Manches regelt der Markt, an anderen Stellen muss von offizieller Seite die entsprechende Regulatorik geschaffen werden. Und manchmal müssen auch Lösungen ganz neu gedacht werden. Genauso lässt sich der Status quo bezüglich Mobilität derzeit zusammenfassen.
Was der Markt respektive die Kunden mit ihren Ansprüchen regeln: Sie wünschen sich – wie es im Englischen so schön heißt – eine „seamless mobility“ oder auch vernetzte Mobilität. Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, Mobilität nicht mehr in einzelnen Verkehrsmitteln zu denken, sondern alle Optionen auf einem Weg von A nach B einzubeziehen. Wenn am Montagmorgen also die Sonne scheint, schnappe ich mir vielleicht den 150 Meter entfernten Elektroroller, um zum Bahnhof zu kommen. Regnet es nach Feierabend und ich bin nach dem langen Arbeitstag müde und hungrig, schaue ich nach einem Car-Sharing-Angebot in der Nähe, sodass sich mein Heimweg deutlich verkürzt.
An anderen Stellen muss die entsprechende Regulatorik dafür sorgen, dass sich ein Knoten entzerrt. Ein gutes Beispiel: die Ladeinfrastruktur für E-Autos. Als die E-Mobilität wortwörtlich an Fahrt aufgenommen hat, war die Ladeinfrastruktur stark fragmentiert. Insbesondere Stadtwerke haben die ersten Säulen betrieben. „Auftanken“ konnten da aber nur Bestandskunden ihre Elektrofahrzeuge. Dass sich der alternative Antrieb so nicht durchsetzen konnte, war klar. Also wurden mit der Ladesäulenverordnung, seit Januar 2022 ist die zweite Novelle in Kraft, entsprechende Eckpunkte festgesetzt. Seit 2017 müssen E-Autofahrer bereits an jeder Ladesäule tanken und bezahlen können. Ab Januar kommenden Jahres müssen neue Ladepunkte zudem über standardisierte Schnittstellen verfügen. Das soll helfen, Daten zum Standort, der Verfügbarkeit und Funktionsfähigkeit zu übermitteln. Außerdem sollen Abrechnungs- und Autorisierungsdaten besser ausgetauscht werden können. Neu ist weiter, dass Ladepunkte mit einem Kartenlesegerät samt PIN-Pad ausgestattet sein müssen, damit neben Zahlungen via App oder QR-Code auch Kartenzahlung möglich ist.
Und damit sind wir mittendrin in der Thematik, für die dringend neue Lösungen gefunden werden müssen, damit Mobilität wirklich zu einem Service und für die Nutzer „seamless“ werden kann: das Bezahlen. Was wir jeden Tag unzählige Male auf den unterschiedlichsten Wegen machen, soll zur Herausforderung für die Mobilitätswende werden? Ja, denn in einem Plattformökosystem – nichts anderes ist eine Seamless-Mobility-App mit verschiedenen Anbietern und Mobilitätslösungen – wird der bilaterale Vorgang des Bezahlens plötzlich kompliziert. Das hat zwei Gründen: Zum einen sind die Zahlungsströme sehr kleinteilig – E-Scooter und andere Mobilitätslösungen werden zum Teil im Minutentakt abgerechnet – zum anderen sind zahlreiche Anbieter involviert. Deshalb heißt das ganze Phänomen auch Micro- und Multi-Party-Payment.
Viele kleine Zahlungen werden in Summe damit zu einem Geschäftsmodell. Allerdings stehen die Kosten für die Zahlungsabwicklung oftmals nicht in Relation zum Wert der Dienstleistung. Das ist übrigens kein Phänomen, das ausschließlich für Mobilität gilt. Ebay hat beispielsweise erst in diesem Jahr seine Gebührenstruktur in Großbritannien angepasst. Anstatt einer Vermittlungsgebühr zuzüglich 30 Cent pro verkauftem Produkt fallen nur noch zehn Cent Gebühr bei Produkten bis zehn Pfund in bestimmten Kategorien an. Damit will es die Plattform den angebundenen Shops im Niedrigpreissegment leichter machen.