»Mobilität der Zukunft bedeutet für uns Mobilität für alle«

Auf dem Weg von einer klassischen Autobank zu einem ganzheitlichen Mobilitätsdienstleister hat die Toyota Kreditbank (TKG) eine klare Vision: „Mobilität für alle.“ Welche Überlegungen sich dahinter verbergen und wie diese Vision zur Realität werden soll,
Axel Nordieker Geschäftsführer Toyota Kreditbank GmbH in Köln
Toyota Kreditbank GmbH Beitrag

Herr Nordieker, eine Autobank soll zum Mobilitätsdienstleister werden. Passt das glaubwürdig zusammen?
Die Leistungskataloge, die lange Zeit das erfolgreiche Kerngeschäft von Banken und Dienstleistungsunternehmen abgebildet haben, werden künftig nicht mehr ausreichen, um diese Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Es gilt, Geschäftsfelder zu definieren, die sich noch stärker an Kundenbedürfnissen orientieren und die bisherige Wertschöpfungskette sinnvoll ergänzen. Sicher ist, dass Mobilität etwas mit Transport, Fahrzeugen und Zahlungsströmen zu tun hat. Und an dieser Stelle kann eine Autobank eine Verbindung herstellen.


Toyota hat sich zur Aufgabe gemacht, mit Innovationen die Lebensqualität von Menschen zu steigern. Unsere Vision ist es, allen Menschen Zugang zu Mobilität zu ermöglichen. Ursprünglich durch unsere Finanzprodukte und jetzt darüber hinaus. Daher erweitern wir unser bisheriges Geschäftsmodell und arbeiten an relevanten Lösungen, die den Kunden einen Mehrwert liefern. Unsere Privat- und Gewerbekunden suchen 360-Grad-Dienstleister für Fahrzeuglösungen, Finanzierungslösungen und weitere Mobilitätsüberlegungen.

 

Mobilitätsdienstleistungen greifen aber weit über das Automobil hinaus. Steht das nicht im Widerspruch zu Ihrem Auftrag, den Absatz von Toyota und Lexus zu fördern?
Ganz im Gegenteil: Unser CEO Akio Toyoda hat die Vision, aus Toyota, der „Car Company“, eine „Mobility Company“ zu formen. Branchenexperten sagen voraus, dass viele der Kunden von morgen kein eigenes Auto mehr besitzen werden. Wenn sie Recht behalten, werden ohnehin weniger Autos verkauft – und dann werden wir Mobilitätspartner für diese Kunden sein.


Und deshalb spielt in Ihrem Konzept für das gerade entstehende Berliner Quartier Neulichterfelde, wo Sie Innovationspartner für Mobilität sind, das Auto auch nur noch eine untergeordnete Rolle?
Neulichterfelde ist ein spannendes Projekt, weil wir hier die Möglichkeit haben, Zusammenleben innovativ, ökonomisch und ökologisch zu gestalten. Außerdem können in einem solchen Umfeld auch neue Mobilitätsformen – wie autonomes Fahren oder „in-home Mobility“ – gemeinsam mit den Bewohnern erprobt und weiterentwickelt werden. Letztendlich geht es darum, die Lebensqualität der Menschen in Neulichterfelde zu verbessern, indem wir eine reibungslose Mobilität ermöglichen. Dabei stellen wir eine breite Produktpalette zur Verfügung.


Für die Anbindung des Quartiers an andere Stadtteile kann das Auto nach wie vor eine wichtige Rolle spielen. Innerhalb des Quartiers sehen die Mobilitätsanforderungen eventuell schon wieder ganz anders aus. Dafür entwickeln wir passgenaue Lösungen. Ein Abo-Modell der Zukunft kann neben Mobilität auch Wohnen, Energie und Hausdienstleistungen umfassen. Die Liste lässt sich beliebig erweitern.

 

Quartiere wie Neulichterfelde sind also auch eine Art Testfeld für neue Mobilitätskonzepte?
Die Idee bei Quartiersmobilität ist, im direkten Austausch mit den Bewohnern deren Bedürfnisse zu erforschen und maßgeschneiderte Lösungen zu erarbeiten. Wir begleiten unsere Kunden auch heute über den Kauf eines Toyota- oder Lexus-Fahrzeugs hinaus, etwa über Finanzierungsangebote, Wartung und Service oder Versicherungsdienstleistungen. In den neuen Quartieren nimmt dieses „Begleiten“ jedoch eine ganz andere Dimension an: Über eine Quartiers-App können die Bewohner jederzeit bedarfsorientierte Leistungen in Anspruch nehmen und steuern. Wir bekommen dadurch viel fundiertere Einblicke in die tatsächlichen Bedürfnisse der Bewohner.

 

Ist Neulichterfelde Ihre einzige Kooperation mit einem Immobilienentwickler?
Wir sind gerade dabei, weitere Kooperationen einzugehen – beispielsweise auch im ländlichen Raum. Wobei es sich hier nicht um neu entstehende, sondern bereits existierende Quartiere handelt. Es sind also unterschiedliche Herausforderungen, für die wir Lösungen erarbeiten. Dabei sammeln wir viel Erfahrung, von der wir wiederum in weiteren Projekten profitieren.

 

Wobei auffällt, dass Sie sich auf relativ geschlossene Ökosysteme konzentrieren und nicht die Herausforderungen an die urbane Mobilität insgesamt adressieren.
Welchen Anteil an der Gesamtbevölkerung in Deutschland erreichen wir, wenn wir uns nur auf große Städte konzentrieren? Wir stehen ganz am Anfang einer Reise, von der wir derzeit nur erahnen können, wohin sie geht. Wie Sie eingangs schon sagten, sind viele Konzepte eher Testfelder. Mit dem Fokus auf abgegrenzte Ökosysteme, wie in den Quartieren, können wir repräsentativere Erkenntnisse über die Kundenbedürfnisse gewinnen als über Befragungen im gesamten Stadtgebiet oder über Datenerhebungen im gesamten Bundesgebiet.

 

Warum übernehmen Sie gerade als Bank innerhalb des Konzerns die Aufgabe, in die beschriebenen neuen Gefilde vorzudringen?
Bei all unseren Aktivitäten arbeiten wir eng mit der Fahrzeugseite zusammen. Im klassischen Autobank-Geschäft bieten wir heute schon Dienstleistungen an, die über Toyota- oder Lexus-Produkte hinausgehen. Diese Flexibilität nutzen wir auch im Bereich Mobilität. Wir wollen nicht nur Toyota-Kunden erreichen, sondern auch solche, die bisher keine Verbindung zur Marke Toyota hatten. Dabei hilft uns Kinto, eine neue Marke, die neben den Marken Toyota und Toyota Financial Services sehr sichtbar werden wird. Unter der Markenfamilie Kinto werden wir zukünftig ein großes Spektrum an Mobilitätsdienstleistungen anbieten. Darüber wird in Kürze zu lesen sein.

 

Nun sind Sie respektive Toyota nicht alleine mit der Vision, zu einem ganzheitlichen Mobilitätsdienstleister zu werden. Ist der Markt denn für alle groß genug?
Wir begrüßen jeden „Wettbewerb“, denn er fördert Innovation. Der Markt ist groß genug für mehrere Akteure. Auch wird die Geschwindigkeit, mit der sich die Märkte verändern, nur mit Hilfe von Kooperationen zu bewältigen sein. Bei uns sind es z.B. Kooperationen mit Immobilienentwicklern, Energieversorgern und Infrastruktur-Anbietern.

 

Wenn heute über Mobilitätslösungen gesprochen wird, geht es fast immer um urbane Mobilität. Bleibt ein Großteil des Flächenlandes Deutschland damit auf der Strecke?
Mobilität der Zukunft bedeutet für uns „Mobilität für alle“. Das heißt, dass wir allen Menschen überall Zugang zu Mobilität ermöglichen wollen. Sowohl in der Stadt, als auch in ländlichen Regionen, denn hier mangelt es häufig an Mobilitätsoptionen. Den stärkeren Austausch mit Kommunen und deren ÖPNV halten wir für zukunftsweisend. Auf kommunaler Ebene erwarten wir den deutlichsten Beitrag zur nachhaltigen Nutzung von Mobilitäts- und Energieressourcen.

 

Mobilitätsdienstleistungen: www.mobilitätsentwicklung.de
Finanzdienstleistungen: www.toyota-bank.de

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