Europa braucht KI-Souveränität – nicht Autarkie

Deutschlands digitale Zukunft entscheidet sich in Europa. Nur mit eigener Innovationskraft bleibt der Kontinent im globalen KI-Wettbewerb handlungsfähig.

MARK LOHWEBER, Vorstandsvorsitzender, adesso SE
MARK LOHWEBER, Vorstandsvorsitzender, adesso SE
adesso SE Beitrag

Wer heute über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz spricht, spricht auch über geopolitische Abhängigkeiten. Ein Großteil unserer digitalen Infrastruktur stammt aus den USA oder Asien. Das ist Realität – und keine Katastrophe. Denn völlige Autarkie war noch nie ein sinnvolles Ziel. Aber: Wir müssen in Schlüsseltechnologien wie KI souveräner werden, um selbstbestimmt über unsere Zukunft entscheiden zu können.

Souveränität bedeutet, Optionen zu haben. Wer keine Wahl hat, muss nehmen, was andere anbieten – und akzeptieren, wie andere denken: über Ethik, Datenschutz oder Freiheitsrechte. Deshalb braucht Europa eigene starke Antworten – gerade jetzt, wo KI unsere Wirtschaft, unseren Alltag und unsere Gesellschaft grundlegend verändert.

Deutschland steht dabei als größte Volkswirtschaft Europas in besonderer Verantwortung. Wir profitieren massiv vom Binnenmarkt. Mehr als die Hälfte unserer Waren und Dienstleistungsexporte gehen in die EU – wir sind wirtschaftlich aufeinander angewiesen. Es ist an der Zeit, die digitale Transformation konsequent europäisch zu denken. Denn der globale Wettbewerb um KI-Innovationen lässt sich nicht im nationalen Alleingang gewinnen

Wie wichtig ist es, dass die GenAI-Anwendungen, die Ihr Unternehmen nutzt / nutzen könnte, in der EU entwickelt wurden?
Wie wichtig ist es, dass die GenAI-Anwendungen, die Ihr Unternehmen nutzt / nutzen könnte, in der EU entwickelt wurden?

Unsere aktuelle Gen-AI-Studie zeigt: 71 Prozent der Führungskräfte in Deutschland wünschen sich Lösungen aus der EU; 85 Prozent wollen, dass ihre Daten in Europa bleiben. „AI made in Europe“ wird zukünftig zum echten Verkaufsargument – getragen von Vertrauen, Sicherheit und Nähe zum Markt. Gleichzeitig sehen wir eine europäische KI-Landschaft entstehen, in der Start-ups, Forschung und Unternehmen gemeinsam Innovationen schaffen. Ein gutes Beispiel dafür ist die EU AI Champions Initiative, die bereits mehr als 70 Mitglieder zählt, darunter adesso. Auch die EU hat diesen Wandel erkannt: Programme wie InvestEU mit 200 Milliarden Euro sind ein starkes Signal.

Die Technologie ist da – nun braucht es Umsetzungswillen. Wer heute nicht in KI-Infrastruktur, Datenqualität und Fachkompetenz investiert, wird morgen abgehängt. Das gilt für alle Branchen. Führungskräfte sollten KI nicht als Zukunftsvision sehen, sondern als strategisches Werkzeug im Hier und Jetzt. Und wer dabei auf europäische Lösungen setzt, stärkt nicht nur die eigene Resilienz, sondern leistet auch einen Beitrag zur digitalen Eigenständigkeit unseres Kontinents.

Jetzt braucht es mutige Entscheidungen – in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Deutschland muss hier Taktgeber sein, nicht Nachzügler. Denn die digitale Zukunft ist keine ferne Vision mehr. Sie wird jetzt geschrieben. Und Europa hat die Chance, diese Geschichte mitzugestalten.

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