Effizienter wohnen

 Auch ein neues Heizungsgesetz wird nichts an der Notwendigkeit der energetischen Sanierung von Gebäuden ändern.

Illustrationen: Cristina Franco Roda
Illustrationen: Cristina Franco Roda
Olaf Strohm Redaktion

Zum umstrittenen „Heizungsgesetz“ des grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck hatte Friedrich Merz noch im vergangenen Dezember in der ARD-Sendung „Maischberger“ erklärt: „Wir werden die alten Regeln wieder in Kraft setzen und damit das bestehende Gesetz korrigieren.“ Also: Alles auf Anfang. Damals war Merz noch nicht Bundeskanzler. Nun, da er es ist, scheint es, als solle das umstrittene Heizungsgesetz gar nicht abgeschafft, sondern nur einer Reform unterzogen werden. Vor allem soll offenbar die besonders umstrittene Regelung, dass jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden muss, beibehalten werden. Jedenfalls sagte Bauministerin Verena Hubertz Mitte Juni der BILD-Zeitung: „Auf gar keinen Fall noch mal eine Gasheizung einbauen, denn das wird ja so teuer, wenn jetzt der CO2-Preis weiter steigt.“ Wer bald seine Heizung erneuern will oder muss, sollte in seiner Stadt oder bei den Stadtwerken nachfragen, wie die kommunale Wärmeplanung vorankommt und ob die vielleicht schon wissen, wo eine Fernwärmeleitung hinkommen soll. „Wenn dem nicht so ist: Es gibt mittlerweile einen Markt für temporäre Heizungen. Da kann man sich dann vielleicht auch mal für ein Jahr oder zwei noch mal eine leihen oder mieten. Oder ich investiere in etwas, was dann auch dauerhaft den Erfüllungsbedingungen entspricht – man muss ja 65 Prozent Klimaneutralität schaffen.“

Dauerhaft – das klingt, als werde die 65-Prozent-Vorgabe der Ampel-Koalition nicht angetastet. Jede neu eingebaute Heizung müsste also demnach auch weiterhinzu zwei Dritteln mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Das kann, muss aber keine Wärmepumpe sein – anders als teilweise behauptet. Aber welches wären die Alternativen? Eine Holzpelletheizung? Sie gilt als nachhaltig und hat einen hohen Wirkungsgrad. Sie verbrennt allerdings den wertvollen Rohstoff Holz. Und über die Herkunft von Holzpellets gab es in letzter Zeit viele kritische Berichte. Teilweise werden in Rumänien und anderswo die letzten Urwälder gerodet, um sie zu Pellets für den nordeuropäischen Markt zu verarbeiten. 

Eine Alternative wäre eine Elektroheizung, die mit Ökostrom aus der Steckdose betrieben wird. Also eine Wandheizung, Heizstrahler, Heizlüfter oder eine Fußbodenheizung, deren Metallschlangen sich wie ein Tauchsieder elektrisch erwärmen lassen. Das ist aber ineffizient und teuer. Bleibt die Wärmepumpe. Wie man es dreht und wendet: Es gibt kein effizienteres System. Wärmepumpen nutzen Umweltenergie aus Luft, Erde oder Wasser zum Heizen und Kühlen. Die Wärmepumpe kann Strom aus erneuerbaren Quellen in Wärme mit einem Bonus umwandeln: Im Gegensatz zu der reinen Elektroheizung, die Strom direkt in Wärme umwandelt, bezieht die Wärmepumpe aus ihrer Umgebung Energie und fügt sie der Energie aus dem Strom hinzu. Sie erreicht dabei Wirkungsgrade von über 300 Prozent.

Klassische Luft-Wasser-Wärmepumpen haben im Jahresdurchschnitt eine Arbeitszahl von mindestens 3, was bedeutet, dass sie aus einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme gewinnen können. Wasser-Wasser-Wämepumpen, die ihre Außenwärme aus dem Grundwasser beziehen, können bis zu fünf Kilowattstunden Wärme aus einer Kilowattstunde Strom gewinnen. Stammt der Strom für den Betrieb dann noch aus Erneuerbaren Energien, laufen Wärmepumpen klimaneutral.
 

»65 Prozent Erneuerbare Energien in der neuen Heizung – es scheint, als werde diese umstrittenste Vorgabe der Ampel-Koalition nicht angetastet.«


Dabei erzeugen sie ohne Probleme eine Vorlauftemperatur von 55 bis 60 Grad Celsius. Auch mehr wären möglich, aber das ginge auf Kosten des Wirkungsgrads. Deshalb gilt die Wärmepumpe im Zusammenspiel mit einer Flächenheizung, etwa einer Fußbodenheizung, als beste Option. Dabei müssen noch viele Vorurteile ausgeräumt werden. Etwa, dass die Wärmepumpe nur effiziente Neubauten, nicht aber Altbauten beheizen kann. Dabei könnte die Wärmepumpe auch schlecht isolierte Gebäude beheizen – sie wäre aber dann weniger effizient. Deshalb gilt eine gute Gebäudedämmung als der Königsweg einer effektiven Kostensenkung im Heizungsbereich. 

Im Moment werden immer noch enorm hohe Fördergelder für Wärmepumpen ausgeschüttet. Einen Zuschuss von 30 bis 70 Prozent für einen Heizungstausch können alle Eigentümer von Wohnungen und Häusern beantragen. Allerdings weiß niemand, wie lange es noch das Geld vom Staat geben wird. Gekoppelt mit einer Photovoltaikanlage, die Strom erzeugt, kann eine Wärmepumpe noch effizienter betrieben werden. Das tut sie aber nur dann, wenn die Sonne scheint, was im Winter selten ist. Wer in dieser Zeit ebenfalls Energie erzeugen möchte, kann die Installation einer Kleinwindanlage in Erwägung ziehen. So werden Windkraftwerke genannt, die eine Leistung von weniger als 100 Kilowatt erbringen. Nach dieser Definition werden auf dem deutschen Markt über 200 Modelle angeboten. 

Auch Solarthermie ist eine Form nachhaltiger Energieerzeugung, Eine solarthermische Anlage, auf dem Dach installiert, nutzt Sonnenenergie zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. Ihr Vorteil: Sie verfügt über einen Wirkungsgrad von bis zu 85 Prozent und ist damit den Photovoltaikanlagen überlegen. Allerdings sind Solarthermieanlagen technisch komplex und anfällig für Verschleiß, da sie mit Flüssigkeit gefüllt sind. 

Nachhaltige Haustechnik ist aber nicht nur gut für Klima und Geldbeutel, sondern hilft bisweilen auch, gesünder zu leben. So kann durch eine kontrollierte Wärmerückgewinnung bis zu 98 Prozent der Wärme aus der Abluft zur Erwärmung der Frischluft genutzt werden, was nicht nur Heizkosten spart, sondern auch das Raumklima verbessert. Durch Filterung der Außenluft werden Pollen, Feinstaub und andere Schadstoffe reduziert, was besonders Allergikern zugutekommt. Die Lüftungsanlage reguliert die Luftfeuchtigkeit im Raum und beugt so effektiv der Schimmelbildung vor. Und durch den kontrollierten Feuchtigkeitsabtransport wird das Risiko von Feuchtigkeitsschäden und Schimmelwachstum minimiert. Die Lüftungsanlage sorgt für ein behagliches Raumklima ohne Zugluft oder Temperaturschwankungen und reduziert den Außenlärm weil die Fenster geschlossen bleiben können. Folge: mehr Ruhe und ein gesünderer Schlaf.

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