Das Konto wird zur Wallet für Rechnungen

Markus Best ist seit 1. Februar CEO von PAYCY, einer Plattform, die Rechnungen und Zahlungen vereint. Wir haben mit dem Manager gesprochen, um zu erfahren, wie wir künftig bezahlen.

Markus Best, CEO PAYCY
Markus Best, CEO PAYCY
PAYCY-ONE Beitrag

Herr Best, wie steht es um das Bezahlen?
Payments wird in den nächsten Jahren immer interessanter. Instant Payments, Request to Pay, digitaler Euro – es gibt zahlreiche Beispiele, wie sich Bezahlen beschleunigt, vereinfacht und digitalisiert.

Vielen Fintechs geht es aber nicht so gut, sie mussten Stellen abbauen.
Das betrifft die gesamte Tech-Szene, bis hinauf zu den Konzernen. Das liegt am veränderten Markt, an den Krisen, die wir derzeit erleben, aber auch daran, dass einige Fintechs ihrer Zeit voraus sind und über noch kein ausgereiftes Geschäftsmodell verfügen.

Was unterscheidet Ihr Unternehmen von diesen Fintechs?
Wir setzen auf zwei Megatrends: digitale Convenience und elektronische Rechnungen. Mit Request to Pay lässt sich direkt aus einer Rechnung eine Zahlungsaufforderung erstellen und über unsere Plattform versenden. Wenn Sie sich etwas kaufen, befindet sich die Rechnung dafür künftig direkt im Online-Banking oder in Ihrer Banking-App. Das Konto wird zur Wallet für Rechnungen.

Ist das wirklich gefragt?
Ja, und wir haben mit der DZ BANK die zweitgrößte Bank Deutschlands als Kunden gewonnen. Der Reiz besteht darin, als Bank für die eigenen Firmenkunden Rechnungen anzunehmen und sie als Request to Pay deren Kunden zuzustellen. Rechnung und Zahlung in einem – das ist ein starkes Argument sowohl für Verbraucher als auch Firmenkunden.

Wie groß schätzen Sie den Markt dafür ein?
In Deutschland werden etwa 32 Mrd. Rechnungen jährlich verarbeitet und bezahlt, neun von zehn davon ausgedruckt, eingetütet, frankiert und verschickt. Das entspricht 48 Güterzügen Papier, die sich jedes Jahr einsparen lassen. Alles in allem reden wir hier von einem Potential von mehr als 250 Mrd. Euro. Wer digitalisiert, kann zudem Rechnung und Zahlung leichter abgleichen, Betrug besser vorbeugen und mehr automatisieren.

Wie genau funktioniert der Dienst, den Sie anbieten?
Banken, die mitmachen wollen, binden sich an die PAYCY-Plattform über APIs an. Wie in einem Netzwerk machen sie sich dadurch untereinander für Request to Pay erreichbar – und das ohne viel Aufwand. „Plug and Pay“ sozusagen.

Und warum machen die Banken das nicht selbst?
Weil sich das Sender-Empfänger-Problem stellt. Ohne eine Plattform müssten sich alle Institute untereinander anbinden. Das ist viel zu kompliziert.

Was haben die Banken wirtschaftlich davon?
Banken rücken wieder näher an ihre Kunden heran und können attraktive Zusatzleistungen rund um den Request to Pay anbieten, wie Ratenzahlungen, „Buy now, pay later“ oder ein digitales Archiv. Solche Dienste kommen heute meist von Drittanbietern. Die Institute holen sich also Geschäft zurück, weil das Konto wieder im Mittelpunkt des Bezahlens steht.

Sie sind frisch dabei, warum sollten die Banken Ihnen vertrauen?
Unter der PAYCY-Haube arbeitet ein IT-Kern von der PPI AG. Über deren Software wickeln viele Banken in Deutschland und Europa heute schon ihren Zahlungsverkehr ab. Wir verstehen Banking. Das gilt auch für mich persönlich. Vor PAYCY habe ich bei der Hamburg Commercial Bank den Bereich Business Operations geleitet und unter anderem den Zahlungsverkehr verantwortet. Insgesamt habe ich mehr als 20 Jahre Erfahrung in der internationalen Finanzszene.

Wie geht es jetzt weiter?
Im zweiten Quartal geht unsere neue Webseite online, wir bauen die Organisation auf und ich rechne fest damit, noch in diesem Jahr den ersten Request to Pay über die Plattform zu verarbeiten.

www.paycy.eu

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