Wenn Computer das Steuer übernehmen

Automatisiertes Fahren ist auf dem Vormarsch – auf dem Lande, zu Wasser und in der Luft.
Illustration: Wyn Tiedmers
Axel Novak Redaktion

Neulich auf der A9 zwischen München und Nürnberg: Zwei MAN-Lastwagen der DB Tochter Schenker biegen auf die Autobahn. Das vordere Fahrzeug setzt gelbe Warnleuchten, das hintere Fahrzeug schließt sehr dicht auf. In großen Lettern steht: Vorsicht Testfahrt – bitte Abstand halten. Mit 80 km/h brausen die Laster los.


Hinter dem Test stecken die Deutsche Bahn, der Lkw-Hersteller MAN und die Hochschule Fresenius. Zusammen erprobten sie bis vor kurzem das sogenannte Platooning, eine Vorform des automatisierten Fahrens. Denn die Automatisierung der Mobilität liegt voll im Trend. Immer mehr Unternehmen stellen Ideen über autonome Fahrzeuge vor. Mehr Effizienz, bessere Verkehrssteuerung, weniger Umweltschäden und mehr Sicherheit versprechen die Konzepte.


Abseits der viel befahrenen Straßen sind automatisierte Fahrzeuge schon heute im Einsatz – und es werden immer mehr. In Warehouses und Lagern der großen Logistikunternehmen sind automatisierte Gefährte genauso unterwegs wie in den Fabriken der Autobauer. Autonome Busse fahren in der Berliner Charité, auch auf vielen Messen sind die lustig anzuschauenden Vorboten der Zukunft zu sehen. Mittlerweile gibt es auch Piloten vor großem Publikum: In Monheim sollen sie im Herbst fahren, auch Frankfurt am Main plant Strecken.


In den Städten könnten autonome Fahrzeuge künftig Waren zu Kunden bringen und gleichzeitig die hohen Lieferkosten verringern, die durch Arbeits- und Fahrzeugkosten bestimmt werden. Die Fahrzeuge könnten zum mobilen Lager für autonome Lieferroboter oder Drohnen mutieren, die die Feinverteilung in obere Stockwerke oder zu entfernteren Zielen übernehmen.


Die Automatisierung macht auch vor der dritten Dimension nicht Halt. Autonome Lufttaxen der großen Flugzeughersteller könnten senkrecht starten und landen. Trotz einer geringen Reichweite sind sie in staugeplagten Städten eine Möglichkeit, um Menschen und Güter zu transportieren. Weil sie keine aufwendige Infrastruktur benötigen, könnten sie günstig wie ein Taxi sein – nur ungleich schneller.


Auch in der Seefahrt bieten sich autonome Systeme an: Die Technik eignet sich gut für Standardaufgaben. Rolls-Royce arbeitet an autonomen Schiffen abseits der Küsten, die per Drohnen und sensorgestützten Systemen gewartet werden. In Norwegen plant das Unternehmen Yara einen Frachter, der ab 2022 autonom Container transportiert. An Europas Küsten und in den Häfen werden autonome Fähren oder Schlepper erprobt.


Noch aber sind viele Fragen zur autonomen Mobilität offen. Wer haftet bei Fehlern? Welche ethischen Regelungen liegen den Systemen zugrunde? Haben Maschinen Rechte?
Auch technisch sind viele Konzepte noch Zukunftsmusik: Wer die Datenverbindungen in Deutschland kennt, ahnt, dass es noch einige Zeit dauert, bis autonome Gefährte mit hohem Echtzeitdatendurchsatz unterwegs sind. Und schließlich der Mensch: Der ist sich nämlich nicht sicher, ob er überhaupt autonom fahren will. Gerade im Autoland Deutschland stehen viele Menschen dem maschinellen Fahren mit großer Skepsis gegenüber.

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