Finanzen sind Frauensache!

Die Autorin Vreni Frost hat ein Buch über Finanzen geschrieben. Warum, erklärt sie hier.
Illustration: Carina Crenshaw
Illustration: Carina Crenshaw
Vreni Frost Beitrag

Lange Zeit wurde Frauen eingetrichtert, dass Finanzen Männersache sind, dass Frauen nicht schlau genug dafür sind und sich aus Geldthemen heraushalten sollten. Tja, und jetzt haben wir den Salat. Auf den Gender-Pay-Gap folgt der Gender-Pension-Gap, sprich: die Altersarmut.

Frage ich Bekannte und Freundinnen, wie sie das Thema Altersvorsorge in ihrer Familie geregelt haben, dann kommt meistens: Der Partner (Mann) sorgt vor. Und wenn ihr euch trennt? Dann bekomme man das schon geregelt. Leider sieht die Realität anders aus.

Es ist Fakt, dass mehr Frauen als Männer im Ruhestand ein zu geringes Alterseinkommen haben und auf finanzielle Leistungen vom Staat angewiesen sind – laut dem Statistischen Bundesamt waren es 2017 insgesamt 531.371 Menschen, darunter wesentlich mehr Frauen, die Anspruch auf die sogenannte Grundsicherung im Alter hatten.

Meine Omi gehört auch dazu. Sie kam 1969 aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland, um in einem Altersheim zu arbeiten. Sie war Pflegehilfe, dann im Speisesaal und auch in der Wäscherei. Ihre Rente besserte sie im heimeigenen Kiosk auf. Ich erzähle meiner Oma, dass ich gerade über Altersarmut schreibe, und frage sie zum ersten Mal in meinem Leben nach ihren Finanzen. Sie war 34 Jahre alt, als sie nach Deutschland kam, ganze 24 Jahre hat sie voll gearbeitet. Angefangen hatte sie mit 46 Stunden pro Woche, am Ende vor der Rente waren es noch 38,5. Sie bekommt aus Deutschland 570 Euro Rente und 90 Euro kroatische Rente. Das sind insgesamt 660 Euro für den eigenen Lebensunterhalt: Miete, Heizung, Wasser, Lebensmittel und und und. Dass das nicht ausreicht, muss ich uns, glaube ich, nicht vorrechnen.

Frauen erhalten im Schnitt etwa 344 Euro weniger Rente als Männer. Damit beträgt der Geschlechterunterschied etwa 29 Prozent – was eine noch größere Kluft darstellt, als wir sie beim Gehalt haben (ca. 19 Prozent).

Wenn es um Frauen und Finanzen geht, ist Emanzipation wichtig. Als Frau will ich mich finanziell von niemandem abhängig machen. Das geht, ist aber gesellschaftlich noch lange nicht die Normalität. Aber langsam wagen sich auch die Frauen auf dieses Terrain. Role Models werden unsere Töchter hoffentlich haben, ich muss sie mir schwerlich zusammensuchen. Das war auch mit der ausschlaggebende Grund, dieses Buch zu schreiben. Viele Jahre habe ich mich selbst um das Thema Finanzen gedrückt. Bis zu meinem 30. Lebensjahr entsprach mein Verhältnis zu Geld einem Beziehungsstatus à la „es ist kompliziert“. Aber ich habe die Kurve bekommen und will allen Frauen da draußen zeigen, dass Finanzen keine Raketenwissenschaft sind. Ich freue mich sehr darüber, dass unsere Gesellschaft immer mehr tolle Frauen in allen Bereichen hervorbringt. Frauen, die sich für die Rechte aller Frauen einsetzen, Frauen, die in Männerdomänen vorstoßen und sich behaupten müssen, und (Hallelujah!) Männer, die das unterstützen. Männer, die begriffen haben, dass Gleichberechtigung ihnen nichts wegnimmt, sondern ein Gewinn für alle Seiten ist. Gleichberechtigung ist kein Kuchen, bei dem Männer plötzlich ein Stück weniger abbekommen, sondern ein Schlaraffenland.

Vreni Frost schreibt schon seit mehr als zehn Jahren über Lifestyle, Reise, Mode oder Beauty – und jetzt über Finanzen. „Coin Stress. Ein Plädoyer für den entspannten Umgang mit Geld“ von Vreni Frost, 216 Seiten, 20 Euro.

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