Herr Philipp, warum geraten Stadtwerke gerade so stark unter Investitionsdruck?
Netze, Erzeugungsanlagen und Kraftwerke sind vielerorts in die Jahre gekommen. Insbesondere erhöhen Energiewende, Regulierung und die steigende Nachfrage beispielsweise nach Ökostrom den Modernisierungs- und Ausbaubedarf. Dazu kommt die Anforderung nach größerer Unabhängigkeit von Gas und Kohle sowie der Aufbau digitaler Infrastruktur wie intelligenter Netze. Stadtwerke müssen ihre Versorgung robuster machen – gegenüber Extremwetter, Cyberangriffen oder geopolitischen Risiken. Diese Faktoren führen zu einem hohen Investitionsbedarf, der für viele Häuser historisch ist.
Wenn der Transformationsbedarf so groß ist wie noch nie, welche Auswirkungen hat dies auf die Finanzierung?
Bei solchen Summen steigt der Bedarf nach mehr Diversifizierung, sowohl auf Kunden- wie auf Bankenseite. Auch die Anforderungen an Laufzeiten, Flexibilität und Risikostreuung steigen. Das ist für Finanzabteilungen und kommunale Entscheidungsträger eine echte Herausforderung.
Welche Wege können Stadtwerke also gehen?
Kapitalmarktnahe Finanzierung, beispielsweise über Schuldscheine oder bei sehr großen Summen auch über Anleihen – häufig in grüner Ausgestaltung – erweitern den Finanzierungsspielraum erheblich, müssen aber nicht die einzige Lösung sein. Entscheidend ist, dass die Instrumente zu Strategie, Geschäftsmodell und Transformationsplan des jeweiligen Stadtwerks passen. Je nach individueller Bedarfslage können Stadtwerke zunächst ihren Bankenkreis erweitern oder Fördermittel in Anspruch nehmen. Auch individuelle Projektfinanzierungen sind für spezielle Vorhaben denkbar.
Was macht die DZ BANK in diesem Umfeld besonders?
Unsere Nähe. Wir sind regional tief verankert und über die Volksbanken und Raiffeisenbanken auch lokal präsent. Dadurch kennen wir die Strukturen, Bedarfe und Herausforderungen von Stadtwerken sehr genau. Zugleich sind wir nicht nur einer der größten Vermittler von Förderkrediten, sondern verfügen auch über eine starke Kapitalmarkt-Expertise. Das belegt unser Track Record im Schuldschein- und Anleihemarkt. Zudem sind wir mit Stand Juni 2025 führend in der Finanzierung von Erneuerbaren Energien-Projekten mit einem Finanzierungsvolumen von 8,8 Mrd. €. Am Ende zählt die passgenaue Lösung, die den individuellen Transformationsweg unterstützt.
Können Sie Beispiele nennen, wie das konkret aussieht?
Ja. Die Stadtwerke Solingen haben ihren Bankenkreis erweitert, um ihren steigenden Kapitalbedarf zu decken. Erstmals kam es dadurch zu einer Zusammenarbeit mit der DZ BANK, bei der wir eine Fördermittelfinanzierung strukturiert haben. Ein anderes Beispiel ist die badenova Gruppe, die ein Schuldscheindarlehen begeben hat. Die Nachfrage war so hoch, dass das Orderbuch doppelt überzeichnet wurde. Beide Fälle zeigen, wie Stadtwerke ihre Handlungsfähigkeit stärken können, wenn sie neue Wege erschließen.
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