Mittel IST MEGA“ kann man in Baden-Württemberg dieser Tage von riesigen, knallgelben Plakaten lesen. Mit dieser im Mai gestarteten Kampagne will man im Ländle auf die Verdienste jener Unternehmen aufmerksam machen, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden. „Gerade in Zeiten globaler Veränderungen ist die Rolle des Mittelstandes als Arbeitgeber, Ausbilder und Innovationstreiber zentral“, betont die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut während der Auftaktveranstaltung zur neuen Kampagne. „Der Slogan ‚mittel IST MEGA‘ bringt auf den Punkt, dass Unternehmerinnen und Unternehmer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Start-ups, Familienbetriebe, Ausbildende, Erfinder, Unterstützerinnen und Macher aus dem Mittelstand täglich Großes leisten.“
NEUE AUFBRUCHSTIMMUNG
Dabei hatten es die kleinen und mittleren Betriebe in Deutschland in den letzten Monaten nicht leicht. Die Multikrisen in Kombination mit dem politischen Stillstand nach dem Ampelaus haben Spuren hinterlassen. Umso deutlicher wird da die neue Aufbruchstimmung, die sich aktuell breit macht. Das Mittelstandsbarometer der Förderbank KfW und des Ifo-Instituts zeigt im Mai zum dritten Mal in Folge eine deutlich verbesserte Stimmung – und zwar um 2,5 Zähler auf minus 14,7 Punkte. Das sei zwar nach wie vor ein negativer Wert, der damit unter dem langjährigen Durchschnitt liege, dennoch sieht man bei der KfW „die Trendwende zum Besseren mit der erneuten Aufwärtsbewegung vollzogen“.
»Der Mittelstand lässt sich von der Dauerkrise nicht lähmen.«
Ulrich Zahner, Allgeier Inovar
Dass es zu dieser Trendwende kommen konnte, könnte daran liegen, dass der Mittelstand die Krise genutzt hat, um sich strategisch und nachhaltig neu aufzustellen. Das zumindest legt eine Umfrage nahe, die der Software-Anbieter Allgeier Inovar zusammen mit dem Marktforscher Innofact im April dieses Jahres durchgeführt hat. Demnach mussten im vergangenen Jahr zwar drei von vier Unternehmen aktiv gegen wirtschaftliche Risiken steuern, um Umsatzrückgänge oder Lieferengpässe zu vermeiden, gleichzeitig hat der Mittelstand diesen wirtschaftlichen Druck jedoch genutzt, um die eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken. Kostenreduktion stand dabei mit 43 Prozent ganz oben auf der Maßnahmenliste, allerdings wurden auch Prozesse und Lieferketten optimiert (41 Prozent) und in Digitalisierung und Künstliche Intelligenz investiert (40 Prozent) – ein mutiger Schritt in wirtschaftlich angespannten Zeiten. „Der Mittelstand lässt sich von der Dauerkrise nicht lähmen – im Gegenteil. Viele Unternehmen nutzen die Situation, um gezielt in Effizienz, Digitalisierung und Widerstandskraft zu investieren. Das zeigt nicht nur Weitblick, sondern auch echten Gestaltungswillen“, lobt Ulrich Zahner, Geschäftsführer von Allgeier Inovar.
Etwas differenzierter sieht man den Digitalisierungstrend hingegen bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Auch dort hat man über 5.000 Unternehmen aus verschiedenen Branchen befragt, wo die Digitalisierung klar fortschreitet. Sie werde jedoch aus den falschen Gründen vorangetrieben – nämlich weniger als Innovationsmotor, sondern vielmehr als Hilfestellung für tagesaktuelle Herausforderungen. „Die Digitalisierung in Deutschland verläuft zu langsam. Wir lassen zu viele Möglichkeiten liegen und es fehlen innovative Technologien", sagt Volker Treier, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung, anlässlich der Vorstellung der Studie am 11. März. „Um bei diesem Thema endlich besser zu werden, müssen die Rahmenbedingungen für Unternehmen dringend angepasst werden."
»Deutschland handelt.«
Dr. Matthias Heider, AIF
DIHK-Chef Treier sieht hier vor allem auch die Bundesregierung in der Pflicht, die beispielsweise den Netzausbau sowohl mit Blick auf Glasfaser als auch auf moderne Mobilfunknetze schneller vorantreiben müsse. Das zeigen auch die Ergebnisse von Allgeier Inovar. Der Mittelstand wünscht sich einen Ausbau der digitalen Infrastruktur (47 Prozent), mehr Tempo bei der Digitalisierung in Behörden, Bildung und Gesundheit (50 Prozent), vor allem aber einen Bürokratieabbau (61 Prozent).