Smarte Verträge

Zu einer umfassenden Automatisierung in der Industrie gehören zwangsläufig auch bindende Verträge.
Illustration: Sophia Hummler
Illustration: Sophia Hummler
Julia Thiem Redaktion

Zu einer umfassenden Automatisierung in der Industrie gehören zwangsläufig auch bindende Verträge. Mit den auf der Blockchain-Technologie basierenden Smart Contracts gibt es nun eine echte Alternative, mit der Transaktionen sogar automatisch ausgelöst werden können.

Die Idee der Industrie 4.0 ist es, dass ein Großteil der Zusammenarbeit zwischen Produzenten, Lieferanten und Kunden automatisiert abläuft. Grundlage für eine solch automatisierte Zusammenarbeit sind einerseits hoch entwickelte Technologien wie Sensorik und andere Messtechniken. Andererseits müssen solche automatisierten Bestellungen natürlich auch rechtlich bindend sein. Und hier kommt die Blockchain als „Game Changer“ ins Spiel. Entscheidendes Stichwort sind die sogenannten Smart Contracts. Dahinter verbergen sich Computerprotokolle, die Verträge abbilden und überprüfen, aber auch Vertragsverhandlungen und -Abwicklungen technisch unterstützen können.

Wird innerhalb einer Lieferkette ein bestimmter Knotenpunkt erreicht, wird an einer anderen Stelle die entsprechende Transaktion ausgelöst – etwa ein Frachtbrief, der die zu liefernde Ware auf ihrem internationalen Weg digital begleitet. Es ist sogar möglich, Zahlungen an bestimmte Meilensteine des Warentransports zu koppeln. Beispielsweise wird eine erste Teilzahlung mit Ausstellung des Frachtscheins ausgelöst und die Ware damit auf den Weg gebracht. Eine zweite Teilzahlung erfolgt, sobald der Zoll durchlaufen wurde. Den vollständigen Betrag gibt es, wenn die Ware ihren Bestimmungsort unbeschadet erreicht hat. Definiert wird all das über die Smart Contracts auf der Blockchain.

Soweit die Theorie. Aber genauso wie der heimische Kühlschrank derzeit noch keine Milchbestellung im nächsten Supermarkt aufgibt, ist das Plus an Sicherheit, Geschwindigkeit und Transparenz innerhalb der deutschen Industrie noch nicht auf dem Stand, auf dem es sein könnte, wie eine aktuelle Studie des Bitkom-Verbands aufzeigt. Demnach scheitert die Einführung von Blockchain-Anwendungen in Unternehmen derzeit vor allem noch an fehlenden Kompetenzen, wie 87 Prozent der Befragten angeben. 81 Prozent mangelt es an qualifiziertem Personal. Aber auch die derzeitige Gesetzeslage sei eine Hürde, primär rechtliche Unsicherheiten, wie 73 Prozent sagten. 69 Prozent sehen die Anforderungen des Datenschutzes, 62 Prozent die der IT-Sicherheit als Hindernis an. Auch die Corona-Krise hinterlässt ihre Spuren. So gaben 63 Prozent an, dass sich aufgrund der Pandemie ihre Prioritäten verschoben hätten und deshalb keine Ressourcen für die Investition in Blockchain-Technologie zur Verfügung stünden.

Diese Daten sind durchaus kritisch zu bewerten. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sagt beispielsweise: „In Deutschland haben wir einen außergewöhnlich breiten und innovativen Mittelstand. Der Mittelstand könnte und sollte sich viel stärker an der Entwicklung und dem Einsatz der Blockchain beteiligen.“ Vor allem aber ist das Potenzial der Blockchain mit ihren Smart Contracts immens: Die präzise Nachverfolgung und die fälschungssicher gespeicherten Daten haben einen hohen Wert für Audits. Kleine Transaktionen können genauso effektiv abgewickelt werden, wie größere, was beides mit einer deutlichen Kostenersparnis einhergeht. Vor allem aber können eben auch Geräte des Internet-of-Things Transaktionen abwickeln. Die Prioritäten für zukunftsweisende Investitionen sollten vielleicht noch einmal überdacht werden.

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