Herr Raschig, PSA will bis Ende 2024 jedes Modell auch als E-Variante anbieten können – ein realistisches Ziel?
Definitiv ein realistisches, wenn auch ehrgeiziges Ziel.
Peugeot ist seit jeher ein Vollsortimenter, der die individuellen Bedürfnisse der Kunden mit entsprechend unterschiedlichen Modellen bedient. Und der Zeitgeist bringt heute nun einmal ein deutlich umweltbewussteres Verhalten mit sich, dem wir mit den E-Varianten unserer Modelle nachkommen werden.
Reichen dafür nicht auch ein paar Modelle als E-Variante?
Wir wollen, dass sich Kunden auch weiterhin für ein Modell entscheiden können und nicht auf eines zurückgreifen müssen, nur weil es das zufällig mit Elektroantrieb gibt. Wir lassen unseren Kunden die Wahl – „The Power of Choice“.
Welche Modelle gibt es bereits als Elektro- oder Hybrid-Variante?
Mit dem Launch des e-208 ist nun das erste Modell mit Elektroantrieb verfügbar. Der e-2008 wird im Frühjahr 2020 folgen. Darüber hinaus können Kunden den 508 und den 3008 auch schon als Plug-In-Hybrid bestellen. Damit kommen wir genau zum richtigen Zeitpunkt. Wenn man bedenkt, dass der reguläre Entwicklungszyklus eines Modells rund zehn Jahre beträgt, sind wir mit unserem Zeithorizont von fünf Jahren für die komplette Umstellung unserer Produktpalette sehr schnell unterwegs.
E-Mobilität ist in aller Munde, wird von offizieller Seite gefördert. Ist auch das tatsächliche Interesse der Kunden so groß?
Das Interesse ist definitiv da. Allerdings muss man sich natürlich immer individuell fragen, in welchem Umfeld man lebt und welche Anforderungen man an ein Fahrzeug hat. In der Stadt macht ein vollelektrischer Antrieb vom PKW bis hin zu leichten Nutzfahrzeugen sicherlich deutlich mehr Sinn, als für einen Außendienstler, der in der Woche einige 100 Kilometer fährt. Für diese Variante bieten wir die Plug-In-Hybrid-Modelle an.
Womit wir beim wichtigen Thema Reichweite sind.
Die sich seit Erscheinen der ersten Generation Elektrofahrzeuge deutlich verbessert hat. Unser e-208 hat beispielsweise eine Reichweite von 340 Kilometern und ist an einer Schnellladestation innerhalb einer halben Stunde wieder bei 80 Prozent Akkuleistung. Aktueller als die Reichweite ist daher definitiv der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Wenn sich Elektromobilität durchsetzen soll, ist ihr verstärkter Ausbau ein wichtiger Faktor.
Und wie gehen Sie mit der Kritik um, die Preise für Elektroantriebe seien zu hoch?
Die ist unserer Ansicht nach nicht gerechtfertigt. Denn dem höheren Anschaffungspreis stehen deutlich niedrigere Unterhaltungskosten gegenüber. Strom ist günstiger als Benzin. Ohne Verbrennungsmotor benötigen Sie kein Öl. Und auch die Bremsen funktionieren elektrisch, weshalb bei Elektroantrieben nur geringe Wartungskosten anfallen. Anstatt sich also nur auf den Anschaffungspreis zu fokussieren, muss man die – neudeutsch – Total Cost of Ownership analysieren. Und dann sind E-Fahrzeuge unterm Strich nicht teurer. Wenn man dann noch Subventionen und Steuerbefreiungen hinzunimmt, verpufft die Kritik vollends.
Wann machen Elektrofahrzeuge für Flotten Sinn?
Auch hier muss man sich natürlich zunächst fragen, welche Ziele eine Flotte hat. Gerade im städtischen Verkehr, auf geschlossenen Werksgeländen und bei Fahrzeugen, die nur wenige Kilometer am Tag fahren, sind Elektroantriebe spannend – auch, weil sie positiv auf das Firmenimage einzahlen. Aber selbst im Außendienst kann die Wahl eines Plug-In-Hybrids interessant sein. Wenn ich beispielsweise in Frankfurt starte, fahre ich dort im Stadtverkehr elektrisch, nutze dann auf der Autobahn den wirtschaftlichen Benzinmotor, um in Kassel angekommen wieder elektrisch zu fahren. Umweltbewusstsein lässt sich dank neuer Technologien mit vielseitigen Anforderungen vereinbaren.