Herr Dr. Eller, gibt es Unterschiede bei Schadenhäufigkeit und -kosten zwischen Fahrzeugen mit alternativen Antrieben und klassischen Verbrennern?
Ja, die Unterschiede sind deutlich. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben – also Hybrid- oder reine Elektrofahrzeuge – sind in der Reparatur teurer als klassische Verbrenner. Das liegt vor allem an der Technik: Hochvoltbatterien, empfindliche Elektronik und aufwändige Assistenzsysteme machen Reparaturen komplexer und kostenintensiver. Hinzu kommt die Bauweise moderner Fahrzeuge. Bei einigen Herstellern, etwa Tesla oder chinesischen Marken, sehen wir zunehmend größere Karosserieteile, was im Schadenfall den Austausch verteuert. Statt eines einzelnen Kotflügels muss oft ein komplettes Modul ersetzt werden. Das wirkt sich massiv auf die Schadenkosten aus – und hat damit auch direkte Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft.
Wie beeinflussen diese Entwicklungen die Prämiengestaltung – gerade in der Flottenversicherung?
Die Prämie muss den erwarteten Schadenaufwand abbilden – das ist der Kern unserer Kalkulation. Im Privatkundensegment nutzen wir Typ- und Regionalklassen und statistische Merkmale. In der Flottenversicherung hingegen arbeiten wir sehr individuell: Wir analysieren die Schadenhistorie jedes Unternehmens, die Zusammensetzung des Fuhrparks und das Nutzungsverhalten. Und natürlich berücksichtigen wir, ob die Flotte auf alternative Antriebe setzt. Ein wichtiger Punkt ist auch die sogenannte Schadeninflation. Ersatzteilpreise und Werkstattkosten steigen seit Jahren stark – oft deutlich über der allgemeinen Inflation. Schon vor der Pandemie war dieser Trend erkennbar, wurde dann aber durch sinkende Schadenfrequenzen während Corona kurzfristig überlagert. Jetzt holen viele Versicherer auf. Das führt zu teils deutlichen Prämiensteigerungen, um die Wirtschaftlichkeit wiederherzustellen.
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Transformation hin zu alternativen Antrieben – und wie stellt sich HDI strategisch darauf ein?
Der Wandel ist in vollem Gange – aber nicht linear. Manche Unternehmen haben auf Elektroflotten umgestellt, mussten aber zurückrudern, etwa wegen mangelnder Ladeinfrastruktur oder Reichweiteneinbußen bei extremen Temperaturen. Gleichzeitig ändert sich die Bedeutung des Fahrzeugs selbst: Junge Mitarbeitende fordern zunehmend flexible Mobilitätsangebote – etwa Firmenfahrräder, ÖPNV-Tickets oder Mobilitätsbudgets statt klassischer Dienstwagen. Der Fuhrpark wird dadurch vielfältiger, was für Unternehmen und Versicherer neue Anforderungen bedeutet.
Wir bei HDI verstehen uns als „Partner in Transformation“. Unser Ansatz ist es, gemeinsam mit unseren Kunden neue Lösungen zu entwickeln – ob bei alternativen Antrieben oder beim autonomen Fahren. Wir sind offen für Pilotprojekte, auch wenn noch keine Langzeiterfahrungen vorliegen. Unser Ziel ist es, nicht nur zu reagieren, sondern aktiv mitzugestalten. So ermöglichen wir Fortschritt – und sorgen gleichzeitig für Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität.
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