Smart gegen Migräne

Als zugelassene digitale Gesundheitsanwendung gibt die App sinCephalea durch personalisierte ernährungsmedizinische Empfehlungen Betroffenen neue Hoffnung

TORSTEN SCHRÖDER, Chief Medical Officer und Gründer von Perfood
TORSTEN SCHRÖDER, Chief Medical Officer und Gründer von Perfood
Perfood GmbH Beitrag

Ernährung kann einen bedeutenden Einfluss auf Migräne haben. Dr. med. Dr. rer. nat. Torsten Schröder forscht genau zu diesem Zusammenhang und entwickelte mit Perfood eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA), die jetzt auf den Markt kommt. Im Interview erläutert er, warum es auf die Personalisierung der Ernährung ankommt, um Migräne zu lindern.

Warum hat Ernährung einen so bedeutenden Einfluss auf Migräne?

Unser Organ, das immer als Erstes betroffen ist, wenn dem Körper Energie fehlt, ist das Gehirn. Das liegt daran, dass es nicht über ausreichend eigene Energiespeicher verfügt. Deshalb ist das Gehirn auf den im Blutkreislauf verfügbaren Blutzucker angewiesen. Das Problem: Wenn ein bestimmtes Lebensmittel nach dem Essen den Blutzuckerspiegel stark in die Höhe treibt, fällt er anschließend wieder so extrem ab, dass er unter das Ausgangsniveau fallen kann. Durch die daraus entstehende Achterbahnfahrt im Blutzuckerspiegel kann es zu einer Schwankung der Energieversorgung des Gehirns kommen. Einer der aktuellen wissenschaftlichen Erklärungsansätze für Migräne ist, dass das Gehirn einen Schutzmechanismus in Gang setzt und in eine Art Energiesparmodus wechselt.

 


Reicht es denn nicht, wenn Migränepatient:innen ihren Speiseplan auf Low carb umstellen?

Migränepatient:innen wären froh, wenn es so einfach wäre. Doch Studien zeigen, dass eine kohlenhydratarme Kost vielen Betroffenen nicht zuverlässig genug hilft. Es hat sich in den letzten Jahren herausgestellt, dass man kaum pauschale Aussagen über den Effekt verschiedener Nahrungsmittel auf den Blutzuckerspiegel treffen kann, denn jeder Organismus reagiert unterschiedlich. Es sind also nicht immer die zucker- und kohlenhydratreichen Lebensmittel, die Blutzuckerspitzen verursachen. Andersherum ist es möglich, dass ein eigentlich gesundes Hafermüsli den Blutzucker so hochtreibt, dass es zum potenziellen Migräneauslöser wird. Deshalb brauchen Migränepatient:innen einen Speiseplan, der personalisiert ist. Und darum geht es bei unserer neu zugelassenen DiGA, der digitalen Therapie „sin-Cephalea“.

 


Migräne digital therapieren? Wie kann man sich das vorstellen?

Migränepatient:innen, die sinCephalea nutzen, tragen zwei Wochen lang einen kleinen Glukose-Sensor am Arm, der mit einer App verbunden ist. In dieser Zeit tracken sie ihre Ernährung, aber zum Beispiel auch Schlafrhythmus, Symptome, körperliche Aktivität und eben den Blutzuckerspiegel. Nach einiger Zeit weiß sinCephalea, welche Nahrungsmittel sich wie auf den Blutzucker auswirken, und stellt personalisierte Empfehlungen zusammen, welche die Blutzuckerschwankungen abmildern. In unseren bisherigen Studien zeigte sich übrigens eine durchschnittliche Reduktion der Kopfschmerztage um 44 Prozent. Und das ohne Medikamente.

 


Und diese Migränetherapie gibt es jetzt auf Rezept?

sinCephalea hat seine Wirksamkeit bereits in zwei Studien gezeigt und ist vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen. Die Krankenkassen übernehmen also die Kosten für sinCephalea, wenn eine Migräne diagnostiziert wird.

www.sincephalea.de
 

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