Vom Pooling zum Ridesharing

Besonders in den Städten werden sich Menschen in Zukunft mit einem Mobilitätsmix von A nach B bewegen. Sharing-Konzepte spielen dabei eine immer größere Rolle.
Illustration: Ivonne Schulze
Illustration: Ivonne Schulze
Mirko Heinemann Redaktion

Wer seit dem 1. Juni in Stuttgart unterwegs ist, kann ein neues Mobilitätsangebot nutzen. Dazu braucht er sich nur die Smartphone-App „SSB Flex“ herunterzuladen. Tippt er sie an, wird sein Standort angezeigt. Nach der Zieleingabe werden mögliche Verbindungen errechnet. Die App berücksichtigt dabei nicht nur alle möglichen öffentlichen Verkehrsmittel, sondern auch Fußwege. Alle Kombinationsmöglichkeiten werden mitsamt den verbundenen Kosten und einer zeitlichen Prognose angezeigt. Innerhalb einer Minute, deren Verstreichen die App anzeigt, kann der Fahrgast sich für eine gewünschte Variante entscheiden und seine Fahrt direkt über die App verbindlich buchen.

Der Clou des Angebots sind dabei zehn „Flex-Fahrzeuge“, die in den Bezirken Bad Cannstatt und Degerloch sowie am Wochenende nächtens in der Innenstadt verkehren. Nach der Buchung zeigt die App den Fahrgästen an, wo das Flex-Fahrzeug sie aufnimmt und wie sie gegebenenfalls über einen kurzen Fußweg dorthin gelangen. Die Fahrzeuge, Kleinbusse vom Typ Mercedes, sind teilweise mit Elektroantrieb ausgestattet. „Es ist wichtig für die Stadt, neue Formen von vernetzter und multimodaler Mobilität zu erproben“, erklärt dazu Michael Münter, Referatsleiter für Strategische Planung und Nachhaltige Mobilität bei der Stadt Stuttgart.

Vernetzte und multimodale Mobilität – so lautet der Zauberspruch der städtischen Verkehrsplaner. Entwickler wetteifern darum, die eine App zu schmieden, die eine möglichst große Abdeckung von Verkehrsmitteln und Regionen erreicht und zugleich in der Lage ist, intermodale Routen nach den Kriterien Geschwindigkeit, Umweltfreundlichkeit und Preis zu errechnen. Im optimalen Fall verknüpft eine solche App Flugzeuge, öffentliche Verkehrsmittel, Car- und Bike-Sharing-Angebote, Taxis und Fußwege.

Die größte Schwierigkeit ist es derzeit, an die Daten der vielen verschiedenen Mobilitätsanbieter heranzukommen. Das ist mit dem Inkrafttreten der europäischen Datenschutzgrundverordnung nicht einfacher geworden. Beim Wettlauf um die Kunden scheint derzeit der Mobilitätsanbieter moovel Group vorne zu liegen, der an den Standorten Stuttgart, Hamburg, Berlin und Portland (USA) vertreten ist und bereits über 4,5 Millionen Kunden betreut. Er hat auch den Algorithmus hinter der SSB-Flex-App entwickelt.

Der Algorithmus bündelt die Fahrtanfragen der Nutzer intelligent mittels des sogenannten „Pooling“ und ermöglicht das „Ridesharing“, das Teilen von Fahrten. Um sicherzustellen, dass der Nutzer schnellstmöglich von A nach B kommt, werden die Fahrtrouten laufend unter Einbeziehung von aktuellen Echtzeitdaten des Straßenverkehrs und ÖPNV berechnet und aktualisiert. Zudem wird eine Prognose der erwarteten Nachfrage bereitgestellt, damit die Flotte vorausschauend gesteuert werden kann. Wollen weitere Personen eine ähnliche Strecke zurücklegen, bündelt das System die Anfragen. Mehrere Fahrgäste können sich so trotz verschiedener Ein- und Ausstiegspunkte ein Fahrzeug teilen.

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