100-mal schnelleres Internet

Erst die kommende 5G-Mobilfunktechnologie wird die Vernetzung der Welt möglich machen.
Illustration: Agata Sasiuk
Axel Novak Redaktion

Das Netz ist geschwätzig: 8,4 Milliarden Geräte mit einer eigenen IP-Adresse kommunizieren heute schon weltweit miteinander. Autos, Smartphones, Kleidungsstücke, Sportausrüstung, Heizungen, Gasturbinen sammeln Daten, speichern sie brav ab und schicken sie zur Auswertung weiter. Und es werden immer mehr: zwischen 20 und 50 Milliarden Devices könnten sich in drei Jahren jedem mitteilen, der auch immer hören mag. Das mobile Internet der Dinge wächst unermüdlich.


Um weiteres Wachstum zu ermöglichen, muss die Datenübermittlung verbessert werden. Die nächste, fünfte, Generation des Mobilfunks heißt 5G und ist bis zu 100-mal schneller als heutige Technik. Kürzere Wellenlängen in der Übermittlung sorgen für mehr Kanäle, ein besseres Netz und schnellere Reaktionszeiten. Daten mit einem Volumen von bis zu vier Gigabyte könnten pro Sekunde heruntergeladen werden – genug, um blitzschnell den neuesten Tatort aufs Handy zu bekommen.


 Doch noch ist unklar, welche Chancen in 5G überhaupt stecken. Derzeit laufen Pilotprojekte, um die Möglichkeiten der 5G-Technologie erst einmal auszuloten. Zum Beispiel in der individuellen Mobilität: Der Bund hat sich für ein 5G-Testnetzwerk auf der A9 zwischen Nürnberg-Feucht und Greding eingesetzt. Laut Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ist 5G „eine Schlüsseltechnologie für das automatisierte und vernetzte Fahren“, weil sie die direkte Datenkommunikation zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur ermögliche. Auf einem rund 30 Kilometer langen Streckenabschnitt können Unternehmen Anwendungen für vernetztes und automatisiertes Fahren testen, neue Methoden zur Übermittlung von Verkehrsinformationen oder zur Verkehrssteuerung entwickeln und so die Grundlagen für die künftige automatisierte Mobilität legen.


Bundesweit könnte 5G in drei Jahren einsatzbereit sein. Das zumindest will die „Netzallianz Digitales Deutschland“, in der sich Telekommunikations- und Netzunternehmen auf Initiative des Bundes zusammengeschlossen haben. 100 Milliarden Euro sollen in das Netz fließen, um die notwendige Technik zu realisieren. Denn es gibt in der Tat viel zu tun: In der Infrastruktur fehlen Frequenzen genauso wie ein umfassendes Glasfasernetz in Deutschland, das Experten als unabdingbar für 5G sehen. Wichtige 5G-Standards müssen erst erarbeitet werden.Und schließlich die Sicherheit: Wenn Daten ultraschnell übermittelt werden müssen, sind klassische Antivirenprogramme nicht mehr einsetzbar. Künftig also müssen neue Algorithmen Daten bewerten und entsprechend steuern.


5G birgt viel Neuland für Deutschland, das doch im weltweiten Wettbewerb ganz vorne mitmischen will. Allerdings hat die Tatsache, nicht immer der erste Technologieanwender zu sein, auch einen Vorteil. Südkorea will zu den Olympischen Winterspielen im Februar 2018 mit dem 5G-Mobilfunk starten. Für die Bundesregierung und deutsche Unternehmen ist das eine Möglichkeit, live zu verfolgen, ob und wie die Umstellung auf 5G funktioniert.

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