Herr Dr. Seßner, Oktober 2019 wurde die Hightech Agenda Bayern ins Leben gerufen. Wie schätzen Sie den aktuellen Stand ein?
Die Hightech Agenda Bayern ist vor allem weit mehr als ein Regierungsprogramm. Sie ist ein detaillierter Fahrplan, wie der Freistaat seine Position als Spitzenstandort für Forschung und Lehre, Innovation und neueste Technologien ausbaut. Erfolgreich, wie ich finde. So hat Bayern 2.500 zusätzliche Stellen an den staatlichen Hochschulen geschaffen und es sind fast 50 Prozent der geplanten 1.000 neuen Professuren bereits besetzt, davon über 130 Professuren im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI). Die Zahlen sprechen für sich.
Welche Rolle spielt Bayern Innovativ in der Hightech Agenda?
Für Innovationen müssen Forschung, Wirtschaft und Politik offen und konstruktiv zusammenarbeiten. Das anzustoßen und zu gestalten, ist unser täglicher Job. Wir schaffen die Grundlage, indem wir die richtigen Menschen aus unterschiedlichen Branchen, Disziplinen und Institutionen zusammenbringen. Gleichzeitig verbinden wir aktiv High- und Deep-Tech-Themen, um praxisnahe Zukunftslösungen zu schaffen.
Welche Bedeutung hat dabei der Technologietransfer?
Er ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Innovationskraft eines Ökosystems. Nur über den Technologietransfer kommen neueste Forschungen schnell genug in die praktische Anwendung, was essenziell für unsere Wettbewerbsfähigkeit ist. Aber eben nur, wenn sie nicht an den Bedürfnissen des Marktes vorbeigehen. Wir müssen vom Problem ausgehend denken. Deshalb erarbeiten wir in unseren Netzwerken, welche Bedarfe tatsächlich bestehen, bringen passende Lösungsanbieter ins Spiel, vernetzen sie aktiv mit potenziellen Kooperationspartnern, aber auch mit möglichen Zulieferern. Das tun wir für alle Zukunftstechnologien der Hightech Agenda. Wir begleiten ihren Transfer in konkrete Zukunftslösungen. Beispielsweise arbeiten wir im Bereich Gesundheit gemeinsam mit Partnern daran, Anwendungen der Telematikinfrastruktur im Versorgungsalltag zu pilotieren und im Praxisbetrieb zu etablieren.
Haben Sie weitere konkrete Beispiele?
Nehmen wir den Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Während die Hightech Agenda Bayern erhebliche finanzielle Mittel für Forschung und Entwicklung von KI zur Verfügung stellt, unterstützen wir kleine und mittelständische Unternehmen und erleichtern ihnen den Zugang. Wir schärfen ihr Bewusstsein für neue Geschäftsoptionen, setzen Impulse und vernetzen sie aktiv. Das geht so weit, dass wir Projekte initiieren und begleiten, in denen KMU mit Forschungseinrichtungen und anderen Unternehmen zusammenarbeiten, um neue KI-basierte Lösungen zu entwickeln. Kurz gesagt, wir helfen ihnen, diese Technologien zu verstehen und zu überlegen, wie sie diese einsetzen können. Dasselbe gilt für den Bereich Quantentechnologie, in dem Bayern zum Dreh- und Angelpunkt für Forschung und Entwicklung werden will und auch werden kann. Wir von Bayern Innovativ beschleunigen Quantencomputing-Projekte, indem wir die Akteure und weitere Zukunftstechnologien wie 6G und KI damit vernetzen, aber auch indem wir ganz praktisch geeignete Fördermittelanträge aufzeigen. Außerdem vermitteln wir in Einzelgesprächen, Workshops und Informationsveranstaltungen Basiswissen über Quantencomputing und seine potenziellen Anwendungen. Ziel ist auch hier wieder, die passenden Menschen, das passende Know-how und das passende Mindset zusammenzubringen, um die Forschung mitzugestalten und in die Praxis zu überführen.
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