Stabilität statt der Illusion vom Reichtum

Die Zukunft der Vermögensverwaltung liegt im Risikomanagement – sagt Kay-Peter Tönnes, Gründer und Geschäftsführer von Antecedo Asset Management.

Kay-Peter Tönnes, Gründer und Geschäftsführer von Antecedo Asset Management
Kay-Peter Tönnes, Gründer und Geschäftsführer von Antecedo Asset Management
Antecedo Asset Management Beitrag

Herr Tönnes, „antecedo“ bedeutet aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt „Ich gehe voran“ – inwiefern gehen Sie als Unternehmen voran?
Insofern als wir fast alles anders machen als der Rest der Branche. Wir streichen nicht den viel zitierten Alpha-Faktor als Leistungsnachweis unserer Fonds heraus, das interessiert uns nicht. Wir glauben an – weitgehend – effiziente Märkte.

Wie prägt das Ihren Asset-Management-Stil?
Der Kern ist das Risikomanagement. Ich bin felsenfest überzeugt, dass darin die wirkliche Leistung des Asset Managements liegt – und dass dem Risikomanagement die Zukunft gehört. Börsengurus, die angeblich wissen, wie sich der Markt entwickeln wird oder in welchen Nischenbereichen noch unterbewertete Aktien zu finden sind, werden bald der Vergangenheit angehören. Ebenso wie klassische Fondsmanager, sie sind Dinosaurier.

Warum?
Wegen der Fähigkeiten der KI, der Künstlichen Intelligenz. Schon bald wird ein normaler Fondsmanager die gleiche Chance haben, eine KI am Kapitalmarkt systematisch zu schlagen, wie ein Schachweltmeister im Duell mit einem Schachcomputer: gar keine. Damit erledigt sich das übliche Versprechen an die Kunden, das den Glanz des Fondsmanagers alter Schule ausmacht: Auch du kannst ganz einfach ein Vermögen an der Börse machen, weil ich den Markt besser kenne als die anderen. Antecedo verspricht gar nichts.

Worin sehen Sie dann Ihre Aufgabe?
Dem Investor über das Risikomanagement Märkte anzubieten. Aber ob Anleger das Risiko eingehen möchten oder nicht, müssen sie selbst entscheiden. Sie müssen sich fragen: Wie sieht meine Allokation aus, wie viel Risiko bin ich bereit einzugehen, und wie setze ich das Risiko um? Das ist der Punkt, an dem Mensch und Maschine zusammenarbeiten. Denn in Datenverarbeitung ist der Computer unschlagbar, die Maschine ist aber auch ein bisschen doof, denn sie will immer optimieren – und optimieren bedeutet nicht unbedingt Stabilität. Wir sagen der Maschine, wie viel Risiko sie eingehen darf, und wie sie welche Risiken mischen soll.

Können Sie das an einem Beispiel erläutern?
Nehmen Sie unseren Fonds „Defensive Growth“, einen abgesicherten Wachstums-Aktienfonds. Der ist langfristig vermutlich sehr aussichtsreich, man kann maximal zehn Prozent verlieren, nach oben sind 70 Prozent Partizipation am Aktienmarkt drin. Das funktioniert durch das Prinzip der Asymmetrie. Sie wird ermöglicht durch eine der großen Entwicklungen der vergangenen 20 Jahre: das Wachstum der Derivatemärkte. Der Schlüssel zur Risikolösung ist ein Produkt, das sowohl die technologischen Vorteile des Computers in der Simulation des Marktes umfasst als auch die Absicherung mithilfe der Möglichkeiten der Derivatemärkte. Handelsgestützte Risikomodelle sind eine Alternative. Ich persönlich bevorzuge sie zwar nicht, aber mit der weiteren Entwicklung der KI bieten sie vielleicht ungeahnte Möglichkeiten.

Warum stellen nicht mehr Unternehmen Ihrer Branche das Risikomanagement in den Mittelpunkt?
Weil unser Ansatz den Menschen die Illusion nimmt, schnell reich werden zu können.  Antecedo richtet sich an Menschen, die ihr Geld langfristig anlegen wollen. Das Konzept Risikomanagement ist außerdem sehr technologisch getrieben und für uns aufwändig, ich programmiere die Software dafür jetzt seit mehr als 20 Jahren selbst.

Gibt Ihnen der Erfolg recht?
Wenn ich mir die Auszeichnungen anschaue, die wir erhalten haben, würde ich sagen: Gar nicht so schlecht.

www.antecedo.eu

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