scope risikogemischte AIF bei Privatanlegern gefragt. Dahinter verbergen sich Fonds, die in mindestens drei Objekte investieren oder eine diversifizierte Mieterstruktur aufweisen. Sie sind nicht nur aus Anlegersicht die attraktivere Wahl, auch die regulatorischen Anforderungen an den Vertrieb von nicht-risikogemischten Fonds sind höher als die Mindestanlagesumme. Bei nicht-risikogemischten Fonds liegt sie bei 20.000 Euro, an risikogemischten Fonds können sich Anleger zum Teil schon mit 5.000 Euro beteiligen.

Ursprünglich hatten die Analysten von Scope für 2020 eine etwas verhaltene Emissionstätigkeit bei geschlossenen AIF und deshalb ein platziertes Eigenkapitalvolumen auf dem Niveau von 2018 mit 1,1 Milliarden Euro vorausgesagt. Durch die Coronakrise wurde diese Meinung jedoch revidiert. „Nach Ansicht von Scope ist zu erwarten, dass der Vertriebsstart von Fonds verschoben und die Konzeption neuer Produkte vorerst gestoppt wird“, heißt es dort. „Aufgrund der Coronakrise dürften Anleger weniger bereit sein, langfristige Investments zu tätigen, solange eine große Unsicherheit über die weitere gesamtwirtschaftliche Entwicklung besteht.“

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